Mittwoch, 11. März 2009

Clint Eastwood - Gran Torino

Hollywoodlegenden neigen, vor allem im fortgeschrittenem Alter dazu, häufiger und mit leicht nervtötendem Nachdruck auf sich aufmerksam zu machen. Vielleicht geht ihnen das Geld aus, vielleicht müssen sie sich einfach beweisen, dass sie mit 70 noch genauso agil sind, wie mit 17. Vielleicht sitzen sie auch einfach in ihrem Haus vor dem prasselnden Kamin bei einem guten Tropfen und haben angst, in Vergessenheit zu geraten. Und was ist nun aus Harrison Ford geworden? Ist er immer noch der kleine Junge, der mit Peitschen spielt und nach vergrabenen Schätzen sucht? Oder nehmen wir Sylvester Stallone. Wenn sein letzter Rambo-Film eins überzeugend gezeigt hat, dann, dass Stallone alt geworden ist.
Es gibt allerdings sehr angenehme Ausnahmen bei diesem Phänomen. Besonders hervor zu heben ist hier Tommy Lee Jones und natürlich Clint Eastwood, dessen Filme immer besser werden, je älter er wird. In seinem letzten Film als Schauspieler „Gran Torino“ beschäftigt er sich einmal mehr mit Schuld und Sühne.

Walt ist alt und verbittert. Als Korea-Veteran traumatisiert, ist die einzige Leidenschaft, die er aufbringen kann, die für das Auto, welches er jahrelang bei Ford montiert hat. Nachdem er in den Ruhestand getreten ist und seine Frau verstorben ist, bleibt ihm nur noch sein Hass auf prinzipiell alles, aber vor allem auf Ausländer und Emigranten und alle anderen, die auf seinem Rasen nichts verloren haben. Er ist eben ein verbitterter, schrulliger, alter Meckerkopp. Mit wachsendem Missmut beobachtet er, wie immer mehr asiatische Familien in sein Viertel ziehen. Hinzu kommt seine eigene Familie, mit der er nichts anfangen kann, außer sie an seinem Geburtstag vor die Tür zu setzen, weil sie ihm vorschlagen, in ein Seniorenheim zu ziehen. Eines Tages wird der Nachbarjunge Thao von einer Bande, halbstarker Gangkids terorrisiert. Walt vertreibt die Gangmitglieder. Er ahnt nicht, dass ihn das zu einem regelrechten Helden im Viertel macht. Weist er die Dankbarkeit der Nachbarn zunächst schroff ab, freundet er sich schließlich mit ihnen an und kümmert sich sogar um Thao. Schnell wird Walt ein gern gesehener Gast bei den Nachbarn und auch er wird immer wieder von kulinarischen Geschenken vor seiner Haustür überrascht. Doch die Störenfriede geben keine Ruhe und werden immer dreister und brutaler, so dass Walt nur noch eine Möglichkeit hat, seinen neuen Freunden zu helfen.

Die späteren Filme von Clint Eastwood gaben sich nacheinander den Staffelstab in die Hand und jeder der ohnehin schon ausgezeichneten Filme, wurde von seinem Nachfolger noch übertroffen. Eastwood hat ein tiefes Verständnis für Filme entwickelt und weiß sehr genau, wie er die Motive, die er sich aussucht in einer packenden Geschichte erzählen muss. Dabei zehrt er von seiner jahrelangen Erfahrung als Schauspieler und Filmemacher.
"Gran Torino“ ist ein perfekt inszeniertes Drama, ohne auf hin und wieder auftauchende Auflockerungen zu verzichten. Manche Situationen, in denen der knorrige Rassist Walt auf die ganz genauso denkende Großmutter Thaos trifft, sind einfach zum Brüllen komisch. Der Film balanciert mit unglaublicher Leichtigkeit zwischen diesen äußerst amüsanten Szenen und den sehr tragischen Teilen der Geschichte, ohne, dass es jemals unglaubwürdig erscheint.

Clint Eastwoods letzter Auftritt vor der Kamera ist so inszeniert, dass man es wirklich glaubt. Er ist nicht einer jener alten Männer, die schon vor Jahren den Job an den Nagel gehangen haben und nun Angst vor dem Vergessen haben werden. „Gran Torino“ ist der bisher beste Film von und mit Clint Eastwood was nur heißen kann, dass sein nächster Film noch besser wird.

Gran Torino(USA 2008): R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Christopher Carley, Ben Vang,
Ahney Her, u.a., M: Kyle Eastwood, Offizielle Homepage

Filmrezension jeden Donnerstag 12.25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar

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