Man hätte sich wirklich schon ernsthafte Sorgen um Sam Mendes machen können, wurden seine Filme immer tragischer und schwerer zu schlucken. Man hat sich gefragt, welche tief greifenden Erlebnisse dieser Regisseur in seinen Filmen da zu verarbeiten versuchte. Doch nun scheint er in eine neue Phase seines Schaffens geraten zu sein. Nach „American Beauty“, „Road To Perdition“ und dem unsagbar traurigen „Zeiten des Aufruhrs“ kommt nun tatsächlich so etwas ähnliches, wie eine Komödie. Zumindest aber ein Film mit einem prinzipiell positivem Anklang, mit dem Titel „Away We Go“
Burt und Verona sind ein etwas ungewöhnliches Pärchen. Sie leben in einem kleinen Häuschen, dass diese Bezeichnung nur noch der Form halber trägt. Er ist Versicherungsvertreter und hat sehr unkonventionelle Methoden entwickelt, sie zu verkaufen. Wäre man so spießig und festgefahren, wie alle anderen Figuren in dieser Geschichte, könnte man sagen, Burt und Verona seien ein wenig verrückt. Aber an sich sind sie ganz normal und haben eben den ein oder anderen Tick, wie eigentlich jeder.
Eines Nachts geschieht es und Verona wird schwanger. Auch, wenn das etwas überraschend passiert, sind die beiden doch überglücklich und bereiten sich intensiv auf ihr baldiges Familienglück vor. Mitten in den Vorbereitungen lassen Burts Eltern die Bombe platzen und teilen mit, dass sie noch vor der Geburt des Enkels nach Belgien zu ziehen gedenken.
Da Burt und Verona ursprünglich nur hier her gezogen waren, um in der Nähe seiner Eltern zu sein, entschließen sie sich, ihr Glück wo anders zu versuchen. Es kommen mehrere Orte in Frage. In Phoenix lebt eine alte Freundin von Verona, In Madison eine Cousine von Burt und in Tucson Veronas Schwester. Also wird ein straffer Reiseplan zusammen gestellt und eine Station nach der anderen abgehakt. Dort, wo es den beiden am Besten gefallen würde, würden sie bleiben. Dabei begegnen sie zahlreichen Menschen, die sie stets glauben lassen, sie selbst seien die einzigen normalen Leute in der Gegend.
„Away We Go“ ist ein wunderschöner, kleiner Film, der auf bezaubernde Weise mit den Klischees, der amerikanischen gesellschaft spielt. Dabei nutzt er eben auch die uramerikanischen Stilelemente von Familienkomödie und Roadmovie, um sie dezent durch den Kakao zu ziehen. Zum Beispiel ist der Film in Kapitel unterteilt, die stets das erzählen, was die beiden Hauptfiguren an einem Ort erleben. Außerdem werden an jedem Ort völlig unterschiedliche Menschen mit ebenso unterschiedlichen Lebensphilosphien vorgestellt. Auf diese Weise tut Sam Mendes eigentlich das gleiche, wie immer. Er zeichnet ein eindeutig kritisches Bilder Gesellschaft, welches eben diesmal durch die kleine schöne Geschichte und den Kontext der verschiedenen, teils absurden Situationen, in denen Burt und Verona auf andere Menschen treffen, enorm unterhaltsam geraten ist. Beinahe immer könnte man sagen, man ist schon mal jemanden begegnet, der auch so ist. Die Hyperaktive Bürofreundin und ihr brummiger, desillusionierter Ehemann, oder auch die freischwebende Esoterik-Dozentin, die überaus fragwürdige Praktiken bei der Erziehung ihrer Kinder pflegt. Es ist alles aus dem Leben gegriffen und eigentlich nichts ungewöhnlich. Aber in dieser Kombination macht es großen Spaß, diese Dinge zu beobachten. Und auch, wenn es diese Elemente sind, die den Film letztendlich zu etwas Besonderem machen, würde es doch ohne die gut konstruierte und durchdachte Story nicht funktionieren. Die wird nur von den beiden Hauptfiguren getragen, die mit ihren Eigenheiten und Macken so rührend dargestellt werden, dass man Burt und Verona ganz schnell ins Herz schließt und beihnahe traurig ist, als der Film vorbei ist.
„Away We Go“ - der neue Film von Sam Mendes, der einen Weg gefunden hat, die amerikanische Gesellschaft kritisch darzustellen und gleichzeitg einen positiven Grundtenor an zu schlagen. So gut seine vorhergehenden Filme auch waren, wirklich wohl hat man sich hinterher nie gefühlt
Away We Go (USA 2009): R.: Sam Mendes; D.: John Krasinski, Maya Rudolph, Maggie Gyllenhaal, u.a.; M.: Alexi Murdoch; Offizielle Homepage
In Weimar: lichthaus
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