Donnerstag, 11. Februar 2010

Mal wieder gesehen: Knockin' On Heaven's Door

Es gibt also eine neue Rubrik, in der – wie der Titel vermuten lässt – Filme besprochen werden, die ich mir mal wieder angesehen habe. Filme, die sozusagen ausgegraben wurden und die einer Erwähnung und Besprechung außerhalb des aktuellen Kinoprogramms allemal würdig sein sollten. Auf die Idee hat mich übrigens Hans gebracht, der mit seiner messerscharfen und stetigen Kritik und seinen Hinweisen einen kleinen, aber prägenden Teil auf diesem Blog beigetragen hat.-

Als ich „Giulias Verschwinden“ gesehen habe, ist mir wieder mal aufgefallen, dass Corinna Harfouch eine sehr gute und vor allem prägende Schauspielerin ist. Vor allem aber ist sie in letzter Zeit ständig im Kino zu sehen. Im letzten Jahr allein in „Berlin Calling“ und „Whiskey mit Wodka“ und auch in „This is Love“ und „Im Winter ein Jahr“. Nebenbei absolviert sie noch zahlreiche Fernsehrollen und tourt mehr oder weniger ununterbrochen von einer Buchlesung zur anderen. Interessanterweise ist sie mir das erste Mal in einer sehr kleinen und relativ unauffälligen Rolle aufgefallen, die mir aber dank eines dezent genervten „Na kommse, kommse!“ stets wieder ins Gedächtnis gerufen wird, wenn ich Corinna Harfouch irgendwo sehe.
„Knockin' On Heaven's Door“ war ein Film, um den ich eine lange Zeit einen Bogen gemacht habe. Im Kino hatte ich ihn gar nicht gesehen und irgendwie fehlte mir auch das Interesse am deutschen Film. Es mag damit zu tun gehabt haben, dass solche Perlen, wie „Manta Manta“ und „Der bewegte Mann“ dafür gesorgt hatten, dass ich Til Schweiger nicht mochte und wenn ich es genau betrachte, hat sich daran eigentlich bis heute nicht viel geändert. In diesem Film ist Til Schweiger jedenfalls saucool, was allerdings auf so ziemlich jeden, der hier auftretenden Darsteller zutrifft.

Ein paar Sätze zur Story: Martin und Rudi lernen sich in einer Klinik kennen. Beide haben soeben die Nachricht erhalten, dass sie einen baldigen Tod durch Krebs erleiden würden. Trotz anfänglicher Differenzen werden die beiden schnell Freunde und bei einer nächtlichen Tequila-Runde in der Krankenhausküche stellen sie fest, dass Rudi noch nie in seinem Leben am Meer war. Die beiden stellen fest, dass das auf gar keinen Fall geht, denn im Himmel gäbe es schließlich kein anderes Gesprächsthema, als das Meer. Kurzerhand und stockbesoffen klauen sie ein Auto aus der Tiefgarage und fahren los. Das Auto gehört allerdings den beiden Gangsterlakaien Abdul und Hank, die von ihrem Gangsterboss Franky den Auftrag erhalten hatten, das Auto zum Obergangsterboss Curtiz zu bringen. Franky versteht keinen Spaß und verlangt mit allen Mitteln das Auto – ein babyblauer SL300 – zurück zu holen. Martin und Rudi kümmert das relativ wenig, denn sie haben nichts zu verlieren, außer den Blick auf das Meer.

Regisseur Thomas Jahn und Schauspieler Jan Josef Liefers hatten es im Grunde schon aufgegeben, ihren Gangsterfilm verkaufen zu wollen. Niemand traute dem Stoff einen ernsten Erfolg zu. Viel zu unpassend für den deutschen Film. Viel zu nah an „Pulp Fiction“ und keiner wollte so dumm sein, den coolsten Gangsterfilm aller Zeiten zu kopieren. Nach und nach sammelten sich aber immer mehr prominente Namen hinter dem Projekt, so dass Buena Vista schließlich zustimmte, den Film zu veröffentlichen. Ein Studio musste auch nicht mehr gefunden werden. Die von Til Schweiger gegründeten Troubelmaker Studios waren wie geschaffen für ein unkonventionelles Filmprojekt dieser Art. Alles war startklar, allerdings fehlte immer noch der passende Darsteller für den Gangster Abdul. In einer beispiellosen Castingaktion ließ man zahlreiche türkische Darsteller antreten, die aber den Ansprüchen des Regisseurs alle nicht gerecht wurden. Dann tauchte der noch relativ unbekannte deutsche Schauspieler Moritz Bleibtreu auf, der mit seinem Auftritt einen überzeugenderen Abdul, als all seine Kollegen vor ihm, ablieferte. Zwischendurch konnte noch die Band Selig gewonnen werden, die den Sundtrack produzieren sollte. Und das ist daraus geworden: Eine Gangsterkomödie, die trotz ihrer überzeichneten und klischeehaften Figuren nie zu überzogen wirkt. Es tauchen einfach alle auf, die man braucht. Vom fiesen, cholerischen Gangsterboss über die holländische Puffmutter, bei der man kein Wort versteht, bis hin zum griesgrämigen und zu Tode gelangweilten Polizeikommissar. Die beiden Hauptcharaktere schliddern von einer absurden Situation in die nächste und begegnen dabei dem Polizistenkumpel von Tankwart Klaus, einem umtriebigen Gebrauchtwagenhändler, den Rodrigez Brüdern und dem Dönermann im Ruya-Imbiss. Der Film hat eine sehr fesselnde Dynamik und durch die sehr gut ausgearbeiteten Charaktere und Dialoge wird er unvergesslich.

„Knockin' On Heaven's Door“ ist ein ganz großer Vertreter des deutschen Films, der sich zwar frech bei zahlreichen amerikanischen Genreperlen bedient, daraus aber seinen ganz eigenen Stil und einen einzigartigen Charme schafft. Wer ihn noch nicht gesehen hat, sollte das schleunigst nachholen.

Knockin' On Heaven's Door (D 1997): R.: Thomas Jahn; D.: Til Schweiger, Jan Josef Liefers, Moritz Bleibtreu, Hannes Jaenicke, Corinna Harfouch, Rudger Hauer, Bernd Eichinger, u.a.

Trailer, IMDb, Filmstarts

1 Kommentar:

  1. Sehr gut Jan!
    So dacht ich mir das! :D
    Es wird mir jetzt eine noch größere Freude sein, deinen Blog regelmäßig aufzussuchen!

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