Kaum ist der Sommer endlich mal da, tritt auch schon das Phänomen des Sommerlochs in Erscheinung. Mir persönlich ist es diese Woche im Kino begegnet, als ich einen Film finden wollte, den ich hier besprechen kann. Doch leider stand hier nicht viel zur Auswahl. Entweder hatte ich den Film schon gesehen, oder hielt ihn für nicht sehenswert. Trotzdem bin ich nicht mit leeren Händen erschienen und habe statt dessen einen kleinen Film gesehen, der im Rahmen der arg zusammen gestauchten Arabischen Filmwoche im Lichthaus Kino gezeigt wurde. Der Film heißt „Reel Bad Arabs".
Der Medienwissenschaftler Dr. Jack Shaheen hat ein Buch geschrieben, in dem er die Darstellung von Arabern in Hollywoodfilmen thematisiert. Diesem Buch hat er einen etwa 50 Minuten andauernden Dokumentarfilm beigefügt. Es werden zahlreiche Beispiele aus allen möglichen Genres gezeigt. Ob Thriller, Actionfilm, oder Familienkomödie: All diese Filme ähneln sich in ihrer Darstellung von Arabern, die in vielen Fällen einer Dämonisierung gleich kommt. Diese Darstellung prägt natürlich die Meinung des Zuschauers und verunglimpft dabei ein ganzes Volk, ohne, dass es dem unbedarften Kinogänger auffällt. Oder haben Sie gewusst, dass ausgerechnet im Vorspann von „Disney's Aladin“ ein Lied mit rassistischem Inhalt gesungen wird? Oder sehen wir uns die ganzen Actionfilme mit Arnold Schwarzenegger oder Steven Seagal an. Klar! Da ist es ja ganz offensichtlich. Das sind „Department Of Defence“-Filme, die stattlich mit finanziert wurden. Völlig logisch, welches Bild hier vermittelt werden soll. Darauf falle ich als kritischer Zuschauer nicht herein. Oder doch? Mal ganz ehrlich. Woran denken wir denn als erstes, wenn wir das Wort Araber hören? Dunkle Haut, markante Gesichtszüge, schwerer Akzent, wenn er überhaupt unserer Sprache mächtig ist. Gehen wir noch weiter und wir sehen Turban, Palituch und Kalaschnikow im Anschlag. Ist dieses Bild wirklich durch die Filme geprägt, die wir sehen?
Ironischerweise basiert die visuelle Darstellung der Hollywood-Araber auf altertümlichen Gemälden und Fresken über den Orient und wird noch heute in aktuellen Filmen übernommen.
Shaheen findet aber auch einige wenige Ausnahmen, vor allem in Hollywoods jüngerer Geschichte. So lobt er die George-Clooney-Filme „Three Kings“ und „Syriana“, denen eine authentische Darstellung von arabischen Menschen und deren Heimatländern gelungen ist. Diese beiden Filme nähren sich in ihrer inhaltlichen und visuellen Darstellung der Realität am meisten an.
„Reel Bad Arabs“ ist sehr faszinierend, obwohl der Film das Thema natürlich nur oberflächlich ankratzt. Aber er regt dazu an, sich näher damit zu beschäftigen und vor allem, viele Filme zu sehen, oder noch einmal zu sehen und sie unter diesen neuen Gesichtspunkten zu bewerten. So kann man sich eine unabhängige Meinung bilden, was gerade in derart unruhigen Zeiten, die wir im Moment erleben, unglaublich wichtig ist.
„Reel Bad Arabs“ lief am vergangenen Montag und Dienstag im Lichthaus Kino und es steht leider nicht zu erwarten, den Film in nächster Zeit in einem Weimarer Kino sehen zu können. Allerdings ist „reel Bad Arabs“ auf DVD erhältlich und jedem ans Herz zu legen, der sich prinzipiell gerne mit Filmen beschäftigt, auch wenn das manchmal heißt, dass es unbequem werden könnte.
Reel Bad Arabs (USA, 2006): D.: Jeremy Earp, Sut Jhally; B.: Jack Shaheen; Offizielle Homepage
imdb, Trailer.
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 live auf Radio Lotte Weimar.
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