Donnerstag, 2. August 2012

Mal wieder gesehen - Batman

Das fulminante Finale der Christopher-Nolan-Trilogie „The Dark Knight Rises“ läuft derzeit mit vollem Erfolg in den deutschen Kinos. Ein Grund für die hohen Besucherzahlen im Allgemeinen ist auch die virale Marketingkampagne, die dem Film voraus geeilt ist. Im Grunde wurde der Hype schon durch das extrem fiese Ende des Vorgängerfilms „The Dark Knight“ eröffnet. Ein Jahr vor Release kam der erste offizielle Teaser-Trailer und seitdem gab es fast täglich kleine Häppchen, bis die Vorfreude in Hysterie umschlug und die Erwartungen regelrecht gottgleiche Ebenen erreichten.
Ich wurde sozusagen Monate lang gedrillt und auf Batman gemünzt und letzte Woche war plötzlich alles vorbei. Die ganze Aufregung lief auf fantastische zweieinhalb Stunden hinaus und entlud sich brachial.
Und nun ist Schluss?
Einfach so? Niemals! Ich bin im Batman-Fieber. Das ebbt nicht einfach so ab, nur weil man den neuen Film einmal gesehen hat. Ich werde ihn mir mindestens noch dreimal ansehen, so lange er im Kino läuft. In der letzten Woche habe ich mir außerdem die alten Filme noch einmal reingezogen und interessante Dinge festgestellt, was die Entwicklung der Figur Batman im Film anging.
Fangen wir von Vorne an.

Naja. Vielleicht nicht ganz von vorne. Denn den ersten Leinwandauftritt gab es bereits 1943 mit „Batman“. Alberne Kostüme und eine völlig bekloppte Story hoben den Fremdschämfaktor enorm an. Nicht viel besser waren die Batman-Filme in den 60er Jahren. Adam West spielte den dunklen Rächer und lies ihn zum Moralapostel verkommen. Unerträglich und unfreiwillig komisch: Batmans Schlaumeierei. Und in den Kampfszenen werden Comicschriftzüge eingeblendet. „Pow“ und „Bang“? Lieber nicht.
Tim Burton war dann der erste Regisseur, der die ganze Sache etwas ernster angehen wollte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er konnte 1989 für seinen „Batman“ ein hohes Aufgebot an hochkarätigen Schauspielern gewinnen. Jack Nicholson schlüpfte in die Rolle von Batmans Erzfeind, den Joker. Batman selbst wurde vom relativ unbekannten Michael Keaton dargestellt und gilt allgemein als Schwachpunkt des Filmes. Ich mochte allerdings seine reduzierte Art. Sein Bruce Wayne war melancholisch, aber auch irgendwie sehr locker und cool und fast schon zynisch. Gerade neben einem solch starken Charakter, wie dem Joker, hebt sich sein Stil angenehm ab, auch wenn er dem  Bruce Wayne aus der Comicvorlage nicht mehr so nahe war.
Tim Burton schafft mit „Batman“ eine düstere Utopie. Sein Gotham besteht aus gigantischen Türmen, die sich über den Moloch erheben. Er erinnert daran, dass im Namen der Stadt nicht umsonst das Wort „gothic“ steckt. Überall gibt es riesige Statuen und Kirchentürme. Nie scheint die Sonne. Obendrein hat aber alles eine gewisse Papp-kulissen-Ästhetik, die dem ganzen eine Film-Noir-ähnliche Atmosphäre gibt. Gepaart mit den unvermeidlichen 80er Jahre Kitsch und Bergen aus Haaren, ergibt sich eine einmalige Ästhetik, die aber ein sehr stimmungsvolles Bild zu zeichnen vermag. Die Story ist relativ simpel und der Hauptfokus des Films liegt eindeutig auf der Ausstattung und den Actionszenen. Die sind sehr aufwendig produziert und strotzen nur so vor Kraft. Allein die Etablierung des Batmobiles ist so cool gelungen, dass einige Einstellungen auch aus irgendwelchen Hip-Hop-Lowrider-Clips hätten stammen können. Eine Szene, in der Joker und seine Kumpane ein Museum überfallen, um die dortige Kunst zu „verbessern“ zählt zu den bekanntesten Sequenzen des modernen Hollywood. Eine andere Szene, in der Joker bei einem Chirurgen auf dem Stuhl sitzt und sich grade sein Gesicht hat operieren lassen, wurde schon sehr oft in anderen Filmen zitiert und zählt ebenfalls zu den großen Klassikern. Das Abwickeln des Verbandes in Jokers Gesicht symbolisiert ein Stück weit die Geburt des modernen Actionfilms. Denn vor allem technisch legte „Batman“ neue Maßstäbe. Bewegte sich die Handlung ein bisschen freier abseits der Comicgeschichte, gestaltete sich der Film dadurch um so zugänglicher für eine breites Publikum.
Tim Burton wurde über Nacht berühmt und Batman konnte sein frevelhaftes Image als Sprüche klopfender Depp, mit Anti-Hai- und Karussell-Gegendrehungs-Spray am Gürtel, an den Nagel hängen.

