Montag, 29. Juli 2013

Pacific Rim

Guillermo Del Toro ist ein Name, mit dem man einen ganz bestimmten visuellen Stil in Verbindung bringt. Seine Filme leben vor allem von den völlig ausgeflippten Design-Ideen, den teilweise völlig übertriebenen Charakteren und den nicht minder abgefahrenen Storys. Die Kostüme und das Monsterdesign sind stets einmalig und man erkennt den Del Toro sozusagen immer sofort. Bisher hat er Filme gemacht, in denen sein Stil immer irgendwie ungewohnt und neu aussah. Der fette Obervampir in „Blade 2“ stand in wildem Kontrast zum absolut durch gestylten und regelrecht geleckten Wesley Snipes. Der gehörnte Pan in „Pan's Labyrinth“, der immer irgendwie auch bedrohlich wirkte, lief Sturm gegen das harte und dreckige Szenario des spanischen Bürgerkrieges. War man im Moment nur aufpolierte und perfekt inszenierte Comic-Bombast-Verfilmungen gewohnt, kommt Del Toro mit „Hellboy“ daher, der so viel anders war, als man es von Comichelden gewohnt war. Del Toro ist also immer einen Hingucker wert. So auch in seinem neuesten Streich „Pacific Rim“.

Das ist mal wieder dumm gelaufen für die Menschen. Jahrelang haben sie immer ins Weltall geguckt und gedacht, der Angriff irgendeiner aggressiven Alien-Spezies würde von oben kommen. Die Viecher haben es aber irgendwie geschafft, ein Dimensionstor mitten im Pazifik aufzubauen. Die ersten Monster kommen an Land und zerstören ganze Städte, bis sie endlich besiegt werden können. Nachdem das dreimal passiert ist, dachten sich die Menschen, dass hier was nicht stimmt. Das sogenannte Jaeger-Programm wurde ins Leben gerufen. Sie bauten riesige Roboter, die stets von zwei Piloten über eine neurale Verbindung gesteuert werden können. Mit diesen Jaegern waren die Monster absolut problemlos zu besiegen. Die Menschen taten also das, was sie immer tun; sie wurden ganz schön selbstsicher. Das ging nur solange gut, bis die Monster immer größer wurden. Der erste Kampf zwischen Kaiju – so werden die Viecher genannt -  und Jaeger geht nicht so gut aus und die Maschine wird zerstört. Dieser Trend setzt sich immer weiter fort und so langsam gehen den Menschen die Optionen aus, während die Abstände zwischen den Angriffen immer kürzer werden.

Zu Beginn muss man feststellen, dass „Pacific Rim“ vor allem eine Sache geschafft hat; der Film reanimiert ein ganz spezielles Sub-Genre, welches ich vor allem als Jugendlicher absolut nicht missen wollte. „Pacific Rim“ ist der erste, ausgewachsene Sommer-Blockbuster, seit sehr vielen Jahren. Vielleicht war „The Avengers“ erfolgreicher und vielleicht war „Dark Knight Rises“ anspruchsvoller, aber „Pacific Rim“ hat mich mit jeder Faser an solch Kinoerlebnisse, wie „Independence Day“ und „Armageddon“ erinnert. Das liegt an dem Stil, der dem Zuschauer mit einer gewissen Naivität ins Szenario einführt. Die Figuren entsprechen allesamt den klassischen Konstellationen: Es gibt den Helden, an den keiner glaubt – er selbst am aller wenigsten. Es gibt den grimmigen General, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Welt zu retten. Es gibt die Frau, die es in einer harten, von Männern dominierten Welt, ganz nach oben schaffen will. Das ausgeflippte Wissenschaftler-Duo ist dabei, der unsympathische Antagonist, der zum Ende natürlich merkt, wie glorreich und gut unser Held ist. Nichts lässt der Film aus. Obendrein wird dem Zuschauer immer wieder und wieder die Situation erklärt, damit wir auch ja nicht vergessen, was Kaijus sind und wie das mit der neuralen Verbindung und „dem Drift“ funktioniert.
Und dann gibt es natürlich die Kampfszenen. Die sind super-spektakulär und ich habe so etwas in derartigen Dimensionen noch nicht gesehen. Die Monster sehen allesamt unterschiedlich aus und bekommen immer eigene Namen. Das gleiche gilt für die Jaeger. Im Zuge der Angriffe hat sich fast ein eigener Kultur-Zweig gebildet. Es gibt Menschen, die die Kämpfe zwischen Jaeger und Kaijun, wie einen Wettstreit bewerten. An manchen Stellen wird der Kampf zwischen den Giganten auch so inszeniert. Das ist filmisch echt neu und cool, fällt aber insgesamt kaum ins Gewicht. Beim Monster-Design haben wir dann auch endlich den Del Toro im Film, dessen Stil ansonsten nicht unbedingt dem entspricht, was man von dem Spanier gewohnt ist. Die Viecher sind so groß, wie Wolkenkratzer und können nicht nur einstecken, sondern auch austeilen. Es entbrennen unglaubliche Materialschlachten und es gelingt Del Toro tatsächlich, jedem dieser Kreaturen eine eigene charakterliche Note zu geben. Ein Kniff, den man eher in alten Monsterfilmen aus Japan finden würde. Was das zitieren anderer Filme angeht, oder das – nennen wir es mal: „ausleihen“ ganzer Designelemente aus anderen Werken, läuft Del Toro zu Höchstformen auf. Nicht umsonst erinnert die Monsterjagd an den japanischen Videospielklassiker „Monster Hunter“, denn auch dieses Spiel bedient sich bei der klassischen Mythologie, der nicht zu Letzt auch Godzilla zu Grunde liegt. Des Weiteren haben wir Elemente aus „Mech-Warrior“ und die Kampfanzüge erinnerten mich sehr stark an „Mass Effect“.
Man könnte noch einiges mehr finden, aber das sprengt womöglich den Rahmen auf die gleiche Weise, wie ein Kaiju die sogenannte Schutzmauer einfach sprengt.

