Normalerweise lasse ich mich nicht von Oberflächlichkeiten verleiten. Als ich das Plakat von "The American" gesehen habe, war das allerdings völlig anders. Cooles Motiv. Hat so'n bisschen was von Steve McQueen. Klarer, eindeutiger Titel, der dennoch nichts verrät. George Clooney. Gehetzter Blick, aber trotzdem den schicken Anzug an. Das muss cool sein.
Jack ist ein eiskalter Profikiller. Während seines Exils im eisigen Norden wird er allerdings von schwedischen Attentätern aufgespürt. Spontan und radikal bricht er seinen Aufenthalt ab und wird von seinem Auftraggeber nach Italien geschickt. Hier bekommt er den Auftrag, für ein bestimmtes Attentat eine spezielle Waffe zu bauen. Als Fotograf getarnt, genießt er die Idylle der Abruzzen, lebt aber dennoch in ständiger Angst, aufgespürt zu werden.
So viel zur Story. Die vom Plakat und vom Trailer geweckten Erwartungen werden in jeder Hinsicht enttäuscht. So viel gleich vorweg. Das Problem des Filmes ist, dass Regisseur Anton Corbin eigentlich Fotograf ist. Einer, der sich mit der Ästhetik des Bildes auskennt. Er ist verantwortlich für zahlreiche Konzertfilme, hat für U2 preisgekrönte Videoclips gemacht, hat uns vor zwei Jahren einen Film über Joy Division beschert, kennt sich also mit Musik aus. Welche ästhetischen Qualitäten dieser Regisseur auch immer in das neue Filmprojekt eingebracht haben mag, vom Erzählen einer Geschichte, oder dem Entwickeln eines überzeugenden Charakters hat er keine Ahnung. Über große Strecken des Filmes wird kein Wort gesagt und Corbin lässt die Bilder sprechen, die aber irgendwie nichts zu erzählen haben. George Clooney sollte eben den gewissenlosen Killer mit Gewissensbissen spielen. Daraus ergibt sich ein großes Dilemma für ihn, denn George Clooney ist eigentlich ein sehr intensiver Schauspieler, der Emotionen und Charakterzüge sehr präzise darzustellen weiß. Er kann cool und charmant sein. Er kann fröhlich und witzig sein. Er kann den Unberechenbaren und den Verunsicherten spielen. Aber nicht den Profikiller, der aussteigen will und dabei nichts fühlt. Das Resultat; er zeigt im Endeffekt keinerlei Regung. Es ist immer der gleiche Gesichtsausdruck, den wir sehen und die einzige emotionale Reaktion, die er zeigt, sieht man eine Minute vor Ende des Filmes. Profikiller haut lustlos auf das Lenkrad seines Autos. Weil all das noch nicht reicht, kredenzt der Film völlig überflüssige, pseudophilosophische Gespräche mit einem Pfarrer und für eine Liebschaft mit der Dorfprostituierten ist auch noch Platz. Ein Film, der vor Klischees nur so trieft, aber trotzdem so oberflächlich ist, dass keinerlei Spannung oder Dramatik aufkommt.
"The American" ist ein Film, der nichts bietet, außer ein paar schöne Bilder eines italienischen Bergdorfes. Wer so etwas noch nie in Natura bestaunen durfte, kann sich auch einen Bildband über die Abruzzen angucken. Man hat etwas, das man sich ins Regal stellen kann und man kann es sich viele Male ansehen, und immer wieder neue Dinge entdecken.
The American (USA, 2010): R.: Anton Corbin; D.: George Clooney, Irina Björklund, Paolo Bonacelli; M.: Herbert Grönemeyer; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.
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