Nach einem derartigen Erfolg, war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Fortsetzung anstand. Die kam 1992 und Tim Burton führte erneut Regie. Sofort fiel auf, dass der Produktion wesentlich mehr Geld zur Verfügung stand und dass Tim Burton wesentlich mehr Freiraum genießen durfte.
In „Batmans Rückkehr“ (selten dämlicher Titel eigentlich, denn das würde ja bedeuten, dass Batman Gotham verlassen hätte. Hat er wohl aber nicht...Egal...) wird Weihnachten gefeiert und zwar auf Gotham-Art. Das heißt, dass es in der dunklen Stadt ganz und gar nicht friedlich zu geht. Der Pinguin terrorisiert die Bürger und Batman muss sich obendrein noch mit Catwoman herumschlagen. Trotz der Starpower (Danny DeVito, Michelle Pfeiffer, Christopher Walken) und der enorm aufgestockten Ausstattung, konnte dieser Film nicht an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen. Tim Burton hat zu sehr seinen eigenwilligen Stil einfließen lassen, was mir persönlich sehr gut gefällt, die breite Masse aber offensichtlich abgeschreckt hat. Die Welt war wohl einfach noch nicht bereit für die volle Ladung Burton.

Egal, was man über Burtons zweiten Batman-Film noch zu meckern hatte; das alles verstummte sofort, als Joel Schuhmacher 1995 das Ruder übernahm und einen schwer zu ertragenden „Batman Forever“ produzierte und dann noch mit einem unsäglichen „Batman & Robin“ nachlegte. Über diese beiden Filme möchte ich nichts sagen. Es lohnt nicht, sich in irgendeiner Form darüber aufzuregen, erst recht, weil es ja mittlerweile genug adäquaten Ersatz im Sektor Batman gibt, dass man die beiden Schuhmacher-Filme eigentlich endlich mal offiziell boykottieren könnte.
Für eine offizielle Facepalm reicht es aber auf jeden Fall schon jetzt.

Es gab also einige sehr unterschiedliche Lesarten der Figur Batman. Auch, wenn ich nicht mit allem einverstanden gewesen bin, finde ich es total interessant, wie sehr sich eine solche Figur verändern kann. Ich denke, das ist auch die Faszination, die Batman auf die Filmemacher dieser Welt ausübt. Christopher Nolan mag seine Trilogie – die, ganz nebenbei erwähnt, absolut unerreicht und großartig ist – beendet haben, aber „The Dark Knight Rises“ war keinesfalls der letzte Batman-Film. Man darf gespannt sein.

Batman (USA, 1989): R.: Tim Burton; D.: Jack Nicholson, Michael Keaton, Kim Basinger, u.a.; M.: Danny Elfman, Offizielle Homepage

Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, 12:00 bis 13:00 Uhr auf Radio Lotte Weimar.

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