„Pacific Rim“ hat Spaß gemacht. Neben den zusammen geklauten Elementen, die von ihrer Oberflächlichkeit und Naivität an klassische Sommer-Blockbuster erinnern, wird man vor allem mit unfassbar spektakulären Kämpfen beschenkt. Die unglaublichen Dimensionen nutzen sich zwar relativ schnell ab, aber zumindest ist die Dramaturgie des Filmes so abwechslungsreich gelungen, dass man das gar nicht sofort merkt. Kriegt Del Toro jetzt eigentlich den Zuschlag für „Hellboy 3“ Bitte, bitte, bitte!

Pacific Rim (USA, 2013): R.: Guillermo Del Toro; D.: Charlie Hunnam, Idris Elba, Rinko Kikuchi, Ron Perlman, u.a.; M.: Rmain Djawadi; Offizielle Homepage

In Weimar: CineStar

Kineast im Radio: Jeden Sonntag, 14 Uhr auf Radio Lotte Weimar.

Mittwoch, 24. Juli 2013

FlimmerCASTen # 9 - Wieviel 3D hälst Du aus?

In unserer neuesten Ausgabe reden wir über den, jetzt schon nicht mehr weg zu denkenden 3D-Effekt in Kinofilmen. Jeder neue Film, der was auf sich hält, oder der zumindest ein bisschen mehr Geld aus der Sache rausholen will, setzt 3D mittlerweile ja schon proforma ein. Ich selbst, halte 3D für den letzten Husten. Antonia vertritt da allerdings eine etwas andere Meinung.



Wie sieht's bei Euch aus? Freut Ihr Euch auf die Zeit, in der Filme generell dreidimensional über die Leinwände flimmern werden, oder gehört Ihr sogar zu den ominösen 10 Prozent, die im Podcast angesprochen werden?

Fliegende Liebende

Pedro Almodovar ist ein Meister der Tragik. In seinen Filmen durchlitt man zusammen mit den Protagonisten immer schreckliche Seelenqualen. Wie der Mann das immer wieder geschafft hat, lässt sich manchmal gar nicht so leicht sagen. Klar, in „Alles über meine Mutter“ oder „Sprich mit Ihr“ trieft die Tragik aus jeder Pore – allerdings, ohne diesen kitschigen Schwermut. Bei „Volver“ und „Zerrissene Umarmungen“ wird schon ein etwas lockerer Ton angestimmt, wodurch die dramatischen Einschläge aber noch besser funktionieren. Selbst im Weird-Science-Schocker „Die Haut, in der ich wohne“, wurden förmlich neue Dimensionen der menschlichen Tragödie erschlossen.
Da sollte man sich zu Recht fragen, wie Almodovar in einer Komödie funktionieren kann.

