Donnerstag, 11. Juni 2009

Gavin Hood - X-Men Origibns: Wolverine

Wir hätten es uns ja denken können. Als der dritte und letzte Teil der X-Men-Reihe vor drei Jahren endete, konnte niemand so richtig glauben, dass wirklich kein weiterer Film erscheinen soll. Träume und Hoffnungen der Fans und Befürchtungen der Skeptiker sind nun in Erfüllung gegangen. Mit „X-Men Origins: Wolverine“ ist die bisher erfolgreichste Comicverfilmung wieder im Kino und man erfährt eine angenehme Überraschung, je skeptischer man den Kinosaal besucht.

Düster beginnt es. Irgendwann vor 600 Jahren vielleicht. Die zwei Brüder James und Victor hauen zu Hause ab, nachdem sie auf dramatische Weise gemerkt haben, dass etwas anders ist bei ihnen. Sie haben unglaubliche Kräfte, können scharfe Knochenkrallen ausfahren und sind scheinbar unverwundbar. Sie durchwandern jeden einzelnen amerikanischen Krieg und auch, wenn sie keine richtigen Menschen sind, wirken sich die Erlebnisse der Kriege natürlich auf ihre Psyche aus. Während James, der sich inzwischen Logan nennt ein ernsthafter Mann wird, der sich ein ausgeprägtes Moralgefühl erarbeitet hat, geht sein Bruder Victor in eine andere Richtung. Er wird immer mehr zum Berserker und findet immer mehr Spaß am töten. Das verschafft den Brüdern regelmäßig Schwierigkeiten in den Armeen, in denen sie dienen und sie bleiben die Ausgestoßenen. Eines Tages kommt Colonel Stryker auf die beiden zu und bietet ihnen an, sich seiner Sondereinheit anzuschließen, die ausschließlich aus Mutanten besteht. Logan entschließt sich allerdings, die Einheit zu verlassen und statt dessen ein geruhsames Leben in den Bergen Kanadas zu führen. Hier findet er einen einfachen Job als Holzfäller und eine schöne Frau, mit der er in einer kleinen Hütte lebt. Nach sechs Jahren taucht wieder der Colonel auf und teilt Logan mit, dass jemand gezielt Jagd auf die ehemaligen Mitglieder der Einheit macht und kurz darauf wird Logans Frau brutal ermordet. Logan findet heraus, dass sein Bruder Victor der Mörder ist und stellt ihm zum Kampf. Da die beiden Brüder allerdings gleich stark sind, geht dieser Kampf unentschieden aus. Logan dürstet es nach Rache und der Colonel bietet ihm an, an einem Experiment teilzunehmen, welches Logan noch stärker macht. Vom Rachedurst geblendet stimmt Logan zu und lässt sich operieren, ahnt aber nicht, dass Stryker seine eigenen Pläne hat und Logan Opfer einer Verschwörung geworden ist.

„Wolverine“ erzählt, wie man sich denken kann, die Vorgeschichte der bisherigen X-Men Filme. Allerdings stand auch die preisgekrönte Comic-Miniserie „Wolverine Origins“ Pate, die unter Fans höchstes Ansehen genießt. Ungewohnt düster und schmutzig beginnt die Geschichte und entwickelt sich dann zu einer typischen, spektakulären Schlacht der Superkreaturen. Auch, wenn die Story im wesentlichen sehr übersichtlich und schlicht gehalten ist, werden sehr clever Querverweise zu den früheren Filmen gebaut und es wird ein logischer Rahmen geschlossen, so dass „Wolverine“ tatsächlich eine sinnvolle Erweiterung der Serie ist. Seine Vergangenheit war immer Thema in den Vorgänger-Filmen, konnte aber nie restlos aufgeklärt werden. Es werden keine Fragen offen gelassen und man kann sich auf einen Kurzauftritt von Cyclops und Dr. X freuen, der sogar von Patrick Stewart selbst bestritten wird. Ansonsten bietet „Wolverine“ durchschnittliche Actionkost und auch, wenn der Film sich sehr bemüht, der beliebten Comicvorlage gerecht zu werden und gleichzeitig einen nachvollziehbaren Bogen zu den alten Filmen zu schlagen, fehlt ihm ein bisschen die Lockerheit, die eben zu Comicverfilmungen dazu gehört. Vor allem die Dialoge zwischen Logan und seinem Bruder Victor triefen vor Pathos und Ernsthaftigkeit, dass man stets hofft, sie wären bald vorbei und die beiden Typen gehen endlich auf einander los.

„Wolverine“ ist Comic-Action, die solide inszeniert, durchaus zu unterhalten weiß. Allerdings wird das Auge langsam müde, ob der spektakulären Explosionen und umher fliegender Testosterongiganten und wünscht sich doch auch mal ein bisschen Frischkost im Superheldenkino. Auch wenn „X-Men“ vor 9 Jahren diesen Stil erst in den Kinos etabliert hat, hätte man das Konzept doch ein bisschen auffrischen können.

X-Men Origins: Wolverine (USA 2009): R.: Gavin Hood; D.: Hugh Jackman, Liev Schreiber, Dominic Monaghan; M.: Harry Gregson-Williams; Offizielle Homepage

On Air: Jeden Donnerstag 12.25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar

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