Freitag, 18. November 2011

Das Wort zum Donnerstag

Mitte November und es sieht so aus, als wäre das Kinojahr wirklich langsam gelaufen. Ich weiß, das habe ich schon sehr oft gesagt, aber so langsam scheint wirklich die Luft raus zu sein. Na gut! Wir erwarten sehnlich den Start des neuen Cronenbergs und bei uns ist noch immer nicht der neue Almodovar gelaufen. Es gibt in meinem Bekanntenkreis ein absolutes Verbot, irgendwas über „Die Haut in der ich wohne“ zu erzählen. Nur, weil der Verleih gepennt hat, und nicht ahnen konnte, dass die paar Kopien nicht reichen, lass ich mir nicht den Spaß verderben.

Aber irgendwie sind die Höhepunkte des Jahres 2011 vorbei. Es gab sehr viele Filme, die unglaublich gut waren. Man musste manchmal ein bisschen auf sie warten, und einige Filme über sich ergehen lassen, die weniger gut waren. Los ging's gleich mit einer Enttäuschung, aber keiner Überraschung. „Die Chroniken von Narnia – Die Reise auf der Morgenröte“ war genau so schwach, wie man es angesichts der schwachen Vorgänger erwarten durfte. Kein würdiger Abschluss, aber wenigstens ist es jetzt vorbei. Das Jahr der Fortsetzungen machte seinen Namen alle Ehre und warf gleich darauf den dritten Teil der Focker-Filme mit Robert De Niro und Ben Stiller ins Rennen. Auch hier gab es wenig Überraschungen, man war aber angemessen unterhalten und freute sich über gut gelaunte Superschauspieler. Dann wurde die Geduld wirklich heraus gefordert. „The Green Hornet“ von Michel Gondry bot nicht mehr als unteren Durchschnitt mit völlig alberner und überzogener Geschichte und blöden Figuren. Ein saudummer Film, dessen Überflüssigkeit nur noch von der Penetranz des Hauptdarstellers Seth Rogan übertroffen wurde. Gott sei Dank blieb mir gar nicht so viel Zeit, mich darüber zu ärgern, denn dann kam mit „Black Swan“ der erste richtige Höhepunkt im Jahr. Ich war so begeistert, dass ich schon angst bekam, das neue Jahr hätte all sein Pulver bereits im Januar verschossen und ich müsste mich den Rest von 2011 nur noch mit Gurken herum ärgern.

Der Februar belehrte mich eines Besseren. „Hereafter“, „127 Hours“ und „The King's Speech“ belohnten die Wartezeit und nährten die Freude, ins Kino zu gehen. Und dann gab es einige Ankündigungen, die mich ziemlich aufgeregt machten. Der neue Coen-Film stand vor der Tür und von „True Grit“ versprach ich mir einen intensiven und super spannenden Neo-Western mit einem fantastischen Jeff Bridges. Dass, meine Erwartungen nicht erfüllt wurden, ist nicht dem Film vorzuwerfen, aber irgendwie bin ich noch immer nicht ganz versöhnt. Das zeigt mal wieder, wie unterschiedlich der Eindruck, den man durch einen Trailer gewinnt im Vergleich zum eigentlichen Produkt sein kann. Nächster persönlicher Höhepunkt bildete „Sucker Punch“. Den Ankündigungen entsprechend sollte es ein Actionreißer werden, in dem heiße, knapp bekleidete Mädels massenhaft Monster metzelten. Und genau das war es auch. Welche kosmische Bedeutung Zack Snyder auch immer in sein Werk hinein gedichtet haben wollte, ich habe sie nicht gesehen und war deshalb auch nicht entttäsucht darüber. Im Gegenteil. Derartig kurzweilige Unterhaltung habe ich lange nicht mehr genießen dürfen. Es ist der perfekte Film, einfach nur abzuschalten und zu gaffen.
Anschließend gab es, eine kleine Durststrecke zu absolvieren. „World Incasion: Battle Los Angeles“ war Mist. Jaja. Alle haben's gewusst, aber ich wollte mich auf was cooles freuen. Schwamm drüber! „Thor“ war mittelmäßig okay. Viele gute Ansätze und Ideen aber viel verschenktes Potential. Eine Krankheit, die vielen Marvelverfilmungen innewohnt, die in letzter Zeit heraus kamen. Dann gab's Gänsehaut mit einem schockierend ehrlichen „Winter's Bone“, der ohne jeden Vorbehalt in die Schublade „Böse Filme“ geschoben werden muss. Im Juni war ich eigentlich den ganzen Monat über ziemlich platt. Schuld daran war der neue Film von Terence Malick. „Tree Of Life“ jagt mir immer noch wohlige Schauer über den Rücken, wenn ich nur daran denke. Ein unglaublich intensiver Film, der viel mehr erzählt, als man fassen kann. Dieser Film war die größte Überraschung und traf vollkommen unverhofft. Im Juli ging dann eine filmische Ära zu Ende, die vor zehn Jahren begann. Der letzte Film der Harry Potter Reihe lief an. Relativ ernüchtert von den letzten Vorgängerfilmen, war ich vom letzten Teil doch recht angetan. Ein würdiges Ende mit viel Tragik und Epicness. So muss es laufen. Abschluss heißt allerdings auch Abschluss. Wehe, es kommen irgendwelche Fortsetzungen oder Spin-Offs. Die werden dann wild entschlossen boykottiert. Der August bot mit „Super 8“ eine nostalgische Reise in die Vergangenheit und ließ feststellen, das J.J. Abrahms ein verlässlicher Filmemacher ist und man freut sich mehr als nur ein bisschen auf seine nächsten Projekte.

Im September ging es nach Leipzig zur Filmkunstmesse. Hier gab es einige sehr schöne Filme zu sehen, die mittlerweile angelaufen sind, oder erst noch kommen. Das absolute Highlight hier war der neue Film von Nicolas Winding Refn „Drive“. Dieser Film zählt für mich zu den Besten, die ich je gesehen habe. „Drive“ wäre ganz sicher der beste Film des Jahres 2011 gewesen. Allerdings startet er erst im Januar 2012 und wird somit automatisch zum besten Film nächsten Jahres gekürt. Ich kann mir im Moment nichts vorstellen, was dieses Werk übertreffen könnte. Ein schönes Festivalerlebnis bot das Preview von „Melancholia“. Lars von Trier konnte ich bis her nie so richtig genießen, aber diesmal hatte er es irgendwie geschafft. Der Film war klasse und mittlerweile dürfte ihn wohl jeder Interessierte gesehen haben.

2012 wird wieder die übliche Mischung aus lang angekündigten Blockbustern und vielen kleinen Filmen bieten. The Dark Knight Rises ist da ein wichtiger Fixpunkt, dem ich schon jetzt entgegen fiebere. Abgesehen davon bleibe ich einfach dabei, mich auf gute Filme zu freuen und hoffe, es ist nicht zu viel Mist dabei. Aber das Jahr ist lang und Überraschungen gibt es immer. Und dieses Jahr ist auch noch nicht vorbei. Es sind immerhin noch sechs Wochen, in denen viel passieren kann.

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