Es gibt viele Jobs, die niemand machen will. Das kann verschiedene Gründe haben. Bei manchen Jobs, muss man sich schmutzig machen, man wird mit abstoßenden Substanzen konfrontiert und es könnte zu diversen Geruchskontanimierungen kommen. Dann gibt es Jobs, bei denen man sich eher seelisch und moralisch schmutzig macht. Wenn sich jemand extrem unbeliebt bei den falschen Leuten gemacht hat, kann es sogar passieren, dass beide Arten von Drecksarbeit unmittelbar mit einander zu tun bekommen. Im neuen Film der Regisseurin Christine Jeffs „Sunshine Cleaning“ sterben Leute, es kommt zum üblichen Auflauf an Menschen; Polizei, Reporter, Schaulustige und Bestattungsunternehmer. Und wenn die alle durch gerammelt sind, geht es ans Saubermachen.
Rose ist Anfang 30, hat einen kleinen Sohn, ist gerade dabei, ihren Maklerschein zu machen und arbeitet nebenbei als Reinigungskraft in den Häusern der Schönen und Reichen. Ihre Schwester Norah, arbeitet in einer öltriefenden Mittagskneipe als Kellnerin, lebt meistens noch zu Hause und weiß mit ihrem Leben eigentlich nichts anzufangen. Rose hat unterdessen ein Verhältnis mit ihrem Quaterback-Freund aus Collegezeiten, der sich aber für eine andere entschieden hatte und Polizist geworden ist. Norah ist durch ein Kindheitserlebnis traumatisiert, denn sie hat als erste die selbstgerichtete Mutter gefunden, als sie 6 Jahre alt war. Eines Tages gibt es Probleme mit dem Sohn von Rose und sie nimmt ihn von der Schule. Um sich die Beiträge für eine Privatschule leisten zu können, braucht sie mehr Geld und ihr Polizistenfreund, bringt sie auf die Idee, als Tatortreinigung zu arbeiten. Trotz einiger Bedenken überwindet sich Rose und schafft es sogar, ihre Schwester mit ins Boot zu holen. Zusammen gründen sie die Firma „Sunshine Cleaning“ und beginnen die gleichermaßen erschreckenden, wie auch faszinierenden Facetten dieses Berufes zu entdecken. Dabei tragen die ungleichen Schwestern so manchen Streit aus und kommen sich auf diese Weise wieder näher. Und Rose, die stets zwischen Jammertal und Begeisterungsstürmern hin und her schwankt, löst sich von den falschen Zwängen, die sie binden und akzeptiert das Leben, das sie hat.
„Sunshine Cleaning“ ist eine skurile Komödie, die das eher beängstigende Motiv der Tatortreinigung auf lockere, aber nicht lächerliche Weise verarbeitet, um eine kleine, schöne Geschichte über Familie, Liebe und die Träume, die man hat, zu erzählen. Regisseurin Christine Jeffs verlässt sich hierbei auf bodenständige Filmkunst und erfindet das Rad nicht neu. Allerdings schafft sie es, die teilweise wirklich ekligen Szenen so locker und leicht zu inszenieren, dass man als Zuschauer stets die Gefühlsmischung aus Ekel und Faszination teilen kann. Kurz gesagt: Die ekligste Szene im Film ist gleichzeitig die lustigste. Schön ist auch, dass die beiden Hauptdarstellerinnen Amy Adams und Emily Blunt, die bisher zahlreiche Nebenrollen in großen Filmen spielten, einen überzeugenden und authentischen Auftritt meistern. Wir sehen schöne, unverbrauchte Gesichter in einer Geschichte, die immer das richtige Maß hat. Nichts wird zu überschwenglich abgehandelt und die ganze Dramaturgie des Films ist sehr ausgeglichen.
„Sunshine Cleaning“ erzählt eine schöne Geschichte mit ungewähnlichen Motiven und ist dazu ein echter Feel-Good-Film. Und danach gelüstet es eben dem Kinofan in Zeiten, in denen gute Filme, immer düsterer und härter werden.
Sunshine Cleaning (USA 2008): R.: Christine Jeffs; D.: Amy Adamas, Emily Blunt, Alan Arkin, u.a.; Offizielle Homepage
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