Wenn uns dieses Kinojahr bisher eines gezeigt hat, dann, dass alles am Besten beim Alten bleibt. Die alten Filme und Ideen kommen in einer Flut, mehr schlecht, als recht adaptierter Produktionen in die Kinos. 3D erlebt nach 60 Jahren so etwas, wie eine Wiedergeburt. Nicht spritzige Kampagnen zum „Kinosommer“ locken die Zuschauer in die Säle, sondern Brad Pitt. Mir ist schon einmal aufgefallen, dass die Produzenten oft viel mehr Energie verwenden, altes Zeug neu zu machen, als sich etwas Neues einfallen zu lassen. Dieses ständige Ausbuddeln und Entstauben hat nun mit Marc Forsters „World War Z“ ein neues Level erreicht.
Es beginnt eines Tages. Weltweit erkranken Menschen an einem Virus und werden super aggressiv. Innerhalb von wenigen Sekunden verwandelt sich der Nachbar in einen grunzenden Haufen und fällt brüllend über seine eigenen Kinder her. Auch in Philadelphia häufen sich die Vorfälle. Gerry ist ehemaliger UN-Mitarbeiter und lebt mit seiner Familie in einem schönen, kleinen Haus in einer Vorstadtsiedlung, in der die Todesstrafe auf ungepflegte Rasenflächen steht. Bei einem Ausflug in die Stadt passiert es plötzlich. Infizierte Menschen greifen alles an, was sich bewegt. Gerry gelingt mit seiner Familie so eben die Flucht. Sofort kontaktiert ihn sein alter Kumpel, der Regierungssprecher Thierry Umutoni. Anscheinend ereignen sich diese Vorfälle im ganzen Land.
Die Regierung ist völlig überfordert und schafft es gerade so, ein paar wenige Staatsmänner zu retten, um auf einem Schiff eine provisorische Regierung aufrecht zu erhalten. Auch Gerry kann gerettet werden und wird nun mit einem echten Dilemma konfrontiert. Eigentlich hat er seinen alten Job und sein dazu gehöriges Leben hinter sich gelassen und geschworen, seine Kinder nie wieder zu verlassen. Um seine Familie zu retten, soll er sich aber auf den Weg machen und herausbekommen, wie man mit der Situation fertig wird. Die ganze Welt brennt und Gerry ist die letzte Hoffnung. Nach kurzem Zögern willigt der ein, unter der Bedingung, dass seine Familie auf dem Schiff bleiben darf und nicht in ein Flüchtlingslager evakuiert wird. Dann macht er sich auf den Weg und sein erstes Ziel ist Korea, wo die Seuche ihren Ursprung zu haben scheint.
„World War Z“ zeigt nahezu nichts, was man nicht schon in anderen Filmen gesehen hat. Blutrünstige – zugegebenermaßen sehr gruslige – Infizierte, die durch die Straßen rennen und alles zerfleischen, was ihnen zwischen die Zähne kommt. Es gibt eine klassische Supermarkt-Sequenz, die üblichen Regeln mit Kopfschuss und lauten Geräuschen und es gibt die beeindruckenden, aber ebenfalls nicht ungewöhnlichen Bilder des Zusammenbruchs der Zivilisation. Neu und sehenswert ist der Stil, in dem diese ganzen zusammen geklauten Elemente gepresst wurden. Alles hat das visuelle Level und den Stil eines aufwändig produzierten Polit-Thrillers und auch die Story nimmt teilweise ähnliche Züge an. So besucht Gerry auf seiner Suche nach dem Ursprung der Zombie-Seuche solche Schauplätze, wie Nord-Korea, Jerusalem und Moskau. Moment! Moskau? Ja! Dazu komme ich gleich nochmal. Die Musik und die spektakulären Bilder, die hier auf den Zuschauer einprasseln, sind beeindruckend und die besondere Atmosphäre des Films macht enormen Spaß. Man ist als Zuschauer ziemlich aufgeregt und die Schocksequenzen funktionieren genau so gut, wie die völligen Over-The-Top-Momente. Man hat in diesem Genre schon viel gesehen, aber eine unfassbare Menge an Zombies, die sich übereinander stapeln, um eine 40-Meter-Mauer zu erklimmen, ließ mir schon die Spucke weg fließen.
Halten wir kurz fest: Der Film ist spannend und vertritt die Prämisse: „Lieber sehr gut geklaut, als sehr schlecht selbst gemacht“
Die Produktion von „World War Z“ ist auch nicht ganz einfach gewesen. Offensichtlich ist Marc Forster überfordert gewesen und das Studio hat einen nicht unerheblichen Druck auf die Produktion ausgeübt. Man wollte offensichtlich einen massentauglichen Zombiefilm machen, der als Sommerblockbuster funktionieren sollte. Das ist eine völlig beknackte Idee und geht auch dementsprechend nicht besonders gut auf. Überall merkt man dem Film Kompromisse an. Eine Szene, die das eigentliche Finale bilden sollte, hätte eine große Massenschlacht in den Straßen Moskaus zeigen sollen. Für die Produktion dieser Sequenz musste tief in die Tasche gegriffen werden – nicht zu Letzt wegen einer fatalen Verwechslung von falschen und echten Waffen am Set. Diese Szene wurde durch einen weniger brutalen Abschluss in den Laboren der WHO in Großbritannien ersetzt.
Der Film hätte sonst das, in den USA gefürchtete, R-Rating erhalten. Damit wäre „World War Z“ einer kleineren Gruppe an Zuschauern zugänglich gewesen und hätte somit weniger Geld eingespielt. Ein Film mit Brad Pitt ist prinzipiell ein Film mit Brad Pitt, aber ob er dann in der Lage gewesen wäre, diesen Film zu tragen, wurde stark bezweifelt.
Nun ist der Film also, wie er ist und bietet trotz seines fesselnden, sehr realistischen Ansatzes insgesamt eher durchschnittliche Kost. Ich habe allerdings eine besondere Perspektive auf den Film. Nachdem ich gefühlt eine Million Zombiefilme gesehen habe, braucht es schon einiges, um mich zu überraschen. An ein paar Stellen, hat das „World War Z“ geschafft und damit soll es mir recht sein. Ein gut gemachter Zombiefilm, der – so ähnlich, wie „Man Of Steel“ - etwas Besonderes hätte werden können. Potential wurde verschenkt, welches man vielleicht für die – mit tödlicher Garantie folgende – Fortsetzung einsetzen kann.
World War Z (USA, 2013): R.: Marc Forster; D.: Brad Pitt, Mireille Enos, Fana Mokoena, Moritz Bleibtreu u.a.; M.: Marco Beltrami, Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
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