Was gibt es schöneres, als einen Transkontinentalflug? Mir persönlich fallen ungefähr tausend Dinge ein, die ich lieber täte, als in ein Flugzeug zu steigen. Manchmal lässt es sich aber nicht vermeiden und dann hofft man einfach das beste, und dass der Flug so angenehm wie möglich wird.
Der Flug von Spanien nach Mexiko, der an diesem Tag abhebt, hat allerdings ein echtes Problem. Schon wenige Minuten nach dem Start, stellen die beiden Piloten fest, dass sich das Fahrwerk nicht richtig bedienen lässt. Eine Landung ist somit unmöglich.
Anstatt in Panik zu verfallen, überlassen sie dem Chefsteward Joserro die Entscheidung, wie er es den Passagieren beibringen soll. Der macht das, was er in einer solchen Situation immer macht; er gibt den Fluggästen eine wilde Mischung aus Alkohol und Mescalin. Das hat ganz unterschiedliche Wirkungen. Das frischgebackene Ehepaar beginnt sofort und ununterbrochen, zu kopulieren – obwohl die Ehefrau gar nicht richtig wach ist. Das Selbe gilt für den Kapitän und Josserro. Ein Mann, der in eine politische Affäre um ein Flughafen-Großprojekt verwickelt ist, schüttet den Passagieren sein Herz aus. Ein Filmschauspieler ruft bei seiner Verflossenen an, um sich mit ihr zu versöhnen und eine Frau, die sich für ein Medium hält, riecht überall im Flugzeug den Tod. Irgendwann kommt die Frage auf, wo das Flugzeug nun landen kann und wer, zum Teufel die Maschine überhaupt steuert.
Und da haben wir es. Wenn Almodovar eine ausgewiesene Komödie macht, dann fallen sämtliche Hemmungen. Wie nie zuvor frönt er den beiden Motiven, die immer wieder in seinen Geschichten vorkommen: Homo-, beziehungsweise Bi- und Transsexualität und exzessiver Drogengebrauch. Weil dies alles im, ohnehin übertriebenen, Rahmen einer Komödie angesiedelt ist, ist man gar nicht so schockiert. Auch der Sex spielt eine wichtige Rolle in dieser Geschichte. Das bildet allerdings nur das Gerüst, um die eigentliche Geschichte der Menschen zu erzählen.
An diesen Stellen scheint der ganze übertriebene Zirkus immer in den Hintergrund zu rücken und man erkennt sofort den konventionellen Almodovar-Stil. Es ist fast so, als wolle er den Zuschauer testen. Als würde er die Frage stellen: „Wieviel Sex, Schwulenporno und Travestieshow wollt ihr ertragen?“ Es wird immer weiter ausgereizt und wer darauf hereinfällt, ist schnell genervt von der styropornen , qietschbunten 60er-Jahre-Kulisse und von den bekloppten Dialogen und noch bekloppteren Witzen. Aber Almodovar trifft mit dieser Mischung mal wieder genau ins Schwarze. Durch soziale Netzwerke und die zunehmende Virtualisierung der eigenen Person, ist es viel schwieriger geworden, einen Menschen kennen zu lernen. Man muss sich durch viele gestellte Fotos, falsche Details und sonstiges 2.0-Beiwerk wühlen, bis man die Person endlich so vor sich hat, wie sie wirklich ist. So ähnlich funktioniert es bei „Fliegende Liebende“ auch. Man muss sich durch den ganzen Schmuck durchwühlen, um den Menschen zu sehen. Und dieser Mensch ist, wie sollte es anders sein, ein emotionales Wrack.

Ich sehe durch diesen Film obendrein die wesentlichen gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit bestätigt. Die meisten Leute haben nicht unbedingt Angst vor Krieg oder Terror. Selbst der Verlust des Jobs nimmt nicht einen so hohen Stellenwert ein, wie die Homophobie. Menschen, die darunter leiden, ertragen den neuen Almodovar nicht, und verlassen das Kino. Das zweite Problem ist die Humorlosigkeit unserer Gesellschaft.
Alles muss immer tot-ernst sein. Alle denken ständig, man will sich über sie lustig machen, wenn man einen Witz erzählt. Das ist verdammt anstrengend.

