Freitag, 10. August 2012

Ted

Seth MacFarlane ist ein witziger Mann. Nach dem Besuch des Kent-Internats studierte er Filmwissenschaften und machte seinen Abschluss im Bereich Animation. Schnell wollte er das Erlernte in die Tat umsetzen und arbeitete unter anderem für Hanna-Barabara-Productions und Cartoon Network.
1999 ging seine eigene Serie „Family Guy“ auf Sendung und versammelte gleichermaßen Verehrer und Kritiker um sich. MacFarlane bedient sich eines sehr bissigen und satirischen Humors, der stets mit dem guten Willen und dem Geschmack der Zuschauer spielt. Nichts und niemand ist vor ihm sicher. Zusätzlich werden regelmäßig Filmzitate aufs Korn genommen. Diese Mischung verleitet viele dazu, die Serie mit den „Simpsons“ zu vergleichen. Doch „Family Guy“ ist etwas eigenes und hat auch seinen ganz eigenen Humor. Jetzt hat MacFarlane seinen ersten Kinofilm gemacht, der entgegen früherer Ankündigungen kein „Family Guy“-Film geworden ist, sondern etwas Neues.

Johnny hat als kleiner Junge keine Freunde. Seine Eltern sind verbohrt und konservativ und während all seine Freunde die tollsten Spielsachen unter dem Weihnachtsbaum finden, bekommt Johnny einen...Teddy. Johnny freut sich tatsächlich sehr über das Geschenk und die Eltern können gar nicht fassen, wie dumm, oder genügsam ihr Sohn ist. Doch Johnny ist weder das eine, noch das andere, er ist höchstens ein bisschen naiv. Er wünscht sich jedenfalls ganz fest, dass sein neuer Teddy lebt und mit ihm reden könnte.
Da es in der Welt nichts mächtigeres gibt, als einen Kinderwunsch – abgesehen vielleicht von einem Apache-Kampfhubschrauber – geht Johnnys Wunsch in Erfüllung und sein Teddy erwacht zum Leben.
Die beiden werden beste Freunde und daran hat sich auch nach 27 Jahren nichts geändert.
Johnny hat allerdings mittlerweile eine Freundin, die die Beziehung etwas ernsthafter angehen will. Doch, solange Ted bei Johnny lebt, wird dieser nie erwachsen. Also muss Ted ausziehen und sich einen Job suchen. Kein einfaches Unterfangen für einen pöbelhaften Plüschteddy mit einem echten Drogenproblem.

Seth MacFarlane macht es in seinem Regiedebut ganz ähnlich, wie in der Fernsehserie. Er entwickelt Figuren, die in ihrer Umgebung total unpassend wirken, was aber im Film oder in der Serie niemanden aufzufallen scheint. In der Serie ist es völlig normal, dass ein Baby oder ein Hund spricht und Auto fährt. Genau so verhält es sich mit Ted. Er mag ein Teddybär sein, aber er hat ganz normale menschliche Verhaltensweisen und allein dieser Kontrast ist ein großer Hingucker.
Abgesehen davon ist dieser Bär total witzig. Ein niedliches Plüschtier entpuppt sich als bitterböser und sarkastischer Prolet, der säuft, kifft und sich Prostituierte einlädt. Diese starken Charaktereigenschaften wirken sich positiv auf die Hauptfigur aus, lassen aber die menschlichen Nebenfiguren relativ farblos da stehen. Gegen Ted haben sie einfach keine Chance und Möglichkeit, mehr als bloß schablonenhafte, stereotype Figuren zu sein. Dafür machen aber Mark Wahlberg und Mila Kunis einen passablen Job und man kann ihnen an sich nicht vorwerfen, dass sie im Angesicht des Teddys zurück treten.
Die Sprüche und Witze entsprechen dem bissigen Humor, den man bei Seth MacFarlane kennt, ebenso, wie Zitate aus allen möglichen und unmöglichen Filmklassikern.
Es gibt auch einige echt gelungene Cameo-Auftritte, alter und neuer Stars. Technisch ist der computeranimierte Teddy ebenfalls gelungen. Seine Bewegungen und vor allem die Mimik sind sehr detailliert und zeigen eine enorme Hingabe beim Entwickeln der Figur. Dafür hapert es an manch anderer Stelle. Eine Auto-Verfolgungsjagd wurde mit einfachen Digitalkameras gefilmt und wirkt dadurch schon sehr plastisch und durch den etwas hektischen Schnitt geht viel von der Atmosphäre – die wahrscheinlich bedrohlich, oder zumindest spannend sein sollte – einfach flöten.

Wer aber braucht schon besonders dichte Atmosphäre, wenn er einen sprechenden, sauwitzigen und so dermaßen niedlich aussehenden Teddybären hat? „Ted“ ist eine Komödie, die in alle Richtungen austeilt und wem der bissige Humor MacFarlanes zu sehr auf das zarte Gemüt schlägt, sollte den Film auslassen. Ha! Nur, weil er im Kino läuft, zieht MacFarlane doch nicht die Krallen ein. Der Mann, der den medialen Shit-Storm erfunden hat, oder zumindest eine neue Daseinsebene dieses neuartigen Phänomens ergründet hat, stürmt einfach immer weiter und weiter. Geht auf die Barrikaden, wenn ihr glaubt, es würde etwas nützen. Mit größter Sicherheit landet ihr dann in einer der nächsten Folgen von „Family Guy“.

Ted (USA, 2012): R.: Seth MacFarlane; D.: Mark Wahlberg, Mila Kunis, Seth MacFarlane, u.a.; M.:Walter Murphy; Offizielle Homepage

In Weimar: CineStar

Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, zwischen 12:00 und 13:00 Uhr auf Radio Lotte Weimar.

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