Dienstag, 26. Juni 2012

Vorschau Sommer 2012

Es ist Sommer. Die Jahreszeit, in der man draußen ist, wenn die Sonne scheint und wenn es regnet, geht man ins Kino. Und jedes Jahr aufs Neue kommt die Frage auf, ob es das Kino verdient hat, lediglich zur Schlechtwettervariante degradiert zu werden.
An dieser Stelle werfen wir also einen Blick auf die kommenden Monate, und schauen, welche der heiß ersehnten Blockbuster wirklich mehr taugen, als nur den Regenschirm zu ersetzen.

The Amazing Spider-Man
Vom kreativen Standpunkt aus gesehen, ist die Filmwelt in einem Kellerloch angekommen. Es wird nämlich nichts Neues mehr gemacht, sondern es wird fortgesetzt, geremaket, rebootet und adaptiert, was das Zeug hält. Spider-Man wurde vor 10 Jahren verblüffend umgesetzt von Sam Raimi. Der ehemalige Splatter-Film-Regisseur nahm sich die Comics zur Brust, suchte sich die besten Versatzstücke heraus, versah das ganze mit einer zeitgemäßen Optik und erfand spontan noch eine neue Kameraperspektive, durch die der Zuschauer regelrecht mitgerissen wurde, wenn sich Spidey durch New Yorks Häuserschluchten schwang. Der zweite Teil übertraf den ersten und der dritte Teil war doof. Trotzdem wurde wahrscheinlich enorm viel Geld verdient. Nun hat sich Sony entschlossen, dass es Zeit für einen neuen Spider-Man wäre. Fünf Jahre ist es erst her, dass Spider-Man 3 gelaufen ist und weder Raimi noch die Hauptdarsteller Tobey Maguire und Kirsten Dunst waren bereit für einen vierten Teil. Sony wollte doch aber so gerne den neuen Spider-Man. Also entschloss man sich, ein Reboot des Ganzen zu machen. Neuer Regisseur, Neuer Hauptdarsteller und alles auf Anfang.
„The Amazing Spider-Man“ soll düsterer und härter werden und man soll sich überhaupt nicht an die Raimi-Filme erinnert fühlen, wenn man diesen Film sieht. Die Trailer lassen da schon was anderes vermuten. Es wird nicht wirklich etwas Neues geben, außer vielleicht einen neuen Schurken. Alles andere hat man schon gesehen. Der erste Trailer zum Film versprach eine aufregende neue Perspektive. So sah man eine Sequenz aus der Ego-Perspektive von Spidey, wie er durch die Gegend hüpfte. Das entpuppte sich als billige Kopie aus dem Videospiel  „Mirrors Edge“ und die Perspektive wurde ganz schnell wieder aus dem Konzept gestrichen. In der Tat weiß ich nicht, warum dieser Film gedreht wurde, geschweige denn, warum man sich den neuen Spider-Man ansehen sollte. Das Motiv ist zu offensichtlich und langsam kommen selbst die ganz unbedarften Zuschauer dahinter, dass es sich hierbei um ganz plumpe Geldmache handelt.

Prometheus
Ridley Scott hat einen neuen Science-Fiction-Horror-Film gemacht. Mit „Alien“ kreierte er 1979 einen Meilenstein der Filmgeschichte. Die Atmosphäre und die Spannung waren einmalig und das von H.R. Giger entworfene Alien gilt als eines der berühmtesten Filmmonster aller Zeiten.
Selbst die Fortsetzungen, die rund um die Geschichte von Ripleys Kampf gegen den Xenomorph entstanden sind, waren durchweg gelungen und prägten jeweils ihren ganz eigenen Stil. Scott muss etwas wehmütig geworden sein in den letzten Jahren. Derzeit arbeitet er an einer Fortsetzung von „Blade Runner“ und demnächst startet nun endlich auch bei uns „Prometheus“
In diesem Film wird eine quasi Vorgeschichte erzählt. Wissenschaftler finden auf der Erde merkwürdige Relikte. Zusammengesetzt ergeben sie eine Sternkarte mit Koordinaten. Also wird ein Raumschiff zu diesen Koordinaten geschickt, denn man geht davon aus, dass die Schöpfer der Menschen eigentlich von einem anderen Planeten kamen und nun rufen sie ihre Kinder zurück. Dieser leicht esoterische Touch bringt viel Kopfkino in die Sache, denn natürlich findet die Crew der Prometheus nicht das, was sie finden wollten.
Das größte Problem dieses Films wird sein, dass man ständig auf Elemente aus den „Alien“-Filmen warten wird. Und wenn die nicht kommen, ist die Enttäuschung bestimmt riesengroß. Deshalb sei hier geraten, den Film vollkommen autark zu sehen und dann wird man belohnt mit einem spannenden, harten und absolut sehenswerten  SciFi-Kracher.

