Donnerstag, 29. Oktober 2009

Verblendung

Harry Potter scheint abgelöst zu sein. Zumindest in hiesigen Buchhandlungen. Schon lange gibt es keine Schlangen sehnsüchtig wartender Hobbymagier mehr und schon längst sind die Bestsellerlisten Zauberschülerfrei. Es gibt also Platz für Neues. Wenn man dann eine "Thriller-Trilogie" mit dem Namen Millenium entdeckt, die mit dem reißerischen Prädikat „spannend“ geschmückt ist, deren erster Teil "Verblendung" heißt und gerade verfilmt wurde, und man den Namen des Autors liest - Stieg Larsson - wird man allerdings erstmal skeptisch.

Mikael Blomkvist ist Journalist für das politische Magazin "Millenium". Er hat gerade eine Reportage über einen korrupten Großindustriellen veröffentlicht und wird nun wegen Verleumdung zu Gefängnisstrafe verurteilt. Bis er seine Haftstrafe antreten muss, wird er beurlaubt. Doch er bekommt nicht viel Zeit, sich auszuruhen. Der Milliardär Henryk Vanger engagiert ihn, um einen 40 Jahre alten Fall aufzuklären. Die Nichte Vangers, Harriet, verschwand eines Tages spurlos. Vanger glaubt, sie sei ermordet worden, Mikael ist sich da nicht so sicher und beginnt seine Untersuchungen. Er sieht sich einer komplizierten Familiengeschichte gegenüber, die voller Intrigen steckt. Die Familie Vanger bildet nämlich auch den Vorstand einer der größten Konzerne im Land. Dadurch hat praktisch jeder, der noch lebenden Familienmitglieder ein Motiv. Keiner der befragten Vangers gibt wirklich Auskunft, so dass Mikael nicht besonders gut vorran kommt und kurz davor steht, aufzugeben. Da erhält er plötzlich unerwartete Hilfe. Die Hackerin Lisbeth Salander, die Blomkvist bereits früher beobachtet hat, nimmt Kontakt mit ihm auf und liefert ihm erste brauchbare Spuren, zum Beispiel der Hinweis, dass Harriet tatsächlich ermordet worden ist. Gemeinsam nehmen Mikael und Lisbeth die Untersuchungen wieder auf und kommen einem grausigen Geheimnis Schritt für Schritt auf die Spur.

"Verblendung" ist der erste Teil der Milleniumtrilogie, die nun im Einjahresabstand in die Kinos kommt. Die Vorlage ist das Vorzeigemodell einer erfolgreichen Romanreihe. Der spannende Thriller vom schwedischen Schriftsteller und Journalisten Stieg Larsson fand keine Beachtung und Larsson hatte große Probleme, einen Verlag zu finden. Ungeachtet dessen schrieb er immer weiter, denn der kommerzielle Erfolg seiner Bücher interessierte ihn weniger. Er wollte, dass sie veröffentlicht wurden. Ein ihm bekannter Verleger nahm ihm den Stoff letztendlich ab und mit mäßigem Erfolg startete der Verkauf. Nebenbei publizierte Larsson einige Artikel über die Neo-Rechtsextremistische Szene in Europa und sorgte damit für einige Aufregung und auch unangenehme Aufmerksamkeit. Zu gleichen Teilen erhielt er neue Aufträge wie auch Morddrohungen. Gerade, als seine Bücher bekannter wurden und astronomische Verkaufszahlen einfahren, verstarb Larsson völlig überraschend an einem Herzinfarkt. Während die Bücher unglaublich spannend sind, bietet die Verfilmung jedoch eher durchschnittliche Thrillerkost. Der Fall ist sehr spannend und es macht großen Spaß, zu sehen, wie die beiden Protagonisten einen 40 Jahre alten Fall langsam aber sicher aufklären können. Dennoch fehlt es dem Film ein wenig an Dynamik und er braucht sehr lange, um richtig in Fahrt zu kommen. Hervor zu heben ist auf jeden Fall die Darstellung Michael Nyqvisrs und der Newcommerin Naomi Repace, der die Rolle der toughen und rätselhaften Hackerin Lisbeth wie auf den Leib geschrieben ist.

Insgesamt ist der Film eher wie eine sehr lange spannende, aber nicht ungewöhnliche Tatort-Folge. Das lässt ein wenig an der Berechtigung des Hypes um Stieg Larsson zweifeln, weshalb ich mir für die beiden weiteren Teil lieber die Bücher vornehmen werde und die Filme einfach auslassen werde.

Män Som Hatar Kvinnor (Dänemark, Deutschland, Schweden 2009): R.: Niels Arden Oplev; D.: Naomi Repace, Michael Nyqvist, Sven-Bertl Taube, u.a. M.: Jacob Groth; Offizielle Homepage

In Weimar: lichthaus, CineStar

Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12.25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.

2 Kommentare:

  1. Mir ging es ziemlich ähnlich damit, dass ich sehr oft während des Films dachte: Das war bestimmt eine unglaublich spannende Stelle im Buch!
    Dennoch...Grundsätzlich kein schlechter Film, nur wahrscheinlich nicht annähernd so gut wie die Literaturvorlage!
    Manche Bücher sollte man einfach nicht verfilmen!

    AntwortenLöschen
  2. jaaa hab alle 3 bücher schon gelesen und war etwas skeptisch am anfang des films, ich find auch das die verfilmung ganz gut gelungen ist obwohl sie ja an manchen stellen ziehmlich langatmig wirkt....aber in keinem fall zu vergleichen mit dem buch...das is natürlich tausendmal spannender und interessanter!

    AntwortenLöschen