Montag, 16. November 2009

(500) Days Of Summer

Beziehungen zwischen Mann und Frau sind das alltäglichste der Welt. Tausende Paare finden und trennen sich minütlich auf der ganzen Welt. Jeder Mensch kann irgendwas zu diesem Thema erzählen. Ganz klar, dass die Liebe auch das wichtigste Motiv ist, seit der Film überhaupt erfunden wurde. So gibt es unzählige Liebesdramen, -schnulzen und romatische Komödien. Es ist zu einem Genre avanciert, welches immer bis kurz vor dem Überlaufen ausgereizt wird und natürlich steht immer schon der nächste Liebesfilm in den Startlöchern. Doch immer, bevor man völlig resigniert, ob dieses schieren Überschwangs, mächtiger rosa Brillen und menschlicher Gefühle, tauchen manchmal besonders schöne Genrezierden auf. Zu nennen wäre hier zum Beispiel „Garden State“ von Zach Braff und jetzt neu „(500) Days of Summer“ von Marc Webb.

Tom ist kein besonders auffälliger Mensch und vor allem ist er Grußkartendesigner. Er hat den festen Glauben, eines Tages der Liebe seines Lebens zu begegnen. Die taucht unerwartet in Person der neuen Assistentin des Chefs auf. Ihr Name ist Summer, sie ist bildhübsch und steht auf The Smiths. Tom weiß ganz sicher, dass sie die Frau ist, die er immer gesucht hat, allerdings erklärt ihm Summer nach ersten, zaghaften Annäherungsversuchen, dass sie nicht an die Liebe glaubt. Noch bevor sich Tom darüber wundern, oder gar ausführlich Gedanken machen kann, liegt sie bereits in seinen Armen. Verwirrung, Aufregung und vor allem unfassbare Glückseligkeit erfüllen nun Toms Alltag. Während er versucht, seine Liebste zu verstehen und ihren ständigen Stimmungsschwankungen eine schlüssige Bedeutung zuzuordnen, erkundet Tom auf diese Weise sein eigenes Leben. Es wird alles minutiös analysiert und dokumentiert, ohne, dass Tom den Antworten auf die falschen Fragen näher kommt. Vom ersten Treffen bis zum Abschied vergehen genau 500 Tage. 500 Tage, in denen all das passiert, was in tausend anderen Beziehungen tagtäglich auch passiert.

Was macht diesen Film also so besonders? Auch eine Frage, die nicht so leicht beantwortet werden kann, aber wenn man den Film sieht, weiß man es. Bevor ich es mir hier zu leicht mache, doch noch ein paar erläuternde Worte. Marc Webb hat zum einen eine sehr unkonventionelle Erzählstruktur gewählt, denn anders, als der Titel vermuten lässt, wird die Geschichte nicht chronologisch abgehandelt. Außerdem ist der Film von einem erfrischend visuellem Rahmen umgeben. Hier verschmelzen also Erzählebene und visuelle Darstellung zu einem nahezu perfekten Gleichklang. Mit gekonnten Schnitten und schönen Überleitungen fließt der Film beinahe unmerkbar durch seine anderthalb Stunden Laufzeit. Trotz der scheinbar chaotischen Abfolge der Ereignisse, ist die ganze Story rund und stets nachvollziehbar geblieben. Wodurch diese Wirkung erzielt wird, ist wirklich schwer zu erklären, aber es könnte an der charmanten Inszenierung der ganzen Geschichte liegen, an der stimmigen Musik und natürlich auch an den beiden Hauptdarstellern. Vielleicht funktioniert der Film aber auch deshalb so gut, weil er einfach ganz nah an der Wirklichkeit ist und wahrscheinlich jeder sagen kann, das ein oder andere habe er genauso erlebt, wie es der Film zeigt.
Ist „(500) Days of Summer“ nun eine romantische Komödie? Ja. Aber eine, die sich fernab vom Kitsch und der stereotypen Darstellung von Liebe und Herzschmerz bewegt, die Hollywood in tausend anderen Filmen suggeriert.

„(500) Days of Summer“ beschreitet keine gänzlich neuen Wege, macht aber bei dem Versuch, die Liebe zu erklären eine sehr gute Figur. Ein wunderschönder, kleiner Film, der vor allem zwischen schwer verdaulichen Brocken, wie „Antichrist“ und „Das weiße Band“ doch tatsächlich die Hoffnung sät, dass die Welt doch kein so übler Ort ist.

(500) Days of Summer (USA 2009): R.: Marc Webb; D.: Joseph Gordon-Levitt, Zooey Deschanel, Geoffrey Arend, u.a.; M.: Michael Danna; Offizielle Homepage

In Weimar: lichthaus

Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar

2 Kommentare:

  1. "This is a story about a boy meets girl but you should know upfront, this is not a lovestory"
    heißt es zu Beginn des Filmes. Mit diesem Satz und "Us" von Regina Spektor wird man direkt in diese wunderbar erfrischend schöne Geschichte hereinkatapultiert.
    Ein wunderschöner Film, der ganz neu und ganz anders ist! Und damit absolut bezaubernd!
    Ich war lange nicht mehr so begeistert von einem dieser "Liebesschnulzen"!

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  2. Oh ja der Film hat mich auch wie n bissl verzaubert.
    Der Vergleich zu "Garden State" kam mir auch in den Sinn : ständige Achterbahnfahrt der Gefühle und 2 gut harmonisierende Hauptdarsteller - und (auch wenn eine gegenteilige Behauptung aufgestellt wird) eine amüsante und eindringliche Lovestory.
    Nachdem Ich Es zuerst in OV gesehen hab kam ich nicht umhin mir dieses Kleinod ein paar Tage später nochmal auf Deutsch zu gönnen.
    Wie zu erwarten gingen ein paar Pointen unter, aber trozdem handelt es sich hier um einen besonderen Film den man sich öfters anschauen kann, ohne das ein Gefühl von Langeweile oder Mittelmäßigkeit aufkommt.

    Schöner Film,Schöne Kritik.So kanns weiter gehen! ^^

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