Vor zwei Jahren entführte uns Darren Aronofsky hinter die Kulissen des Wrestlings. Mickey Rourke bot als „The Wrestler“ ein intensives Drama, in einer Welt, die dem normalen Menschen gänzlich unbekannt ist. Aronofsky bleibt auf vertrautem Terrain und gewährt uns nun in „Black Swan“ regelrecht heimlich Blicke in die Welt des Balletts.
Nina ist in der New Yorker Ballett Company und zur neuen Spielzeit soll es eine Inszenierung des Schwanensees geben. Der Spielleiter Thomas hat großes vor. Als erstes schmeißt er seinen Star Beth aus der Gruppe und gibt dann bekannt, dass eine Tänzerin sowohl den weißen, als auch den schwarzen Schwan tanzen soll. Nina ist natürlich nicht die einzige, die sich für diese Rolle interessiert. Doch obwohl sie eine sehr gute Tänzerin ist, ist sie oft zu unsicher und schüchtern und will immer perfekt sein. Für sie ist klar, dass sie die Rolle nie bekommen wird. Dann kommt die große Überraschung: Nina soll beide Parts tanzen und beginnt sofort mit den Proben. Doch Thomas ist nicht zufrieden mit ihr. Für den schwarzen Schwan fehle ihr das Feuer und die Leidenschaft. Unter dem großen Druck, dem Nina ausgesetzt ist, steigert sie sich immer mehr in ihre buchstäbliche Metamorphose zum schwarzen Schwan.
Hier ist er. Der erste große Film in diesem Jahr. Darren Aronofsky wird seinem Ruf erneut gerecht und im Vorfeld gab es kaum Möglichkeiten, einen sicheren Eindruck von dem Film zu gewinnen. Weder Trailer, noch Plakate, noch sonstige Werbemittel gaben echten Aufschluss, worum es denn nun überhaupt gehen sollte. So ähnlich lief das damals bei „The Wrestler“ auch. Bis auf ein sehr schönes, aber nichtssagendes Plakat und der Information, wer die Hauptfigur spielt, stand man ziemlich im Regen. Das übliche Spiel aus Spekulationen, Mutmaßungen, Skepsis und Angst und letztendlich die absolute Gewissheit, dass dieser Film ganz sicher nicht so gut sein könne, wie man es sich vorstellt, waren unvermeidbar. Wie gesagt: Hier ist er nun. Und kurz gesagt: Es ist toll! Man kann „Black Swan“ nicht richtig genießen. Dafür ist er viel zu aufregend. Trotzdem ist man zwischen Angst und Anmut hin und her gerissen. Die Tanzsequenzen sind allesamt wunderbar inszeniert. Aronofsky spielt mit den unterschiedlichsten Kamerafahrten und zieht dabei sämtliche Register. Die Kamera steht mal still, oder gleitet in ganz sanften Fahrten durch den Ballsaal, nur um dann in wilden Schwenks und Wackelei zu münden, die den Zuschauer direkt auf die Bühne holt und er sozusagen das Gefühl bekommt, selbst mit zu tanzen. Für die Schockszenen werden klassische Mittel sehr wirkungsvoll eingesetzt. Der obligatorische Spiegelschreck funktioniert ebenso gut, wie die Licht-an–Licht-Aus Szene. Abgesehen davon wird ein Großteil der intensiven Atmosphäre, durch die nicht minder intensive Darstellung einer überragenden Natalie Portman erzielt. Ich bin mir sicher, so hat man sie noch nie erlebt und ich höre da die Oscars rufen.
„Black Swan“ ist toll. Er ist spannend, sehr intensiv inszeniert und bietet geradezu intime Blicke hinter die Kulissen des Balletts. Oftmals vermitteln diese Blicke einen eher verstorenden Eindruck. Man fragt sich, wie es kommt, dass Menschen sich solchen Strapazen aussetzen, nur um perfekt zu sein.
Black Swan (USA, 2010): R.: Darren Aronofsky; D.: Natalie Portman, Vincent Cassel, Mila Kunis, u.a.; M.: Clint Mansell; Offizielle Homepage
In Weimar: lichthaus, CineStar
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.
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Diesen Zwiespalt zwischen Anmut und Angst hab ich beim Schauen auch erlebt!
AntwortenLöschenEinerseits sind es perfekt inszenierte Bilder, Bewegungen und Momente die man zu sehen bekommt und andererseits schafft der Film eine unglaublich bedrückende und beängstigende Atmosphäre!
Beide Daumen ganz weit hoch Mr. Aronofsky!