Eben gab es an dieser Stelle die Rezension zu Oliver Stones "Wall Street" aus dem Jahre 1987. Um den neuen Wall- Street-Film sehen zu können, der seit vergangenem Donnerstag in den deutschen Kinos läuft, hätte man meiner Meinung nach erst den Vorgänger sehen sollen. Nachdem ich das erledigt hatte ging ich bestens gewappnet ins Kino.
Zur Erinnerung: Am Ende vom ersten Teil stand Gordon Gecko vor Gericht, wegen illegaler Insider Geschäfte und dem Tätigen nicht gedeckter Leerverkäufe. Er wurde dafür sehr hart bestraft und wanderte 8 Jahre ins Gefängnis. Nun kommt er wieder raus und stellt fest, die Welt hat sich nicht nur weiter gedreht, sondern sich auch ordentlich verändert. Die Dinge, für die er bestraft worden ist, scheinen längst zur Normalität des Aktiengeschäfts zu gehören. Gecko fristet nun das Dasein einer alt gewordenen Legende. Er veröffentlicht ein Buch über die Gier des Menschen und ist ein gern gesehener Gast in Talkshows, hat aber seine einstige Größe und das Leben, dass er so geliebt hat eingebüßt. An der Börse geht es derweil drunter und drüber. Der junge und hoffnungsvolle Broker Jake arbeitet für eine Agentur, die das gleiche macht, wie seinerseits die Agentur von Bud Fox. Aktien beobachten, Investoren finden und sie bei der Stange halten. Jake lebt mit Geckos Tochter Winnie zusammen. Bei einer Lesung seines Buches lernt Gordon seinen künftigen Schwiegersohn kennen. Er durchschaut ihn sofort und wittert eine Chance, seine kaputte Beziehung zur Tochter durch den jungen Jake wieder zu reparieren. Jake hält das für eine gute Idee und hofft, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können. Einerseits hilft er seiner Liebsten, ihre Familiengeschichte aufzuarbeiten, andererseits hofft er durch Gecko auf ein paar heiße Tipps im Aktiengeschäft. Doch Gordon Gecko wäre nicht er selbst, wenn er nicht längst einen ausgeklügelten Plan auf Lager hätte.
Wenn früher eine Ankündigung für einen neuen Film von Oliver Stone lief, bekam man immer Bauchschmerzen, denn er schaffte es stets, hoch sensiblie Themen schonungslos und schockierend darzustellen. Ganz klar war hier die Provokation das Hauptmotiv. Heute hat Stone viel von seinem Biss verloren und arbeitet Themen mit durchaus hohem Provokationspotential sehr brav und leise auf. Sei das George W. Bush, oder das World Trade Center. Man könnte jetzt fragen, warum Stone sich einen 20 Jahre alten Film schnappt, um ihn nun fortzusetzen. Die Finanzkrise mag der Auslöser gewesen sein, doch kommt der Film ein bisschen zu spät. Die Wogen sind bereits geglättet und das Thema wurde tausendfach auch im Kino abgehandelt. Und da liegt der Hund begraben. Anstatt neue und schockierende Einzelheiten über Machenschaften am Aktienmarkt zu präsentieren, konzentriert sich der Film auf die Lebensgeschichte Gordon Geckos, der vor allem eines gelernt hat, nämlich, dass sich die Welt so verändert hat, dass er in ihr nur noch zum alten Eisen gehört. Zusätzlich wird die Geschichte des ersten Filmes noch einmal erzählt, nur dass es neue Menschen gibt, die im Grunde genau so aussehen und die selben dämlichen Fehler machen, wie damals. Die Message könnte also sein, dass es trotz aller Änderungen immer noch genau so läuft, wie seit eh und je. Ich habe aber viel mehr gesehen, dass die alte Schule heutzutage nicht mehr das ist, was sie mal war. Oliver Stone mag sich handwerklich weiter entwickelt haben, hat aber das Potential dieses Reboots eines absoluten Filmklassikers nicht nur ungenügend ausgeschöpft, sondern sogar nicht einmal erkannt.
"Wall Street - Geld schläft nicht" ist nett an zu schauen, fesselt aber bei weiten nicht so, wie seinerzeit das Original. Der Film avanciert zum Lückenbüßer bis zum nächsten echten Blockbuster und im Nachhinein hat man eher das Gefühl, dass er überflüßig war. Da helfen auch nicht solide Darstellungen von Michael Douglas und Shia LaBeouf und ein Gastauftritt von Charlie Sheen. Schade eigentlich.
Wall Street – Money never sleeps (USA, 2010): R.: Oliver Stone; D.: Michael Douglas, Shia LaBeouf, Carey Mulligan; M: Craig Armstroung; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr, live auf Radio Lotte Weimar.
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