Freitag, 22. Juli 2011

Preview - Nichts zu verzollen

Bundesstart: 28.07.2011

Sind wir bereit für den Sommer? Für das Sommerloch? Mittlerweile ist gar nicht so sicher, ob sowohl das eine, als auch das andere in diesem Jahr überhaupt noch kommt. Trotzdem gibt es auch in diesem Jahr die üblichen Sommerfilmchen. Leichte Unterhaltung, nicht zu anstrengend und man kann lachen und im Falle von Dany Boons neuem Film „Nichts zu verzollen“ handelt er ein Thema historischer Bedeutung auf authentische und liebenswerte Art ab.

Im Rahmen der EU-Reform in den 90er Jahren soll die belgisch-französische (oder eben französisch-belgische) Grenze geöffnet werden, um das Reisen zwischen den Nachbarländern zu erleichtern. Eigentlich ein Grund, sich zu freuen, aber der belgische Zollbeamte Ruben findet das gar nicht in Ordnung. Er hasst die Franzosen und ganz besonders hasst er seine französischen Kollegen. Mathias vom französischen Zoll ist stets seinen hinterhältigen Attacken und – sagen wir mal – Verbalinjurien ausgeliefert. Mathias ist ein sehr friedlicher Mensch und hat Ruben wenig entgegen zu setzen. Das hat allerdings noch einen anderen Grund. Mathias ist heimlich mit Rubens Schwester Louise liiert. Ruben darf also niemals heraus finden, dass seine Schwester mit einem Franzosen zusammen ist. Dann rückt der Tag der Grenzöffnung näher und beide Länder beschließen die Gründung einer mobilen Zollkontrolle. Schnell ist klar, welche beiden Beamten diese Einheit bilden sollen.

Hier ist der neue Streich von Dany Boon, den berühmten französischen Schauspieler und Regisseur, den wir in Deutschland aber erst seit wenigen Jahren und seinem Film „Willkommen bei den Sch'tis“ kennen. Nun hat das Team um Boon eine neue Komödie gemacht, die beinahe das gleiche Grundmotiv bietet. Es geht im weitesten Sinne um Gegensätze und Menschen, die sich ihren Vorurteilen stellen müssen um sich irgendwann zusammen raufen zu können. Steht zunächst zu befürchten, dass es sich bei „Nichts zu verzollen“ nur um einen Aufguss der selben Geschichte handelt, werden diese Befürchtungen schnell vertrieben. Der Hintergrund dieser Geschichte ist ein ganz anderer, als das bei den Sch'tis der Fall war. Hier wurde sehr gründlich recherchiert, um ein authentisches Bild einer realen Situation zeichnen zu können. Trotz eines seriösen Hintergrundes, vollbringt Dany Boon – nicht zuletzt Dank seiner eigenen Schauspielleistung – das Kunststück, den lockeren Ton, den man seit den Sch'tis so mag, unterzubringen, ohne dass es zu albern oder unangebracht wirkt. Es gibt zahlreiche absurde und urkomische Situationen, die eben genau durch den Kontrast zwischen dem ernsten Thema und der komödiantischen Machart erst so komisch werden. Auch sind die Figuren wieder sehr sorgfältig entwickelt. Auch, wenn sie klassischen Personenkonstellationen entsprechen, scheint keine Figur oberflächlich zu sein. Auch hier merkt man die Sorgfalt, die Dany Boon bei all seinen Filmen an den Tag legt. Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass Boon gar nicht der Star seines eigenen Films ist. Sein Auftritt ist im Vergleich zu Benoit Poelvoorde sehr reduziert. Der rassistische Zöllner von belgischer Seite ist toll konstruiert und wird überzeugend gespielt.

„Nichts zu verzollen“ ist ein kleiner Spaß für den Sommer, der sowohl zu unterhalten vermag, als auch überzeugend auf ein Kapitel der europäischen Geschichte hinweist, welches besonders hierzulande selten thematisiert wird. Das schöne ist außerdem, dass man sich auch dann noch köstlich amüsieren kann, wenn einem das völlig egal ist, und das schaffen die wenigsten Filme dieser Machart, besonders, wenn sie aus Frankreich kommen.

Rien à Declarer (F,B, 2010): R.: Dany Boon; D.: Benoit Poelvoorde, Dany Boon, Julie Bernard, u.a.; M.: Philippe Rombi; Offizielle Homepage

In Weimar: lichthaus (ab 28.07.2011)

Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr auf Radio Lotte Weimar.