Los amantes pasajeros (ESP 2013): R.: Pedro Almodovar; D.: Javier Camara, Lola Duerias, Hugo Silva, Penelope Cruz, Antonio Banderas, u.a.; M.: Alberto Iglesias; Offizielle Homepage

In Weimar: lichthaus

Kineast im Radio: Jeden Sonntag, 14 Uhr auf Radio Lotte Weimar.

Montag, 22. Juli 2013

World War Z

Wenn uns dieses Kinojahr bisher eines gezeigt hat, dann, dass alles am Besten beim Alten bleibt. Die alten Filme und Ideen kommen in einer Flut, mehr schlecht, als recht adaptierter Produktionen in die Kinos. 3D erlebt nach 60 Jahren so etwas, wie eine Wiedergeburt. Nicht spritzige Kampagnen zum „Kinosommer“ locken die Zuschauer in die Säle, sondern Brad Pitt. Mir ist schon einmal aufgefallen, dass die Produzenten oft viel mehr Energie verwenden, altes Zeug neu zu machen, als sich etwas Neues einfallen zu lassen. Dieses ständige Ausbuddeln und Entstauben hat nun mit Marc Forsters „World War Z“ ein neues Level erreicht.

Es beginnt eines Tages. Weltweit erkranken Menschen an einem Virus und werden super aggressiv. Innerhalb von wenigen Sekunden verwandelt sich der Nachbar in einen grunzenden Haufen und fällt brüllend über seine eigenen Kinder her. Auch in Philadelphia häufen sich die Vorfälle. Gerry ist ehemaliger UN-Mitarbeiter und lebt mit seiner Familie in einem schönen, kleinen Haus in einer Vorstadtsiedlung, in der die Todesstrafe auf ungepflegte Rasenflächen steht. Bei einem Ausflug in die Stadt passiert es plötzlich. Infizierte Menschen greifen alles an, was sich bewegt. Gerry gelingt mit seiner Familie so eben die Flucht. Sofort kontaktiert ihn sein alter Kumpel, der Regierungssprecher Thierry Umutoni. Anscheinend ereignen sich diese Vorfälle im ganzen Land.
Die Regierung ist völlig überfordert und schafft es gerade so, ein paar wenige Staatsmänner zu retten, um auf einem Schiff eine provisorische Regierung aufrecht zu erhalten. Auch Gerry kann gerettet werden und wird nun mit einem echten Dilemma konfrontiert. Eigentlich hat er seinen alten Job und sein dazu gehöriges Leben hinter sich gelassen und geschworen, seine Kinder nie wieder zu verlassen. Um seine Familie zu retten, soll er sich aber auf den Weg machen und herausbekommen, wie man mit der Situation fertig wird. Die ganze Welt brennt und Gerry ist die letzte Hoffnung. Nach kurzem Zögern willigt der ein, unter der Bedingung, dass seine Familie auf dem Schiff bleiben darf und nicht in ein Flüchtlingslager evakuiert wird. Dann macht er sich auf den Weg und sein erstes Ziel ist Korea, wo die Seuche ihren Ursprung zu haben scheint.
„World War Z“ zeigt nahezu nichts, was man nicht schon in anderen Filmen gesehen hat. Blutrünstige – zugegebenermaßen sehr gruslige – Infizierte, die durch die Straßen rennen und alles zerfleischen, was ihnen zwischen die Zähne kommt. Es gibt eine klassische Supermarkt-Sequenz, die üblichen Regeln mit Kopfschuss und lauten Geräuschen und es gibt die beeindruckenden, aber ebenfalls nicht ungewöhnlichen Bilder des Zusammenbruchs der Zivilisation. Neu und sehenswert ist der Stil, in dem diese ganzen zusammen geklauten Elemente gepresst wurden. Alles hat das visuelle Level und den Stil eines aufwändig produzierten Polit-Thrillers und auch die Story nimmt teilweise ähnliche Züge an. So besucht Gerry auf seiner Suche nach dem Ursprung der Zombie-Seuche solche Schauplätze, wie Nord-Korea, Jerusalem und Moskau. Moment! Moskau? Ja! Dazu komme ich gleich nochmal.  Die Musik und die spektakulären Bilder, die hier auf den Zuschauer einprasseln, sind beeindruckend und die besondere Atmosphäre des Films macht enormen Spaß. Man ist als Zuschauer ziemlich aufgeregt und die Schocksequenzen funktionieren genau so gut, wie die völligen Over-The-Top-Momente. Man hat in diesem Genre schon viel gesehen, aber eine unfassbare Menge an Zombies, die sich übereinander stapeln, um eine 40-Meter-Mauer zu erklimmen, ließ mir schon die Spucke weg fließen.
Halten wir kurz fest: Der Film ist spannend und vertritt die Prämisse: „Lieber sehr gut geklaut, als sehr schlecht selbst gemacht“
Die Produktion von „World War Z“ ist auch nicht ganz einfach gewesen. Offensichtlich ist Marc Forster überfordert gewesen und das Studio hat einen nicht unerheblichen Druck auf die Produktion ausgeübt. Man wollte offensichtlich einen massentauglichen Zombiefilm machen, der als Sommerblockbuster funktionieren sollte. Das ist eine völlig beknackte Idee und geht auch dementsprechend nicht besonders gut auf. Überall merkt man dem Film Kompromisse an. Eine Szene, die das eigentliche Finale bilden sollte, hätte eine große Massenschlacht in den Straßen Moskaus zeigen sollen. Für die Produktion dieser Sequenz musste tief in die Tasche gegriffen werden – nicht zu Letzt wegen einer fatalen Verwechslung von falschen und echten Waffen am Set. Diese Szene wurde durch einen weniger brutalen Abschluss in den Laboren der WHO in Großbritannien ersetzt.
Der Film hätte sonst das, in den USA gefürchtete, R-Rating erhalten. Damit wäre „World War Z“ einer kleineren Gruppe an Zuschauern zugänglich gewesen und hätte somit weniger Geld eingespielt. Ein Film mit Brad Pitt ist prinzipiell ein Film mit Brad Pitt, aber ob er dann in der Lage gewesen wäre, diesen Film zu tragen, wurde stark bezweifelt.