The Dark Knight Rises
Über keinen anderen Film wurde während der letzten Monate so viel berichtet, wie über Christopher Nolans Abschluss seiner Batman-Reihe.
Ich habe Anfangs jedes kleine Bild und Trailerchen aufgesaugt und habe mittlerweile aber dicht gemacht. Ich will nicht noch mehr erfahren. Ich will nicht dem Hype erliegen, der Erwartungen schürt, die unmöglich erfüllt werden können, egal, wie gut dieser Film auch sein wird. Ich werde den Film einfach sehen, wenn er da ist. Zur Story weiß man sowieso fast nichts. Außer, dass Bane in die Stadt kommt, alles in Schutt und Asche legt und Batman vor der absolut größten Herausforderung seiner Superheldenkarriere steht. So gesehen ist es die absolute 0815-Story, aber Chrisopher Nolan ist bekannt für seine komplex und clever konstruierten Plots, sodass es ganz sicher einige überraschende Wendungen geben wird. Der Stil wird wahrscheinlich ähnlich sein, wie im Vorgänger. Es wird also sehr stark auf Realismus getrimmt sein, wodurch die Actionszenen um so spektakulärer werden. Erfahrungsgemäß sind dritte Teile einer Serie oft die schlechtesten. Und ich hoffe inständig, dass Nolan diese Regel zu brechen vermag. Die Trailer sehen jedenfalls fantastisch aus und man darf getrost davon ausgehen, dass dieses Niveau auch  auf Spielfilmlänge gehalten werden kann.

Es gibt noch ein paar Filme, die weniger große Rahmen benötigen, aber trotzdem enorm sehenswert sind.
„Liebe“, der neue Film von Michael Haneke, handelt von einer alten Frau, die stirbt. Zwei Stunden lang! Haneke ist ein Meister der Subtilität, aber wenn einem die Erkenntnis trifft und die Botschaft des Filmes erreicht, ist es, als ob man einen Amboss vor den Kopf bekommt.
„The Cabin in The Woods“, der neue Film von „Cloverfield“-Regiessuer Drew Goddard fängt an, wie ein ganz gewöhnlicher Teenie-Horror. Eine Gruppe von Kids fährt in den Wald in eine einsame Hütte, um dort ein wildes Wochenende zu verbringen. Doch dann geschehen merkwürdige Dinge. Und dann geschehen wirklich merkwürdige Dinge. Ganz im Ernst, kein Mensch weiß, was da passiert, aber es sieht unglaublich cool aus. Das ist ein Film, der dich ohne Skrupel an die Hand nimmt und dich ungebremst in die Schlucht führt, nur um dich kurz aufzufangen und dann in eine Schlangengrube zu werfen. Genug der Metaphern! Angucken!
„We need to talk about Kevin“ - Eigentlich sollte die Verfilmung von Lionel Shrivers Sozialshocker gar nicht in Deutschland laufen. Der ursprüngliche Bundesstart sollte der 26. April sein – dem Jahrestag des Erfurt-Amoklaufs. Keine Chance für einen Film dieser Thematik. Kein Verleih hatte sich bereit erklärt, den Film überhaupt zu spielen. Man hatte bereits begonnen, sich auf ein reines DVD-Release in Deutschland einzustellen und genau der DVD-Verleih erklärte sich überraschend bereit, doch eine Kinoauswertung zu wagen. Nun ist also ein halbes Jahr später bald soweit und „We need to talk about Kevin“ wird in den deutschen Kinos laufen. Das wird unangenehm werden. Das Thema Amoklauf wurde noch nie derart treffend und gleichermaßen beängstigend thematisiert, wie in diesem Film. Vollkommen wertfrei und mit dickem Fell sollte man sich vorbereiten, wenn man ins Kino geht, um dieses Stück bittere Wahrheit zu sehen.
Der letzte Titel für heute lautet „Cosmopolis“. Dieser Film verspricht all das, was in „Eine dunkle Begierde“ gefehlt hat und noch mehr. Der Film soll vollkommen krank und bitterböse sein, was soviel heißt: David Cronenberg ist wieder da. Na dann...!

Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, zwischen 12:00 und 13:00 Uhr auf Radio Lotte Weimar.

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