Freitag, 4. Dezember 2009

Gesetz der Rache

Es ist schon nicht einfach im Leben. Man hat Probleme mit dem Job, dem Auto, dem Finanzamt, oder damit, dass zwei Irre in dein Haus eindringen, deine Frau und dein Kind erschlagen und mit Bewährungsstrafen davon kommen. Und wem soll man da wieder die Schuld geben? Richtig! Dem System, das alles umfasst und für unser aller Elend verantwortlich ist. Aber ist das System nun etwas greifbares, etwas real existierendes, oder gar nur ein Konstrukt auf einer anderen Ebene des kollektiven Bewusstseins? Ist es eine höhere Macht, die uns mit dem System strafen will? Was, zum Teufel, ist dieses System überhaupt? Fragen, die viele Menschen beantworten können, es aber nicht tun, wie zum Beispiel Regisseur F. Gary Gray in seinem neuen Film „Das Gesetz der Rache“

Clyde ist Familienvater und führt das typische amerikanische Familienleben. Frau, Kind, Haus und Hund. Dieser Traum aus den Lifestylemagazinen wird jäh zerstört, als zwei Gauner zunächst freundlich an der Tür klopfen und dann Frau und Kind ermorden, während Clyde hilflos zusehen muss. Klarer Fall, könnte man nun denken. Die beiden Mörder werden gefasst und vor Gericht gezerrt. Es besteht kein Zweifel, dass sie für schuldig befunden werden. Doch da schlägt das System zu. Der Staatsanwalt Nick erhält das Angebot, einen Deal ab zu wickeln. Ein Gangster verrät den anderen. Einer wird hingerichtet, der andere kommt für drei Jahre in den Knast. Das System, oder eine höhere Macht vielleicht zwingen Nick dazu, auf den Deal ein zu gehen. Gesagt, getan: Daumen hoch für Anwalt, Richter und Mörder; Flunsch auf dem Gesicht des betroffenen Vaters. Der hat das System voll und ganz durchschaut und will nun mittels sadistischer und gnadenloser Selbstjustiz zeigen, wie furchtbar und schlecht das System ist.

Es lässt sich kaum verbergen, dass sich die Begeisterung für dieses Machwerk arg in Grenzen hält. Die Story ist vorhersehbar und steht vor allem auf sehr wackligen Füßen, soll sie dem Zuschauer doch die Schlechtigkeit des Systems aufzeigen – was immer man nun darunter versteht – und predigen, dass man alles besser machen kann, wenn man nur will. Der Held des Films straft seinen Reden Lügen, indem er selbst zum Mörder wird. Der Gipfel der Sinnlosigkeit der gesamten Message kündigt sich zum Finale an. Durch das Ende wird nämlich vor allem eins gezeigt: Das System funktioniert offensichtlich doch. Hinzu kommt die Inszenierung der verschiedenen Mordanschläge, bei der sich sehr viel Mühe gegeben wurde, sie möglichst detailliert darzustellen. Hier geilen sich Regisseur und Hauptdarsteller regelmäßig auf, so dass der verkrüppelte Zeigefinger, der immer pro forma gewedelt wird, völlig untergeht. Kurz gesagt: Story oberflächlich zusammen geschustert, um mittelmäßige Actionszenen und Gewaltakte unterzubringen. Manchmal soll wohl der Eindruck tiefsinniger Ansätze vermittelt werden, weshalb die Hauptcharaktere stets in unglaublich klischeehafte Dialoge verstrickt werden. Um die Suppe zu vervollständigen, merkt man Gerard Buttler keinerlei schauspielerische Ambitionen an. Ein und der selbe Gesichtsausdruck und so viel Charisma wie die Statue der Justizia, die regelmäßig zu sehen ist. Im Gegensatz zu Justizia ist bei ihm aber von Anfang an klar, auf welche Seite die Waage geht, was der ganzen Angelegenheit natürlich recht viel Spannung nimmt.

Ich könnte hier noch seitenweise weiter wettern, belasse es an dieser Stelle und empfehele, den Film nicht zu sehen. Wer es dennoch tut, wird auch keinen Schaden davon tragen, es bleibt nämlich sowieso nichts hängen und man hat den Film eigentlich sofort wieder vergessen.

Law Abiding Citizen (USA 2009): R.: F. Gary Gray; D.: Gerard Butler, Jamie Foxx, Leslie Bibb, u.a.; M.: Brian Tyler; Offizielle Homepage

In Weimar: CineStar

Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar

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