Nun ist der Film also, wie er ist und bietet trotz seines fesselnden, sehr realistischen Ansatzes insgesamt eher durchschnittliche Kost. Ich habe allerdings eine besondere Perspektive auf den Film. Nachdem ich gefühlt eine Million Zombiefilme gesehen habe, braucht es schon einiges, um mich zu überraschen. An ein paar Stellen, hat das „World War Z“ geschafft und damit soll es mir recht sein. Ein gut gemachter Zombiefilm, der – so ähnlich, wie „Man Of Steel“ - etwas Besonderes hätte werden können. Potential wurde verschenkt, welches man vielleicht für die – mit tödlicher Garantie folgende – Fortsetzung einsetzen kann.

World War Z (USA, 2013): R.: Marc Forster; D.: Brad Pitt, Mireille Enos, Fana Mokoena, Moritz Bleibtreu u.a.; M.: Marco Beltrami, Offizielle Homepage

In Weimar: CineStar

Kineast im Radio: Jeden Sonntag, 14 bis 15 Uhr auf Radio Lotte Weimar.

Sonntag, 21. Juli 2013

FlimmerCASTen # 8 - Wir, Serientäter!

Ich weiß, es hat ein Weilchen gedauert, aber hier ist endlich die achte Ausgabe unserer kleinen Podcast-Reihe. Diesmal sehen wir uns mit dem Sommerloch konfrontiert und finden sehenswerte Alternativen zu seichten Sommerkomödien ausgerechnet im TV. Antonia und ich haben ausführlich über unsere Fernsehserien-Erfahrung gequatscht.



Welche Serien guckt Ihr so? Haben wir die wichtigsten Vertreter erwischt, oder haben wir was vergessen? Der Comment-Bereich ist eröffnet.

Montag, 1. Juli 2013

Gambit - Der Masterplan

Über das Phänomen sogenannter „Me-Too-Filme“ habe ich hier schon mal gesprochen. Fällt eigentlich auf, dass ich in letzter Zeit nur noch über Remakes, Reboots, Me-Toos und all die anderen Dinge spreche, die im Grunde nur die Tatsache beschönigen sollen, dass niemand mehr etwas Neues probiert und nur noch Dinge nach macht?
Ein besonderer Vertreter, auf den all diese Formulierungen zutreffen könnten, läuft derzeit in den deutschen Kinos, präsentiert mit Colin Firth, Alan Rickman und Cameron Diaz einen ansehnlichen Cast, basiert auf einem Drehbuch der Coen-Brüder, ist aber auch gleichzeitig das Remake eines gleichnamigen Filmes aus dem Jahre 1966 mit Michael Caine und will schließlich und endlich auch noch eine Hommage an  große Klassiker der Komödie sein. Der Name dieses Ungetüms: „Gambit“

