Mittwoch, 4. Mai 2011

Thor

Was hat Stan Lee genommen? Man könnte sich manchmal fragen, zu welchen geheimen Astralwegen und Kanälen der Comicautor Zutritt hatte. Kein anderer Kollege im Comicbusiness kann ähnlich viele Charaktere und dazu gehörige Serien vorweisen. Im „Wir verfilmen alles!“- Wahn, dem die Filmwelt derzeit unterliegt ist es natürlich kein Wunder, dass Stan Lee's Schöpfungen längst den Weg auf die große Leinwand gefunden haben. Wurden zunächst die weitgehend bekannten Serien um Spider-Man, Wolverine und den X-Men adaptiert, kramt man heutzutage etwas tiefer. Heraus kommen so illustre Gestalten, wie Captain America, Iron Man oder der Donnergott Thor

Da hat Thor aber mächtig Mist gebaut. Eben wurde er noch als großer Held gefeiert und auch noch zum Nachfolger des amtierenden Götterkönigs Odin erklärt, da vermasselt er auch schon alles. Es herrschte zähneknirschender Frieden zwischen der Götterwelt Asgard und der Eisriesenheimat Jötunheim, aber durch sein vorschnelles Auftreten und seiner arroganten Haltung provozierte Thor eine neue Auseinandersetzung. Im Zorn verbannt Odin unbeugsamen Sohn auf die Erde, beraubt ihn seines Hammers und seiner Kräfte. Hier soll er als Mensch lernen, verantwortungsvoll und weise zu handeln. Er soll eben genau die Tugenden lernen, die ihn eines Gottes würdig machen. Auf der Erde trifft er die Astrologin Jane, durch deren Hilfe er seinen Hammer zurück bekommen will. Allerdings hat die geheimnisvolle Organisation Shield bereits einen Blick auf die wertvolle Waffe geworfen. Zu Hause in Asgard laufen die Dinge auch nicht gut. Der böse Götterbruder Loki hat das Ruder übernommen, nachdem Odin in eine Art göttliches Koma gefallen ist. Er schmiedet finstere Pläne, die nicht nur Asgard in einen neuen Krieg stürzen könnten.

„Thor“ ist der nächste Streich in einer ganzen Filmreihe, die im ganz großen Stil das Marvel-Franchise noch weiter ausbauen soll. Ähnlich, wie in den Comics, in denen die Figuren der unterschiedlichsten Serien ständig aufeinander treffen, soll nun auch im Film ein sogenanntes Crossover stattfinden. Die Vorbereitungen dafür laufen seit dem ersten Iron Man Film 2008. Hier wird bereits das erste Mal von der geheimen Schutzbehörde Shield gesprochen und im zweiten Teil wurden dann sogar schon prägende Figuren, wie Nick Fury und Black Widow eingeführt. Wie geht’s nun weiter? Thor ist der nächste im Bunde, in diesem Jahr wird noch die neue Verfilmung von „Captain America“ anlaufen und im nächsten Jahr gipfelt das ganze dann in „Die Rächer“, einem Superheldenteam, welches sich dank seiner Beliebtheit nicht hinter X-Men, Fantastic Four, oder der Justice League verstecken muss (Oha! Die wurde auch noch nicht verfilmt...). Nun aber kurz noch zu Thor. Bei aller Skepsis war ich relativ angetan. Das hochtrabende Göttersetting wirkt etwas steif und so, als würde man einen alten Schinken aus den 60er Jahren sehen. So einen Film, der sich trotz seiner albernen Kostüme und der Pappmachékulisse sehr ernst genommen hat. Nach ungefähr einem Drittel wird aber dieser bierernste Aspekt der Story enorm aufgeweicht. Es gibt zahlreiche sehr lustige Begegnungen mit Thor und der normalen Erdbevölkerung. Insgesamt ist der Tenor des Films enorm locker und man muss sich nicht selbst daran erinnern, eine Comicverfilmung zu sehen.

„Thor“ ist durchaus gelungen, fängt die ohnehin ungewöhnliche Atmosphäre des Comics perfekt ein und trumpft neben erstklassigen Schauspielern auch noch mit extrem hübschen Special-Effects auf. Insgesamt lässt sich aber nicht der Eindruck verwehren, man sieht hier nur den Auftakt eines viel spektakuläreren Abenteuers. Wollen wir hoffen, man hat nicht das gesamte Pulver schon für die Sequels verschossen und „Die Rächer“ werden wirklich großartig. Man ist gespannt.

Thor (USA, 2011): R.: Kenneth Branagh; D.: Chris Hemsworth, Natalie Portman, Anthony Hopkins, u.a.; M.: Patrick Doyle; Offizielle Homepage

In Weimar: CineStar

Rezension On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr auf Radio Lotte Weimar.

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