Dienstag, 20. September 2011

Filmkunstmesse Leipzig: Montag


16:00 Uhr

Nachdem die Anreise souverän absolviert ist, und an der Pressestelle das sogenannte Badget abgeholt ist, wird zunächst das Programm studiert. Erste große Ernüchterung: Zu den meisten Vorführungen hat die Presse keinen Zutritt. All die viel versprechenden Titel und Filme, auf die ich mich eigentlich am meisten gefreut habe, sind den Branchenbesuchern – also Kinobetreibern und Vertretern von Filmverleihen vorbehalten. Hier wird ganz gut deutlich, welche Ursprünge dieses Festival hat. Eigentlich nur als Fachmesse gedacht, sprach sich die Veranstaltung immer mehr herum und wurde nun auch für Publikum und Presse geöffnet. Ein paar Perlen sind dann doch dabei: So wird unter anderem die diesjährige Überraschung aus Großbritannien „Tyrannosour“ gespielt und das Außenseiterprojekt „This Must Be The Place“ mit Sean Penn, welches schon jetzt viel zu viel Berühmtheit für diesen Status erlangt hat. Wen wundert's? Es geht um Rock'n'Roll!

20:00 Uhr

Vom Schaukasten abfotografiert: Habemus Papam

Nach der ersten Aufregung und der ersten Beruhigung widme ich mich dem Eröffnungsfilm. Ein Titel, von dem ich vorher noch nichts gehört hatte, den man sich allerdings merken sollte, bis er in Deutschland demnächst startet. „Habemus Papam“ heißt er, hat einen etwas unglücklichen deutschen Titel bekommen und bildet das neue Werk des gefeierten italienischen Regisseurs Nanni Moretti. Es geht um Kardinal Melville, der nach dem Tod des Papstes zu dessen Nachfolger gewählt wird. Also eigentlich wurde er ja von Gott erkoren, dieses ehrenvolle, höchste Amt ausüben zu dürfen. Allerdings ist Melville ein sehr sensibler Mensch, der lieber in den Tag hinein lebt und Gott auf seine liebenswerte Art dient. Er ist mit dieser Aufgabe völlig überfordert und weigert sich schlicht, seine Pflichten als neuer Pontifex zu erfüllen. Der Vatikan ist völlig ratlos und lässt einen Psychologen kommen, da ist der heilige Vater allerdings schon ausgebüxt. Dieser Film wurde in Italien ein absoluter Überraschungserfolg und selbst viele Wochen nach Kinostart, werden die Schlangen an den Kinokassen nicht kürzer. Grund hierfür ist wohl, dass einschlägige, katholische Zeitungen des Landes den Film verrissenen und behaupteten, er würde ihre Religion beleidigen. Die Wogen versuchte Radio Vatikan zu glätten, indem verlautbart wurde, der Film wäre sehr menschlich und würde das Amt des Papstes keinesfalls ins Lächerliche ziehen. Dem kann ich nur zustimmen. Mit sehr schlichten Bildern werden viele fremdartig anmutende Szenen dargestellt, etwa die Wahl des Papstes, welche ja stets unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt findet, oder eine skurrile Volleyball-Meisterschaft im Hof der Sixtinischen Kapelle. Melville wird sehr gekonnt und gründlich von Hauptdarsteller Michel Piccoli verkörpert und all das, was den Film eigentlich zur Komödie machen sollte wirkt einfach nur schön und so, als habe man an etwas besonderem Teil.
„Habemus Papam“ ist ein kleiner Film, der sich einer faszinierenden Thematik widmet und das Kunststück vollbringt, den Quasigott Papst, zu dem zu machen, was er eigentlich ist: Ein Mensch. Der Film hat in Deutschland am 13. Dezember Bundesstart und wird hiermit ausdrücklich empfohlen.

Passagenkino Leipzig

3:34 Uhr...

Nach stundenlangen Kämpfen mit der mitgebrachten Technik ist der Radiobeitrag für Dienstag endlich fertig. Das Ergebnis ist nicht besonders befriedigend, denn das eingebaute Laptopmikrofon bietet nicht die gewünschte Klangqualität. Morgen ist auch noch ein Tag und der verspricht hoffentlich zumindest den Sieg über die Technik. Drückt die Daumen!

Habemus Papam (I, 2011):R.: Nanni Moretti; D.: Michel Piccoli, Jerzy Stuhr, Nanni Moretti, u.a.; M.: Franco Piersanti; Offizielle Homepage.

Der nächste Kineast im Radio: 21.09.2011 um 11:35 Uhr auf Radio Lotte Weimar.

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