Wenn man sich über die Gesellschaft und die eigene Kultur aufregen will, muss man immer ein bisschen aufpassen, damit man sich als Angehöriger eben dieser Gesellschaft nicht selbst ins Knie schießt. Als Filmemacher hat man da mehrere Möglichkeiten, die Zustände der Gesellschaft an zu prangern. Man könnte sich ganz sachlich und ernsthaft damit auseinander setzen. Pros und Kontras auflisten und das ganze möglichst wertungsfrei, damit sich der Zuschauer ganz unbefangen seine eigene Meinung machen kann. Soweit die Theorie, aber der Spaß bleibt dabei doch auf der Strecke. Deshalb machen sich viele der so genannten provokanten Filmemacher einfach lustig über alles, was ihnen einfällt. Sacha Baron Cohen zum Beispiel ist ein Künstler, der sich ein besonderes Konzept überlegt hat, die Abgründe der amerikanischen Gesellschaft bloß zu stellen und zu kritisieren. Er verkleidet sich und erfindet Figuren, die allein durch ihre Anwesenheit an bestimmten Orten schon nach Schlägen schreien. Vor zwei Jahren war er als judenfeindlicher Journalist aus Kasachstan mit dem Namen Borat in Hollywood unterwegs. Jetzt geht er als schwuler Fernsehmoderator aus Österreich nach Amerika. Sein Name: Brüno!
Über den Inhalt oder die Handlung des Films zu reden, erspare ich mir jetzt, denn die Spannung würde verloren gehen, wenn man auch nur eine Sache erzählt. Nur soviel: Es werden mal wieder sämtliche Tabus und Grenzen überschritten und man kann sich nur darüber wundern, wie es Cohen gelungen ist, da lebend wieder heraus zu kommen. Er ist Brüno, ein Fernsehmoderator aus Österreich, der durch ein kleines Missgeschick bei der Mailänder Modewoche in Ungnada fiel. Um wieder berühmt und beliebt zu werden, geht er nach Amerika. Hier sollte man etwas wichtiges über ihn erfahren. Brüno ist schwul, und zwar stockschwul und er macht daraus nie einen Hehl. Der Film handelt also davon, wie normale Menschen auf ihn reagieren und dabei buchstäblich die Hosen runterlassen.
Sacha Baron Cohen traut sich was. Als Borat trat er in Texas bei einem uramerikanischen Rodeo auf und sang die amerikanische Hymne mit dem ausgedachten Text der ksachischen Hymne und sorgte für lautstarken Unmut. Als Brüno treibt er es noch weiter. Interessant ist immer wieder, wie man auf ihn reagiert. Er pöbelt hemmungslos durch die Gegend. Er sagt immer das Falsche und tritt sozusagen von einem Fettnäpfchen zum nächsten. Man könnte sagen, er tut das, weil er ein besonders tolpatschiger oder dummer Mensch ist, aber natürlich ist das alles Teil der Figur. Beeindruckend ist, wie Cohen diese Figuren bis ins kleinste Detail entwirft, so dass er trotz seiner Lächerlichkeit zumindest am Anfang immer ernst genommen wird. So schafft er die unmöglichsten Situationen und kritisiert auf schockierende, aber durchaus unterhaltsame Weise die amerikanische Gesellschaft.
Das Manko dieses Films ist, dass er im Grunde das selbe macht, wie schon einmal. Diesmal geht er stets auf Nummer sicher und die verrücktesten Szenen sind allesamt inszeniert. Diese Inkonsequenz nervt. Provozieren: Ja; Konsequenzen dafür tragen: Lieber nicht.
Wem die skandalöse Klischeeschlacht mit Borat gefallen hat und einfach mehr will, kommt an "Brüno" nicht vorbei. Neben zahlreichen Peinlichkeiten und Schocks sollte man sich aber vor allem eines bewusst sein. Die einzigen Menschen, die bei diesem Film wirklich nicht gut weg kommen, sind die Homosexuellen.
Brüno (USA 2009): R.: Sacha Baron Cohen; D.: Sacha Baron Cohen, Gustaf Hammersten, Clifford banagale, u.a.; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
On Air: Jeden Donnerstag 12.25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar
P.S.: Die nächsten Filme, die ich mir angesehen habe, werden hier nicht vorgestellt. Aus zwei Gründen: "Transformers 2" war einfach so furchtbar, dass allein die Erwähnung des Films kalten Schweiß auf die Stirn treibt. "Public Enemy No.1 - Todestrieb" leif in Weimar leider nur eine Woche, weshalb auch dessen Besprechung flach fällt. Ab nächste Woche geht's gewohnt weiter mit - wie ich hoffe - "Inglorious Bastardz".
-Jan-
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