Vor vielen Jahren gab es einen kleinen, aber feinen Film, der es faustdick hinter den Ohren hatte. Regisseur Barry Levinson zeigte uns zusammen mit Robert De Niro und Dusin Hofman in „Wag The Dog“, wie in den USA Wahlkampf betrieben wird und dass eine Krise immer dann kommt, wenn sie am nützlichsten ist. Vor allem aber brachte er den Zuschauer zum Grübeln und regte dazu an, jeder Nachrichtenmeldung mit einer gesunden Portion Skepsis zu begegnen. Jetzt ist der neue Film von Levinson in den deutschen Kinos gestartet und wieder spielt De Niro die Hauptrolle. Diesmal wird man hinter die Kulissen von Hollywood entführt und merkt, dass das Bild, welches dort vermittelt wird, gar nicht so neu und schockierend ist.
Ben ist einer der erfolgreichsten Produzenten in Hollywood und hat gerade einen neuen Film mit Sean Penn fertig gestellt. Außerdem mischt er in zahlreichen anderen hochkarätigen Produktionen mit und steht kurz vor dem Beginn der Dreharbeiten zum neuen Bruce-Willis-Streifen. Privat sieht es ein bisschen chaotischer aus. Mehrere geschiedene Ehefrauen und Kinder wollen versorgt werden. Das scheint Ben allerdings nicht so viel auszumachen und er findet sich irgendwie damit ab. Doch dann gehen die Probleme los. Der Sean-Penn-Film fällt beim Test-Screening beim Publikum durch und die Studiocheffin verlangt vom Regisseur ein alternatives Ende. Der sieht sich natürlich in seiner künstlerischen Freiheit beschnitten. Es liegt an Ben, den ausgeflippten Filmemacher zu überzeugen. Zusätzlich gibt es Probleme mit Bruce Willis, dessen Aussehen gar nicht seinem Image entspricht. Er ist fett und hat einen Vollbart. Wieder ist es Bens Sache, ihn zu überzeugen, sich zu rasieren, sonst soll das Projekt gestoppt werden. Und privat bemerkt Ben mit Unmut, dass einer seiner Kollegen sich heimlich mit einer von Bens Ex-Frauen trifft, für die er allerdings noch immer viel empfindet.
„Inside Hollywood“ wurde sehr sensibel und vorsichtig inszeniert. Obwohl man sich vielleicht eine bissigere Art erhofft hat, bemerkt man doch eine sehr feine Note und Satire im Untergrund, die auf die langjährige Erfahrung der am Film beteiligten Personen schließen lässt. Es gibt zahlreiche witzige Dialoge und so viele Seitenhiebe auf bekannte Hollywood-Akteure, dass man sie wahrscheinlich gar nicht alle mitbekommt. Die einzigen Darsteller übrigens, die wirklich nicht gut weg kommen, sind Sean Penn und Bruce Willis.
Über schauspielerische Leistungen eines Robert De Niro braucht man hier kein Wort mehr zu verlieren, denn mittlerweile ist es fast egal, welche Filme er macht; er ist einfach immer sehr gut. Allerdings sollte er sich in Zukunft vor dem ein oder anderem Fantasy-Märchen oder Slasher in Acht nehmen. Erwähnenswert wäre an dieser Stelle noch Michael Winscott, der den durchgeknallten Regisseur Jeremy spielt. Er ist ein Charakterschauspieler, den man schon in so vielen Filmen gesehen hat und sich nie sein Gesicht merken kann. Zuletzt fiel er mir in Robin Hood als Guy von Gisborne bei einer unbequemen Begegnung mit einem Löffel auf.
„Inside Hollywood“ ist ein kleiner Film, dessen satirische Abrechnung mit Hollywood ganz unterschwellig daher kommt und man muss schon genau aufpassen, dass man sie nicht verpasst. Das ist angesichts des großartigen „Wag The Dog „ ein bisschen schade, aber wer wollte schon nochmal genau das selbe sehen?
What Just Happened (USA 2008): R.: Barry Levinson; D.: Robert De Niro, Robin Wright Penn, Bruce Willis, u.a.; M.: Marcelo Zarvos; Offizielle Homepage
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