Eine Geschichte, die direkt aus dem Märchenbuch stammen könnte. Eine mittellose Londoner Schriftstellerin geht jeden Tag in das selbe Café. Hier klammert sie sich stundenlang an einer Tasse fest. Mehr kann sie sich einfach nicht leisten. Irgendwann beginnt sie, sich die Zeit zu vertreiben und kritzelt die ersten Sätze einer neuen Geschichte auf eine Serviette. Sie handelt vom kleinen Jungen Harry, dessen Eltern Zauberer waren. Er ist nun alt genug, um die Zauberschule Hogwarts zu besuchen. Hier erlebt er mit seinen Freunden Ron und Hermine zahlreiche Abenteuer und begegnet immer wieder dem finsteren Bösewicht Voldemort. Diese Serviettengeschichte macht die arbeitslose Autorin plötzlich berühmt und Harry Potter wird zum Dauerschlager in kindlichen und elterlichen Bücherregalen. Aus der Serviette sind nunmehr 7 Bücher geworden und seit einigen Wochen läuft der sechste Kinofilm in den Deutschen Lichtspielhäusern. Während die Bücher immer spannender wurden, hatten die Verfilmungen zuweilen Schwierigkeiten, die enormen Erwartungen zu erfüllen.
Wir erinnern uns: Der Dunkle Lord Voldemort galt als besiegt, doch nun ist er wieder auferstanden und scharrt seine Anhänger um sich. Sein Erzfeind Harry Potter erlebt unterdessen einen Tiefschlag nach dem andern, denn nachdem seine beiden Eltern ermordet worden sind, ist nun auch noch sein Mentor Sirius Black getötet worden. Seit der dunkle Lord wieder da ist, lebt es sich für alle guten Zauberer sehr gefährlich. Sogar in Hogwarts fühlt sich niemand mehr richtig sicher. Dennoch versucht man, einen normalen Schulalltag zu meistern. Unterricht, Quidditch spielen und...ach ja...Mädchen. Mittlerweile sind Harry und Ron keine kleinen Jungs mehr, ebenso wenig, wie Hermine und Ginny keine kleinen Mädchen mehr sind. Es stehen also schier unlösbare und dramatische Probleme ins Haus und angesichts dieser Probleme, würde sogar Harry Potter lieber noch einmal gegen den Hornschwanz kämpfen. Hinzu kommt, dass Dumbledore immer wieder heikle Aufträge für Harry hat. So soll er zum Beispiel den neuen Lehrer für Zaubertränke aushorchen, um mehr über Tom Riddle zu erfahren. Außerdem häufen sich die Mordanschläge auf Dumbledore. Irgendwer im Schloss führt also was böses im Schilde.
Es ist zum regelmäßigen Einerlei geworden. Harry Potter ist fester Bestandteil des Kinoprogramms und ein oft gesehener Gast auf den Hitlisten an der Kasse. Der sechste Teil erfindet das Rad natürlich nicht neu und baut auf den bewährten Supereffekten und der Mischung aus düsterer Fantasy Story und alltäglichen Augenzwinkereien der Zauberschüler. Im Vergleich zu seinen Vorgängern ist dieser Film wesentlich düsterer und das ist wörtlich zu nehmen. Alles ist, wie in einen Schleier gehüllt. Es fehlt allem und jeden an Farbe. Kühle Blautöne dominieren die Geschichte. Überhaupt gibt es wenig erfreuliches, oder gar übermütiges. Das alles schlägt teilweise so aufs Gemüt, dass die kleinen Auflockerungen stets eine große Welle der Erleichterung bringen, die aber nicht lange anhält, denn wir wissen ja bereits, dass es kein all zu gutes Ende nimmt. Hier kommt der größte Kritikpunkt zum tragen und den kann man nicht mal dem Film selbst vorwerfen. Durch die allgemeine Hysterie, die stets um den Zauberer Harry Potter entsteht, wenn ein neues Abenteuer erscheint, ist es beinahe unmöglich, nicht zu wissen, wie das überaus dramatische Ende der Geschichte ausfällt. Das nimmt dem Film leider einen Großteil seiner Spannung und Wirkung. Hinzu kommt, dass der namensgebende Fakt, der Halbblutprinz nämlich, überhaupt nicht thematisiert wird, geschweige denn genauer erläutert wird. Diejenigen, die das Buch gelesen haben, mögen ja vielleicht wissen, was das nun eigentlich ist, aber alle anderen bleiben im Dunkeln, beziehungsweise im Düsteren.
Ich hätte „Harry Potter und der Halbblutprinz“ genießen können, hätte ich nicht vorher schon die wichtigsten Details gekannt. Falls es wirklich noch Menschen gibt, die total unbedarft sind, möchte ich denen nicht diesen Genuss zerstören und erzähle das spannende Ende erst, wenn das Mikro aus ist.*
Harry Potter and the Half-Blood Prince (GB/USA 2009): R.:David Yates; D.: Daniel Radcliffe, Michael Gambon, Emma Watson, ua.; M.: Nicholas Hopper; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.
*So sagt man das im Radio.
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Ging mir ziemlich ähnlich.
AntwortenLöschenVom Film her für mich der stärkste bisher, wenn man nicht vorher schon wüsste was denn eigentlich dramatisches passiert...
Was zum Geier ist denn nun eigentlich der Halbblutprinz?