Ein Regisseur, von dem man keine Überraschungen gewohnt ist, macht etwas total unerwartetes. Er nimmt eine Geschichte von Roald Dahl als Vorlage und produziert dann auch noch einen Puppentrickfilm. An Dahls Werken haben sich vor ihm viele andere Regisseure versucht und sind teils kläglich gescheitert und Puppentrickfilme sind nach einem kurzen, aber heftigen – und völlig ungerechtfertigten – Hype auch schon wieder total out. Wes Anderson ist es allerdings gelungen trotz dieser beiden schwerwiegenden Hindernisse, einen guten Film zu produzieren. Wagen wir den Blick auf „Der Fantastische Mr Fox“
Fuchs ist irgendwie unzufrieden mit seinem Leben. Früher war ein angesehener Hühnerdieb und kümmerte sich eben um nichts andres, als um Fuchsangelegenheiten. Doch dann nimmt das Leben seinen Lauf. Seine Fuchsgattin wird schwanger und es wird Zeit, einen gemütlichen Fuchsbau zu suchen und einen ebenso gemütlichen Job bei der örtlichen Gazette an zu nehmen. Und das war's dann. Der Kleine geht zur Schule, der Vater schreibt Kolumnen, um die Miete zu bezahlen und die Mutter hütet das Haus. Doch Fuchs fühlt sich arm, weil er unter der Erde leben muss. So sucht er sich eine neue Behausung und zieht mit seiner Familie in einen schönen, günstig gelegenen Baum. Dieser Baum steht in Sichtweite der drei größten Farmen im Tal. Die gehören den großkapitalistischen Bauern Boggis, Bunce und Bean, die jeweils für drei großartige Produkte bekannt sind. Hühner, Truthähne und Apfelwein. Der Meisterdieb im Fuchs kommt wieder hervor und zusammen mit Opossum heckt er einen Masterplan aus, um die drei Bauern um ihre beliebten Waren zu erleichtern. Die finden das natürlich gar nicht komisch und reagieren entsprechend erbost und mit voller Härte.
Wer nun denkt, Wes Anderson probiert sich auf einem völlig neuen Gebiet aus, irrt sich. Bisher ging es bei Anderson immer um die Familie. Manchmal war es eine Familie voller Chaoten, die aufgrund ihres Chaotendaseins in skurrile Situationen und Abenteuer verstrickt wurden. Andere Familien hatten mit ganz alltäglichen Problemen zu kämpfen. Aber stets ging es um den Konflikt zwischen Alt und Jung und dem Lösen schier unlösbarer Familienbagatellen. Auch in „Der fantastische Mr Fox“ taucht dieses Motiv wieder verstärkt auf, nur dass es diesmal eben von Tieren getragen wird. Interessant ist hier auch der Umstand, dass es diesmal die Tiere sind, die in den Lebensraum der Menschen einfallen und nicht umgekehrt, wie sonst immer in derartigen Metaphern. Besonders hervor zu heben ist die Technik, mit der dieser Film produziert wurde. Im Gegensatz zu Genrekollegen, wie „Coreline“ oder „Corpsebride“ verzichtete Anderson tatsächlich auf jegliche Computertechniken und der gesamte Film wurde in traditioneller Stop-Motion-Technik aufgenommen. Wenn man die liebevoll animierten Puppen sieht und die enorm detaillierte Kulisse, kann man den großen Aufwand erahnen, der nötig war, dieses Projekt zu realisieren. Der Charme des Films wird noch durch ein absolutes Traumcast erhöht. George Clooney und Meryl Streep leihen dem Ehepaar Fuchs ihre Stimmen, Willem Dafoe, Bill Murray, Jason Schwartman und Owen Wilson bilden das übliche Anderson-Ensemble.
„Der Fantastische Mr Fox“ erzählt die Anderson-typische Familiengeschichte, ist durchsetzt mit urigen Dahl-Elementen und wurde zudem noch mit einer immer seltener auftretenden Hingabe inszeniert. Es ist ein Film für die ganze Familie, aber auch Fans von „Tiefseetaucher“ und „Royal Tennenbaums“ werden trotz aufkommender Skepsis, ob der zu niedlich geratenen Tierpuppen voll und ganz auf ihre Kosten kommen.
The Fantastic Mr Fox (USA / UK 2009): R.: Wes Anderson; OVA: George Clooney, Meryl Streep, Willem Dafoe, Bill Murray, u.a.; M.: Alexandre Desplat; Offizielle Homepage
In Weimar: lichthaus
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