Mittwoch, 19. August 2009

Maria, ihm schmeckt's nicht

Wir leben in einer modernen Welt. Toleranz wird groß geschrieben und die räumlichen Grenzen zwischen den Völkern verschmelzen immer mehr. Deutschland ist längst nicht mehr die Heimat nur eines Volkes und es haben sich viele völlig unterschiedliche ethnische Gruppen hier niedergelassen, die sich hier genau so zu Hause fühlen, wie wir. Ganz logisch und völlig normal ist es also auch, dass sich zwei Angehörige verschiedener Kulturen verlieben und sich entschließen, zu heiraten. Welche Schwierigkeiten dennoch auftreten und wie weit die Toleranz beider Seiten wirklich geht, erzählt der neue Film von Neele Vollmar „Maria, ihm schmeckt's nicht“, der nun in den deutschen Kinos angelaufen ist.

Jan ist Mitarbeiter in einem Verlag, Mitte 30, und er bezeichnet sich selbst als „typisch deutsch“ Er hat sich in die schöne Halbitalienerin Sara verliebt und sie beschließen, zu heiraten. Sara nimmt ihn mit zu ihren Eltern, die in Krefeld leben. Dort stellt sich heraus, Saras Vater Antonio ist genau das, was man als typisch italienisch bezeichnen kann. Er betrachtet den künftigen Bräutigam überaus missbilligend und skeptisch. Als dann ein Treffen zwischen Saras und Jans Eltern statt findet, steht für Antonio fest, dass die Hochzeit nur in seinem Heimatdorf Campobello in Italien statt finden kann. Da niemand den alten etwas kauzigen, aber jähzornigen Vater vor den Kopf stoßen will, willigt man ein und die Fahrt nach Campobello beginnt. Dort angekommen, wird Jan selbstverständlich vom gesamten Dorf begrüßt und beäugt. Rasch ist geklärt, wer wer ist und Jan wird sehr herzlich zum Essen ins Haus der Familie eingeladen. Aber auch hier kommt es immer wieder zu Missverständnissen und peinlichen Momenten. Dazu kommen in den folgenden Tagen immer mehr Komplikationen und Jan merkt bald, dass es nicht immer leicht sein wird, wenn er in diese Familie ein heiratet.

„Maria, ihm schmeckt's nicht“ ist die Verfilmung des Debutromans von Jan Weller. Das Buch hat scheinbar autobiographische Züge und ist obendrein nicht besonders erfolgreich gewesen, was man im Grunde über jedes Buch sagen kann, welches nicht weit genug oben auf der Bestsellerliste erscheint. Selbstverständlich sagt diese Liste nie etwas über die Qualität eines Buches aus und wird in der Regel sogar benutzt, um das Image eines Buches oder eben eines Filmes auf dessen Grundlage auf zu polieren. Jan Weller hat also immense Schwierigkeiten gehabt, eine Produktionsfirma zu finden, die nicht als ersten Schritt sämtliche Exemplare des Buches kaufen wollte, um den Titel auf die Bestsellerliste zu katapultieren. Aus diesem Grund hat es also sehr lange gedauert, bis der Film fertig wurde und ist zudem keine seelenlose Abkupferung des Buches, sondern eine mit viel Sensibilität und Sorgfalt produzierte Adaption eines Buches, das diesen Aufwand vielleicht gar nicht wert gewesen wäre. Warum drückt sich der Rzensist so kompliziert aus, könnte man fragen. Ich scheue mich fast, es zu sagen, aber diesmal ist der Film nun mal einfach besser, als das Buch. Der Film ist so perfekt produziert, dass man sehr schnell die Schwächen der Story und der Figuren bemerkt. Wir haben eine lupenreine Kameraführung und ein tolles Bild, dass die staubige Landschaft um Campobello authentisch zeigt. Die Musik von Niki Reiser ist wunderschön, pompös und melancholisch, als sei sie direkt aus Nino Rotas Kopf gesprungen. Die Schauspieler füllen ihre Rollen sehr überzeugend mit Leben und alles ist so locker inszeniert, als hätte das Leben selbst das Drehbuch geschrieben. Es ist kaum zu glauben, aber wenn jetzt auch noch die Story nicht unter einer gewissen anhaltenden Monotonie schwächeln würde, hätte ich diesmal nichts zu meckern gehabt.

„Maria, ihm schmeckt's nicht“ ist eine sorgfältig und mit viel Liebe zum Detail produzierte Komödie, deren Vorlage eben ausnahmsweise mal von der Adaption übertroffen wird. Wer rechnet denn aber auch mit sowas?

Maria, ihm schmect's nicht (D/I 2009): R.: Neele Vollmar; D.: Christian Ulmen, Mina Tander, Lino Bandi, u.a.; M.: Niki Reiser; Offizielle Homepage

In Weimar: CineStar; lichthaus (demnächst)

Filmrezension on air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar

1 Kommentar:

  1. Das Buch hab ich nicht gelesen, aber den Film gesehen.
    Bei mir bleibt allerdings danach nichts hängen. Mal wieder übezeugt mich Christian Ulmen nicht wirklich, der plötzlich seine heiß geliebte Sara nicht mehr heiraten will, weil sie mit ihrer Großmutter zusammen kocht.
    Die verschiedenen kürzeren Handlungsstränge sind für mich teilweise nicht nachvollziehbar genug gewesen!

    Dennoch...kurzweilige Popcornunterhaltung!

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