Schauspieler und Wrestler haben ziemlich viel gemeinsam. Die Kämpfe sind meistens vorher mit dem Gegner abgesprochen, die Stunts sind alle echt und durchaus auch gefährlich und wichtiger, als den Gegner zu Brei zu hauen – mit dem man hinterher übrigens in bester Wrestlermanier ein Bierchen trinken geht – ist der Kampf um die Gunst des Publikums. Es ist eine seltsame, verdrehte Welt, die für Außenstehende zuweilen sehr lächerlich wirken kann. Dass sich auch in dieser Welt echte und vor allem fühlende Menschen befinden, zeigt uns Darren Aronofskys neuer Film „The Wrestler“ mit Mickey Rourke.
Randy ist Wrestler. Er ist eine regelrechte Ikone. Einer von den übrig gebliebenen knallbunten Figuren aus den Wrestling-Ringen der 80er Jahre. Doch die Zeit ist natürlich nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. Zahlreiche Verletzungen belasten seinen durch Steroide und andere Medikamente aufgepumpten Körper. Und viel zu oft schwärmt er mit Kollegen über alte Zeiten. Mit seinem Job im Ring verdient er kaum genug Geld, um einen kleinen Wohnwagen bezahlen zu können und außer ihm scheint sich in seinem Umfeld niemand übermäßig für das Profiwrestling zu begeistern. Einzig die Stripperin Cassidy ist eine Art Freundin für ihn, die ihm zu hört und – wenn er zahlt – hin und wieder für ihn tanzt.
Dies ist allerdings eher eine Beziehung zwischen Dienstleister und Kunden und Cassidy lässt auch nicht zu, dass diese Beziehung jemals andere Ebenen erreichen könnte.
Eines Tages geschieht es und Randy bricht nach einem besonders harten Kampf in der Umkleidekabine zusammen und erwacht im Krankenhaus wieder.
Die Diagnose ist schockierend und niederschmetternd. Randy hat nur knapp einen Herzanfall überlebt und nach einer Bypass-Operation rät ihm sein Arzt dringend, das Wrestling aufzugeben.
Randy wird nun in eine Welt geschoben, die er nicht versteht und er versucht, ein normales Leben zu führen. Hier entwickeln sich allerdings Schwierigkeiten, die nichts mit seinem kranken Herz zu tun haben.
„The Wrestler“ zeichnet ein authentisches Bild des Wrestling-Sports in Amerika. So albern diese Kämpfe auch wirken können, sie folgen ganz bestimmten Regeln und eines der ersten Dinge, die Hauptdarsteller Mickey Rourke über das Wrestling gelernt hat, war, dass man sich auch in einem gefakten Kampf echte Verletzungen holen kann.
Im Film brilliert Mickey Rourke und spielt die Rolle so, als sei er selbst jahrelang von den Seilen gesprungen. Und tatsächlich; für Rourke hat der Film etwas autobiographisches, denn er hat seine Karriere als Boxer begonnen und während seine Karriere als Schauspieler stagnierte, hatte er wieder zahlreiche Box-Kämpfe aus zu fechten. Rourke ist ein Schauspieler mit einer ganz bestimmten Ausstrahlung, der man sich schwer entziehen kann und ganz besonders faszinierend ist es einfach, zu beobachten, wie er von ganz unten regelrecht wieder nach oben gestürmt ist und mit seinem ersten – ernst zu nehmenden – Film seit vielen Jahren sogleich eine Oscar-Nominierung ergattert hat. Und möglicherweise ist es das, sowas zu können, was einen guten Schauspieler ausmacht.
Rourke ist allerdings auch auf einen interessanten Regisseur getroffen, bei dem man sich zuweilen schwer tut, seine Filme zu verstehen. Bei „The Wrestler“ allerdings arbeitet Aronofsky mit klaren, geradezu dokumentarischen Bildern. Nichts wirkt übertrieben oder unrealistisch und man taucht ein in eine Welt, die scheinbar früher einmal geglänzt und geglitzert hat und in der nun der ganze Prunk abgeblättert ist.
„The Wrestler“ – ein ganz wichtiger Film für Mickey Rourke, denn er lässt sich selbst und den Wrestlingsport mit diesem detailgetreuen und wahrheitsgemäßen Drama wieder auferstehen.
The Wrestler (USA 2008): R.: Darren Aronofsky; D.: Mickey Rourke, Marisa Tomei;, Evan Rachel Wood, u.a.; M: Clint Mansell; Offizielle Homepage
Filmrezension jeden Donnerstag 12.25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar
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