„Man wacht nicht eines Tages auf und stellt fest, dass man älter wird. Man stellt fest, dass man schon alt ist“ So sinniert Andreas Dresen durch den Mund seiner Hauptfigur, die müde vom Leben und vom Alkohol am Strand sitzt und verträumt auf das Meer hinaus starrt. Obwohl Dresen erst 46 Jahre alt ist beschäftigt er sich in seinem neuen Film „Whisky mit Wodka“ einmal mehr mit der Thematik des Älterwerdens und dem Altsein.
Otto Kullberg ist Schauspieler. Sein ganzes Leben lang hat er Filme gedreht und ist zu einem echten Original avanciert. Im Laufe der Jahre hat er sich einen festen Ruf erarbeitet und je älter er wird, desto beliebter ist er. Gerade ist er wieder dabei, einen Film zu drehen. Er spielt einen alt gewordenen Casanova, der zahlreiche Affären mit Müttern und deren Töchtern unterhält. Eine Paraderolle also für Otto. Doch neben zahlreichen Star-Allüren hat er sich auch ein ausgewachsenes Alkoholproblem angeeignet und es kommt, wie es kommen muss. Otto bricht während der Dreharbeiten volltrunken zusammen. Regisseur und Produzent werden nervös und der Studiochef trifft eine ungewöhnliche Entscheidung. Es wird ein anderer Schauspieler engagiert, Nun sollen alle Szenen doppelt gedreht werden. Einmal mit Otto und dann noch einmal mit dem wesentlich jüngeren Ersatzschauspieler. Zum einen will man damit die Produktion retten, falls Otto noch einmal zusammenbricht, zum anderen soll der Star motiviert werden, sein bestes zu geben, damit er nicht aus dem Film geschnitten wird. Und so kommt es auch. Es beginnt eine Art Duell und Otto wächst über sich hinaus und verschwendet keine Gelegenheit, dem jüngeren Darsteller in die Scharade zu fahren.
„Whisky mit Wodka“ erzählt eine schöne Geschichte, die durch zwei sehr unterschiedliche, aber charismatische Figuren getragen wird, die im Grunde nur eine ältere und eine jüngere Version der gleichen Figur darstellen. Das Thema des Älterwerdens ist allgegenwärtig. Otto wird immer wieder mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Ob es nun heißt, früher sei er viel besser gewesen, oder ob er mit seiner Schauspielerkollegin alte Plätze aufsucht, die sie früher, als sie noch zusammen waren immer besucht haben. Und natürlich kommt Otto durch die Begegnung mit seiner quasijüngeren Version sehr ins Grübeln. Auch wenn die Figuren durch ihre fantastischen Darsteller (Henry Hübchen und Corinna Harfouch) sehr authentisch entwickelt werden, geht die eigentliche Botschaft des Films leider ein bisschen unter. Das ist der Umgebung und der Rahmenhandlung geschuldet. Es geht um das Drehen eines Filmes und somit werden dem Zuschauer stets detaillierte Blicke hinter die Kulissen gewährt. Das nimmt allerdings ein bisschen überhand und man ist ständig von der eigentlichen Handlung abgelenkt. Die Pappkulissen und Scheinwerfer sind praktisch allgegenwärtig und zerstören zu oft die Stimmung. Es ist mal wieder Zeit für den geflügelten Satz, dass an dieser Stelle weniger mehr gewesen wäre. Auch wenn es diesmal nicht um übermäßig eingesetzte CGI-Effekte geht, ist es doch wieder die äußere Form der mehr Zeit und Aufwand gewidmet wurde, als der eigentlichen Geschichte. Etwas, dass man bei Dresen nach „Wolke 9“ nicht unbedingt erwartet hätte.
„Whisky mit Wodka“ ist aber weitaus mehr als nur ein weiterer Film mit „W“. Er erzählt eine schöne Geschichte, zeigt einen glänzenden Henry Hübchen, bei dem es immer Spaß macht, ihm zu zu sehen und hat sich eben nur ein wenig bei der Verteilung von äußerer und innerer Präsentation verkalkuliert.
Whisky mit Wodka (D 2009): R.: Andreas Dresen; D.: Henry Hübchen, Corinna Harfouch, Sylvester Groth, Markus Hering; Offizielle Homepage
In Weimar: lichthaus
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12.25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.
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