Alle Menschen sind gleich. Zumindest heißt es so in den meisten demokratischen Verfassungen. Dass es nicht immer so ist, zeigt die Existenz von zahlreichen sozialen Minderheiten und Randgruppen, die es in jeder Gesellschaft gibt. Hin und wieder tauchen allerdings Figuren auf, die durch großes Engagement und vor allem viel Mut gegen den Strom schwimmen, um die Rechte der Minderheiten, die sie vertreten zu sichern. Der neue Film von Gus Van Sant - "Milk" - handelt von einer solchen Figur und läuft bereits seit Februar in deutschen Kinos.
Harvey Milk ist ein homosexueller Büroangestellter in New York. Er führte bisher ein eher biederes Leben und lebte seine Homosexualität vor allem heimlich aus, da es in den 70er Jahren ernste Konsequenzen bedeutete, sich öffentlich dazu zu bekennen. An seinem vierzigsten Geburtstag lernt Harvey den jungen Scott kennen und verliebt sich in ihn. Kurz darauf entschließen sich beide, nach San Francisco zu gehen, weil sie glauben, dort in Ruhe leben zu können. Dort angekommen, merken sie allerdings, dass selbst in tollsten Hippievierteln kein Platz für Homosexuelle ist. Harvey sieht nur einen Weg, sich Gehör und vor allem Gleichberechtigung zu verschaffen, nämlich den politischen. Er kandidiert als Stadtrat in San Francisco und obwohl alle Chancen gegen ihn stehen und er bei mehreren Wahlen eine Niederlage erfährt, schafft er es 1978 und wird dank einer regelrecht viralen Werbekampagne und vielen Unterstützern zum ersten öffentlich bekennenden schwulen Stadtrat in einer amerikanischen Stadt. In Amt und Würden tun sich nicht nur mehr Möglichkeiten für Harveys Ziele auf, es offenbaren sich neue Schwierigkeiten und mehr und mehr politische Gegner.
"Milk" basiert auf wahren Ereignissen und wurde vom Regie-Querulanten Gus Van Sant nüchtern und trotzdem packend in Szene gesetzt. Hier wird durch einen einfachen Kniff eine besonders hohe Authentizität bewirkt. Das Bild sieht immer ein bisschen staubig aus und die Kamera steht nie so richtig still. Dadurch wirkt das ganze, wie eine alte Dokumentation, die man sich auf einem ebenso alten Projektor ansieht. Technische Spielereien, die kein Mensch braucht, werden manche sagen, aber dadurch wird alles wesentlich intensiver für den Zuschauer. Intensiv ist auch Hauptdarsteller Sean Penn zu erleben, der seine Performance vorbereitete, in dem er sich Fotos und Filmaufnahmen vom echten Harvey Milk ansah. Für seine ungewöhnlich beeindruckende Leistung ist Sean Penn mit dem Oscar ausgezeiczhnet worden. Außerdem sind zu sehen Emile Hirsch und James Franco, der zu letzt im wenig rühmlichen dritten Teil der Spider-Man-Filme als grüner Kobold zu sehen war.
"Milk" ist ein spannendes Portrait über einen Mann, der sich gegen sämtliche Hindernisse warf, um die Rechte einer sozialen Minderheit zu festigen. Solche Menschen hat es schon immer gegeben und einem jeden von ihnen haben wir Veränderungen historischen Ausmaßes zu verdanken. Noch eines haben diese Menschen leider auch gemeinsam. Wie Harvey Milk sammeln sie eine große Zahl von Feinden an und einer dieser Feinde geht den letzten Schritt. Harvey Milk wurde kurz nach der Entscheidung gegen Anti-Schwulen-Gesetze in Kalifornien von einem Amtskollegen im Rathaus erschossen.
Milk (USA 2008): R.: Gus Van Sant; D.: Sean Penn, James Franco, Emile Hirsch, u.a.; M.: Danny Elfman; Offizielle Homepage
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