Donnerstag, 19. November 2009

2012

Wenn ein Haus zu alt ist, wenn es im Laufe der unzähligen Jahre zu große und irreparable Schäden erlitten hat, dann sollte man es wegreißen und ein neues Haus errichten. Das könnte das Credo von Regisseur Roland Emmerich sein, der in seinen Filmen immer wieder die restlose Zerstörung von Menschenhand errichteter Gebäude und Monumente zelebriert. Irgendwas kommt immer daher, um sich so richtig schön auszutoben. Mal sind es Aliens, mal nuklear verseuchte Riesenechsen, das Ozonloch oder eben, wie im neuesten Machwerk, eine Sonneneruption. Die soll im Jahr 2012 den Weltuntergang einleuten und den kann man sich jetzt schon mal im gleichnamigen Film im Kino ansehen.

Wie gesagt: Die Sonne sorgt dafür, dass der Neutrinoanteil im Erdinneren steigt und der Druck immer größer wird. Dass die Erdkruste bricht, ist nur noch eine Frage der Zeit. Die Anzeichen verdichten sich und vielerorts gibt es merkwürdige Vorkommnisse. Auf Straßen entstehen zum Beispiel große Risse und der glücklose Schriftsteller Jackson will mit seinen Kindern den Yellowstonepark besuchen, stößt dort aber an allen Ecken auf Absperrungen und am Himmel zeigen sich verdächtig viele Militärhubschrauber. Von offizieller Seite gibt es kollektives Abwinken und die Meldung, dass alles im grünen Bereich sei. Ein durchgeknalter Radiomoderator, den Jackson trifft, ist allerdings der Meinung, es handele sich hierbei um eine Verschwörung und die Regierungen der Welt verschweigen den baldigen Weltuntergang. Und der steht laut einer alten Prophezeiung der Maya unmittelbar bevor. Für Jackson ist klar, dass er mit seinen Kindern lieber das Weite suchen sollte und fährt mit ihnen wieder nach Hause nach Los Angeles. Kaum dort angekommen, geht’s auch schon los. Der Boden wackelt wie verrückt, tut sich auf und verschluckt die ganze Stadt. Vorher konnte Jackson noch eine geheimnisvolle Karte erbeuten, auf der im Himalaja verzeichnete Rettungsstationen zu finden sind. Die großen Regierungen der Welt haben dort das Projekt „Arche“ gestartet. Jackson macht sich also in einem geklauten Flugzeug auf den Weg, um seine Familie vor der weiter andauernden globalen Katastrophe zu retten.

Mit einem Wort: Die Sotry ist völlig egal. Das Interesse an dem „warum“ schläft ein, sobald so etwas schwer zu erfassendes, wie Neutrinos ins Spiel kommen, die sich entgegen ihrer Definition überhaupt nicht neutral verhalten. Dem entsprechend kurz fällt auch die Einführung aus. Und dann wird es toll. Der Boden bebt und keiner der Steine, die je ein Mensch übereinander gebaut hat, bleibt auf dem anderen. Autobahnen werden von Abgründen verschluckt, bei denen man bis zum Erdkern gucken kann. Wolkenkratzer fliegen durch die Gegend. Ebenso, wie Autos, Trümmer, Menschen, etc. Die Katastrophen sind allesamt perfekt und bildgewaltig inszeniert und bilden so die regelmäßigen Höhepunkte des Films. Emmerich denkt dabei an alles, was man so braucht. Die Protagonisten sind immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort und egal, wie schnell jemand flieht: Der Abgrund tut sich immer nur wenige Zentimeter hinter dem Fahrzeug auf. Für ein bisschen Drama sorgt eine Familiengeschichte, wie sie das Leben niemals schreiben würde und John Cusack mit seiner lockeren, manchmal etwas flapsigen Art sogar für den oder anderen Lacher.

„2012“ macht einfach nur unglaublichen Spaß. Man verzichtet gerne auf eine anspruchsvolle Story, wenn man dafür mit derart perfekten Actionszenen belohnt wird. Der Film könnte auch heißen „2012 – Das Jahr, in dem alles kaputt ging“ oder auch „Das Jahr, in dem Danny Glover Präsident wurde“. Es hätten auch wieder Aliens sein können; völlig egal. In keinem anderen Film hat man bis jetzt eine Flutwelle über den Himalaja schwappen sehen und was Superlative angeht, ist Emmerich wirklich ein absoluter Meister, der nie mehr macht, als er sich zu traut. Deshalb ist dieser neue Film vielleicht auch so überzeugend. Vor allem aber ist er großes Kino und Unterhaltung bester Güte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

2012 (USA 2009): R.: Roland Emmerich; D.: John Cusack, Armanda Peet; Chiwetel Ejiofor, Danny Glover, u.a.; Offizielle Homepage

In Weimar: CineStar

Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.

1 Kommentar:

  1. Gaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz großes Kaputtmachkino!
    Ich hab es sehr genossen!

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