Harry Deane arbeitet für einen großen Medienkonzern, dessen Boss der sich ohne große Mühen den Titel des unaustehlichsten Menschen aller Zeiten ist erobert hat. Deshalb will sich Harry bei ihm rächen und gleichzeitig sein Portemonnaie noch ein bisschen füttern. Er ersinnt einen unfassbar cleveren Plan. Sein Boss ist seit vielen Jahren auf der Suche nach einem ganz besonderen Gemälde Monets. Harry lässt das Bild fälschen, verfrachtet es in den Wohnwagen einer texanischen Rodoqueen, deren Großvater im zweiten Weltkrieg in Europa vor allem damit Zeit verbracht hat, Gemälde zu stehlen. Dann macht er den Boss gezielt auf das Gemälde aufmerksam, der es natürlich haben will. Da Harry der beste Kurator der Stadt ist, dürfte es niemand anzweifeln, wenn er die Echtheit des Bildes zertifiziert. Das Schauspiel wäre perfekt und Harry viele Millionen reicher.
Natürlich geht viel schief und er wird mit einigen Dingen konfrontiert, die er nicht bedacht hat; mit einem Löwen, zum Beispiel und einem homosexuellen Kunstexperten aus Köln, namens Zaidenweber.

Kommen wir gleich zum Punkt: „Gambit“ verballert innerhalb kürzester Zeit unglaublich plakative Klischees und beleidigt mit deren stumpfer Inszenierung fast die kollektive Intelligenz des Publikums.  Der Film kriegt gerade so die Kurve, weil er alles einen Tick überzieht, will aber gleichzeitig schlicht und klein bleiben und von Dialogen leben. Die Dialoge sind zwar ganz nett, es fehlt ihnen aber viel zu oft an Spritzigkeit und Originalität sowieso – das soll von den Coens geschrieben worden sein? Hin und wieder blitzt Selbstironie auf, zum Beispiel, wenn der Film nach fünf Minuten mit dem Holzhammer suggeriert, wie bekloppt der Plan eigentlich ist, den Harry ausgeheckt hat. Schön ist auch, dass es mal wieder eine wunderbare, chaotische Hotelszene gibt. Was passiert wohl, wenn man beim Versuch, eine vermeintliche Ming-Vase zu stehlen, in einem kleinen Zimmer eingesperrt wird und der einzige Weg führt aus dem Fenster heraus, den Zentimeter breiten Sims entlang? Genau! Es wird lustig. Die Szene macht tatsächlich Spaß. Die – absolut klischeebehafteten – japanischen Geschäftsleute sind hingegen schon wieder zu viel und nerven ungemein. Den Einfluss der Coens bildetet man sich allenfalls an ein, oder zwei Stellen ein. Sie beiden Brüder tauchen wohl nur namentlich auf dem Plakat auf. Cameron Diaz ist, wie in letzter Zeit viel zu oft, fehl besetzt und genügt weder schauspielerischen Ansprüchen, noch denen der  - super klischeebehafteten – amerikanischen Zicke, die das piekfeine Kunstgewerbe Londons aufmischt.
Colin Firth hat eine dämliche Brille auf.

Genug der Meckerei, denn „Gambit“ weiß, zumindest einen gewissen Zeitraum, zu unterhalten. Der Film tut nicht weh, macht an manchen Stellen Spaß und bleibt in seinem Rahmen. Der Film konzentriert sich meiner Meinung nach zu sehr auf das Schmücken mit fremden Federn. Dass der Name „Coen“ auf dem Plakat steht, weckt Erwartungen, die einfach nicht erfüllt werden können. Was eigenes und neues wäre, mal wieder, einfach besser gewesen.

Gambit (USA, 2012): R.: Michael Hoffman; D.: Colin Firth, Alan Rickman, Cameron Diaz, u.a.; M.: Rolfe Kent; Offizielle Homepage

In Weimar: lichthaus

Kineast im Radio: Jeden Sonntag, 14 bis 15 Uhr auf Radio Lotte Weimar.