Freitag, 2. Oktober 2009

Die Entführung der U-Bahn Pelham 123

Wir leben in einer unsicheren Welt, die durch eine ständige Angst vor dem Terror geprägt ist. Terroristen agieren nämlich in einem Bereich, der uns am meisten weh tut. In unserem Alltag. Sobald man vor die Tür geht, könnte es passieren. Nur, weil man an einem zentralen Gebäude vorbei läuft, oder weil man sich ein Fußballspiel ansieht, oder eben, weil man ein öffentliches Verkehrsmittel nutzt. Klar, dass es sich Hollywood nicht nehmen lässt, mit dieser Angst zu spielen und zahlreiche spannende Filme auf die Leinwand zu zaubern. Aktuell liefern sich Denzel Washington und John Travolta das bekannte stereotype Duell zwischen Gut und Böse in Tony Scotts neuem Film „Die Entführung der U-Bahn Pelham 123“

Hinter diesem unförmigen Monstertitel verbirgt sich eine ganz simple Story. Der Gangster Ryder betritt eines Morgens mit einigen Kumpanen die U-Bahn 123 der Linie 6 in Manhattan und entführt diese kurzerhand. Genau an diesem Tag hat Mr. Garber Dienst in der Fahrdienststelle. Zu ihm stellen die Entführer als erstes Kontakt her und verlangen innerhalb einer Stunde 10 Millionen Dollar Lösegeld. Überraschenderweise scheint die Beschaffung des Lösegeldes keinerlei Probleme zu bereiten. Auch das übliche Gerede, man verhandle nicht mit Terorristen, kommt nicht zum Tragen. Das einzige Problem ist Zeit. Ganz ehrlich: Versucht ihr doch mal innerhalb einer Stunde durch den Berufsverkehr von einem Ende Manhattans zum anderen zu kommen. Garbers Aufgabe ist es nun, Zeit zu schinden und sich auf ein packendes Psychoduell mit dem Anführer der Gangster ein zu lassen.

In den 70er Jahren gab es eine Reihe von Katastrophenfilmen, die allesamt spannend inszeniert zu unterhalten und zu erschrecken wussten. „Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123“ mit Robert Shaw und Walter Matheau bildete da keine Ausnahme. Der Film war für damalige Verhältnisse sehr hart und brutal und zudem noch politisch unkorrekt, was die Darstellung sozialer Randgruppen angeht. Zudem waren sich Held und Bösewicht ähnlicher, als man es erwartet hätte. Dazu noch die total simple Story, in der jeder Baustein passte und es wurde ein perfekter Thriller, der voll und ganz dem Zeitgeist vom kalten Krieg und allgemeiner Unzufriedenheit und der Angst vor dem Terror aus den eigenen Reihen entsprach. Ein durchaus nachvollziehbarer Schritt also, diesen Stoff neu zu verfilmen. Regisseur Tony Scott hat eine Vorliebe für schnelle und authentisch inszenierte Filme, neigt allerdings dazu, zu Gunsten von Action und Spannung, das ein oder andere Zugeständnis beim logischen Aufbau der Story zu machen. Bei der einfachen Geschichte von diesem Film allerdings kein Problem, könnte man denken.
Kommen wir zum Punkt: „Die Entführung der U-Bahn Pelham 123“ ist so packend und spannend, wie sein Titel. John Travolta hat in den letzten Jahren die Hoffnung gesät, er wäre als ernst zu nehmender Schauspieler zurück gekommen, sich allerdings zu oft hinreißen lassen, seltsame Rollen an zu nehmen. Seine Darstellung des Gangsters Ryder ruft fatale Erinnerungen an den Bösewicht aus „Stirb Langsam 2“ wach. Denzel Washington zeigt immerhin so viel Initiative, seine Darstellung zu reduzieren, wie es seine Rolle vor sieht und verbringt die meiste Zeit des Films sitzend am Mikrophon, was der ganzen Sache natürlich jede Menge Dynamik nimmt. Die Dialoge zwischen den beiden Hauptfiguren haben überhaupt keine Substanz und scheinen nur dazu zu dienen, die Zeit bis zum Ablauf des Ultimatums der Gangster zu füllen.
Die packenden Actionsequenzen kränkeln an der technischen Umsetzung. Um die wahnwitzige Geschwindigkeit der U-Bahn darzustellen hat man den Zug in bester MTV-Manier mit wackeliger Knopfkamera gefilmt und das Bild einfach beschleunigt. Ein ganz einfacher Trick, der seine Wirkung verfehlt und genau so billig aussieht, wie sich seine Beschreibung anhört.

„Die Entführung der U-Bahn Pelham 123“ ist der Versuch, das Remake eines spannenden Films zu machen und das Ergebnis liefert einen einfachen und einfallslosen Abklatsch. Das größte Verbrechen dieses Films ist die Langeweile, obwohl es doch eigentlich gefährlich und vor allem schnell sein sollte.

The Taking Of Pelham 123 (USA 2009): R.: Tony Scott; D.: John Travolta, Denzel Washington, James Gandolfini, u.a.; M.: Harry Gregson-Williams; Offizielle Homepage

In Weimar: CineStar

Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar

2 Kommentare:

  1. Ich kenn das Original aus den 70ern nicht, aber diesen Film hier, fand ich ziemlich daneben. Langweilig, unspektakulär und Vorhersehbar!

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  2. Also ich hab ihn mir auch vor ein paar Tagen angeschaut, auch ohne die Erfahrung des Vorgänger Films.
    Ich muss sagen, dass was mir an dem Film gefallen hat waren die durchaus stimmige Musik, ein zumindest ab und zu gelungener Schnitt und ein sehr pornös aussehender Travolta, der mir zumindest vom Aussehen eines Gangsters sehr gefallen hat. Zu den negativen Punkten wurde eigentlich alles schon gesagt. Das Fazit zu diesem Film ist von mir ganz klar: 1 mal anschauen reicht und das auch nur auf DvD. Wegen diesem Film würde ich definitiv nicht extra ins Kino gehen!

    Grüße :)

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