Er gilt als einer der kontroversesten und meistdiskutierten Filmemacher der letzten Jahre. Seine Filme haben einen einzigartigen Stil, der jedes mal aufs neue überrascht und das Publikum stets tief spalten. Dabei sieht er sich selber eher als Künstler und als solcher ist der Film und die Geschichte, die er erzählt, für ihn immer wichtiger, als der kommerzielle Erfolg. Ein Phänomen, welches in der Filmwelt immer seltener wird. Die Rede ist von Quentin Tarantino, dessen neuester Film „Inglourious Basterds“ letzte Woche in den deutschen Kinos angelaufen ist.
Im von den Nazis besetzten Frankreich landet eine kleine Gruppe amerikanischer Soldaten. Sie haben nur ein Ziel, nämlich so viele Nazis wie möglich töten, bevor die eigentliche Landung der amerikanischen Truppen beginnt. Sie tun das nicht aus einem besonderen taktischen Grund, sondern weil sie sich in aller Form rächen wollen. Dabei gehen sie hart und schnell vor und sorgen dafür, dass sich allerlei Legenden und Geschichten um die Basterds ranken. Hitler wird zunehmend nervöser, weshalb er den besten Kommandanten, Hans Landa, damit beauftragt, die Gruppe aufzuspüren und sie zu exekutieren. Hans Landa hat an diesem Auftrag vor allem ein Interesse. Er liebt die Jagd und die Herausforderung und geht dabei nicht weniger skrupellos als die Basterds selbst vor. Unterdessen plant Goebbels eine Porpagandaveranstaltung in Paris. In einem kleinen Kino soll das neueste Machwerk des deutschen Filmes Premiere feiern. Eingeladen ist die Elite des Hitler-Regimes und bietet dadurch das perfekte Ziel für die Amerikaner, oder aber den perfekten Köder für Landa.
Quentin Tarantino hat viele Jahre immer wieder erzählt, er wolle einen Kriegsfilm machen. Auch wenn man ihn diesbezüglich nie richtig ernst genommen hat, und er sich immer von anderen Projekten hat „ablenken“ lassen, hat man sich doch immer gefragt, wie soll ein Kriegsfilm von ihm werden? Wird er trashig, wie die Grindhousefilme? Wird er cool wie Pulp Fiction? Man konnte sich einfach nichts konkretes vorstellen. Nun hat er es endlich geschafft und besagter Kriegsfilm ist schlicht genial. Es wird mit einer solchen Feinfühligkeit und Perfektion eine, oberflächlich gesehen, alberne und unrealistische Geschichte konstruiert, die aber so gut durchdacht ist, dass man sich hinterher fragt, warum ist es nicht in Wirklichkeit so passiert. Tarantinos große Stärke waren stets Dialoge. Es ist unglaublich, wie spannend diese immer wiederkehrenden Gesprächsszenen sind. Da wirkt natürlich zum einen der Text selbst, aber auch die Art und Weise, wie eine bestimmte Figur etwas sagt, ist immer überzeugend und nachvollziehbar. Das zeigt, dass Tarantino einfach ein sehr begabter Regisseur ist, unabhängig davon, was für eine Geschichte er erzählt.
Ein Wort zu den Schauspielern: Brad Pitt wird stets als Hauptrolle genannt, was zur Folge hat, dass man, wenn man die Trailer zum Film sieht, einen falschen Eindruck bekommt. Ja, er ist einer der Hauptfiguren und er ist, wie Brad Pitt nun mal ist, aber er ist nur ein Teil einer ganzen Konstellation an Hauptfiguren. Pitts Rolle würde nicht funktionieren, ohne die von Christoph Waltz. Dieser spielt das Böse in Person, aber ganz kalt und reduziert. Er ist nicht der Bösewicht mit flammenden Hassreden, der brutale Exempel statuiert, nur damit jeder weiß, wie böse er ist. Das hat er gar nicht nötig. Alles, was er tut, folgt einem bestimmten Plan und es bereitet ihm schiere Freude, wenn er alles beobachten kann und merkt, dass er stets einen Schritt voraus ist. Mit vollendeter Höflichkeit, unglaublich gebildet und sprachgewand begegnet er seinen Gegnern und Opfern. Ich habe schon sehr lange keine so überzeugende Darbietung von einem Schauspieler erlebt, wie die von Christoph Waltz. Auch die anderen deutschen Schauspieler wachsen über sich hinaus und man kann sie sehen, wie man sie noch nie gesehen hat.
Das und das schon erwähnte handwerkliche Geschick Tarantinos macht „Inglourious Basterds“ für mich zu einem der besten Filme in diesem Jahr, ganz sicher aber zum Besten von Tarantino selbst. Grenzenlose Begeisterung.
Inglouroius Basterds (USA/D 2009): R.: Quentin Tarantino; D.: Brad Pitt, Christoph Waltz, Til Schweiger, Melanie Laurent, u.a.; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar; lichthaus (demnächst)
Rezension On Air: Jeden Donnerstag, ca. 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar
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