Freitag, 19. März 2010

Crazy Heart

Es geht um das Leben. Es geht um Probleme, die man im Leben hat. Es geht um die Straße des Lebens, die vor Dir liegt und die beschritten werden will. Es geht um die Musik und darum, für die Fans da zu sein. Er ist wie der Grashüpfer, der den Sommer über nur Musik gemacht hat und nun als verlassener Tropf allein im Regen steht. Eine Geschichte wie sie nur Hollywood schreiben kann und die Countrymusik. Beides trifft mal wieder auf einander im neuen Film „Crazy Heart“, mit Jeff Bridges.

Bad Blake ist 57 Jahre alt. Er ist als Countrysänger sein ganzes Leben lang unterwegs gewesen. War er früher einer der beliebtesten Vertreter des Genres, der riesige Säle mit begeisterten Fans gefühlt hat, tingelt er heute von einem Saloon zum nächsten, muss dort mit PickUp-Bands auftreten und bekommt nicht mal Freigetränke. Er ist ohnehin schon desillusioniert und nun erfährt er auch noch, dass ein ehemaliges Mitglied seiner früheren Band, immer berühmter wird und mit Songs Geld verdient, die er sich von Bad selbst hat schreiben lassen. Darunter leidet natürlich auch seine eigene Bühnenshow, denn er ist häufiger betrunken, als nüchtern und schludert seine Auftritte mehr schlecht, als recht dahin. Ihm ist das allerdings völlig egal und ihn interessiert es eigentlich gar nicht, was andere von ihm denken. Sein Produzent schickt ihn sowieso ständig von einem Gig zum nächsten und Bad ist selten länger, als eine Nacht im selben Ort. In Santa Fe lernt er allerdings die junge Reporterin Jean kennen und plötzlich kommt Bad ins Grübeln. Er entdeckt Energien, von deren Existenz er überhaupt nichts ahnte. Für ihn ist das Leben plötzlich wunderbar, ohne, dass er selbst etwas daran ändern musste. Bad Blake erkennt aber nicht die Grenzen, vor denen er unmittelbar steht und deren Überschreitung ernsthafte Konsequenzen für ihn haben würde.

Jeff Bridges hat es geschafft. Er hat die perfekte Schauspielkarriere absolviert. Sein Vater brachte ihm die wichtigsten Grundlagen der Schauspielerei bei. Nach ersten zaghaften Gehversuchen in einigen Fernsehshows, bekam er 1970 eine erste Kinorolle im überaus albernen Fantasymärchen „The Yin and the Yang of Mr. Go“. Seitdem ging es stetig weiter und es gab eigentlich keine Zeit, in der Jeff Bridges nichts zu tun hatte. Zu den einprägsamsten Auftritten zählen auf jeden Fall die, in „König der Fischer“, „Arlington Road“ und natürlich „Big Lebowski“ Allein bei diesen drei Beispielen erkennt man die größte Stärke Jeff Bridges': Seine Fähigkeit, sehr unterschiedliche Rollen absolut überzeugend zu spielen; Wändlungsfähigkeit an den Tag zu legen und dennoch einen individuellen Stil zu etablieren, den man wieder erkennt und der ihn sympathisch erscheinen lässt. Diese lockere und sympathische Art verhilft Jeff Bridges letztendlich immer wieder zu den richtigen Rollen, zur richtigen Zeit und ihr verdankt er nun auch den Oscar für „Crazy Heart“ Der Film handelt ein ur-amerikanisches Motiv ab. Nach wie vor scheint die Countrymusik sehr wichtig zu sein. Die Ikonen, die sie noch immer produziert werden mit großer Begeisterung gefeiert, ebenso, wie deren Versagen gnadenlos mit Verachtung quittiert wird. Dieses Thema scheint eine Konstante im Genre zu sein, denn es taucht nicht das erste Mal in einem Film auf. „Walk The Line“ weist da gewisse Parallelen auf. Hier darf allerdings kein Plagiat vermutet werden, sondern einfach ein Leitmotiv. Nie endender Ruhm, der zum unvermeidlichen Absturz führt. „Crazy Heart“ handelt dieses klassische Motiv souverän ab und bietet neben guten und gern gesehenen Schauspielern – Maggie Gyllenhaal, Colin Farrell und Robert Duvall – noch exklusiv komponierte Songs, die Jeff Bridges selbst singt. Und zwar gar nicht mal so schlecht. Lustig sind ein paar kleine Seitenhiebe auf die Dude-Rolle und auch sonst gibt es viele Kleinigkeiten, die alles auf sehr sympathische Art authentisch machen.

„Crazy Heart“ ist nicht unbedingt besonders, wegen seiner Geschichte, oder wegen seiner Musik, sondern einzig und allein deswegen, weil es Jeff Bridges einen meisterhaften Auftritt beschert, den er mit Bravour meistert und für den er auch entsprechend honoriert wurde.

Crazy Heart (USA 2009): R.: Scott Cooper; D.: Jeff Bridges, Maggie Gyllenhaal, Colin Farell, u.a.; M.: T-Bone Burnett; Offizielle Homepage

In Weimar: lichthaus

Rezensionen On Air: Jeden Donnarst, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar

1 Kommentar:

  1. gefällt mir gut, die review. ich versuche mich nach etwas erfahrung im schreiberischen ja nun auch an filmrezensionen fürs radio.- fällt mir aber bisher nicht allzu leicht, da der genre-unterschied doch größer ist, als gedacht.

    also, ich muss noch sagen, dass mir hier seit langem mal wieder ein blog zusagt.


    cheers,
    josa.

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