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2

Es ist vorbei. Zehn Jahre Kampf zwischen Gut und Böse gipfelten kürzlich mal wieder in einer epischen und fulminanten Filmschlacht, bei der kein Auge trocken blieb. Kaum zu glauben, dass es wirklich schon zehn Jahre sind. Erst gestern, so scheint es, stieg der kleine Harry das erste Mal in den Hogwartsexpress. Wie faszinierend damals noch alles war. Das hinüber schreiten zum Gleis 9 ¾ war mindestens ein ebenso großes Abenteuer, wie das Große Festmahl, ganz zu schweigen vom Auffinden des Steins der Weisen und die erste Konfrontation mit dem dunklen Lord Voldemort. Am 14. Juli nahm nun eines der ambitioniertesten Filmprojekte und erfolgreichsten Filmserien aller Zeiten ihr Ende.

Erinnern wir uns kurz. Harry Potter hat sich die Aufgabe gestellt, die sieben Horkruxe zu finden und zu zerstören. Hierbei handelt es sich um magische Gegenstände, in denen Voldemort Teile seiner Seele versteckt hat. Wenn man diese Gegenstände zerstört, kann man den finsteren Lord selbst besiegen. Die Suche nach den Horkruxen ist nicht besonders einfach, denn überall lauern Todesser und das ganze Land ist unter Kontrolle der dunklen Hexer. Harry, Ron und Hermine sind auf der Flucht und haben nun erfahren, dass Voldemort auch noch die Heiligtümer des Todes haben will, um unbesiegbar zu werden. Im aller letzten Teil nun versammeln sich alle in Hogwarts. Hier hat inzwischen Severus Snape das Kommando übernommen und führt ein strenges und hartes Regime. Harry hat mittlerweile die meisten Horkruxe zerstört und muss sich nun mit seinen Freunden auf die entscheidende Schlacht vorbereiten. Gleichzeitig wird er aber immer wieder mit seiner Rolle als Auserwählter und mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Außerdem besteht eine unheimliche Verbindung zwischen ihm und Voldemort, so dass nie sicher ist, ob Harry nicht selbst auch zum dunklen Lord werden könnte.

Hach! Auch wenn ich irgendwann das Interesse an den Büchern verloren habe, und die Filme meiner Meinung nach immer mehr abflachten, kann ich mir ein gewisses wehmütiges Gefühl nicht verkneifen. Es ist wirklich vorbei! Die Geschichte ist fertig erzählt und sie wird nicht weiter gehen. Zumindest, wenn man Joanne K. Rowling glauben darf. Im letzten Film wird erwartungsgemäß das bewährte Konzept der letzten Jahre weiter verfolgt. Alles ist sehr düster, deprimierend, mit rasanten Actionszenen und kleinen, auflockernden Witzchen versetzt und alles läuft in galoppierendem Tempo einem epischen Finale entgegen, dass im Vergleich mit dem ersten Potter-Film dann doch ein bisschen den Rahmen sprengt. Erinnert ihr euch? Die kleinen niedlichen Kinder, die zum großen Finale im „Stein der Weisen“ ein nervenaufreibendes Schachspiel absolvieren mussten? Schach wird zur Massenschalcht ala Herr-der-Ringe, bei der die Beteiligten fallen, wie die Fliegen. Nicht nur Harry Potter ist erwachsen geworden, auch die Ganze Machart des Films richtet sich eindeutig an erwachsenere Zuschauer. Die zum Teil schockierenden Gewaltszenen rütteln einen immer wieder wach und man muss sich daran erinnern, dass man „Harry Potter“ guckt und nicht irgendeinen Mittelalterfilm mit martialischer Schlachtenplatte. Okay! Ganz so schlimm ist natürlich nicht, aber auch hier kommt wieder die Frage der Verhältnismäßigkeit, die erstaunlicher weise dazu führt, dass man sich häufiger an den Erstling von 2001 erinnert, als bei den anderen Filmen. Wie schon beim ersten Teil des Finales merkt man auch hier wieder, dass dieses Doppelfeature ein Geschenk an die Fans ist. Menschen, die noch nie etwas von Harry Potter gehört haben, stehen durchweg im Regen und ihnen wird auch nicht erklärt, was Sache ist. Wer HP7.1 nicht gesehen hat, braucht sich gar nicht in den Kinosaal zu wagen, denn der Storyanteil des Buches wurde im ersten Teil größtenteils absolviert. Die Frage des Vorgängers bleibt bestehen: Wie viel kann ein Film wert sein, der nicht in der Lage ist, für sich allein zu stehen, ohne nicht ständig die Schützenhilfe der Fangemeinschaft im Rücken zu haben? Harry Potter ist ein Phänomen der modernen Kultur. Eine mittellose Schriftstellerin erfindet die berühmteste Romanfigur der letzten 10 Jahre, verkauft diese Idee an die richtigen Leute, die es tatsächlich schaffen, eine gut geölte Geldmaschine daraus zu machen. Und diese Maschine soll jetzt einfach still stehen? Mir fällt es sehr schwer, das zu glauben und ich bin sehr gespannt, was in den nächsten Jahren noch aus dem Potter-Universum auf uns zu kommt.

„Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2“ ist trotzdem ein mehr als würdiger Abschluss der Saga. Sämtliche Defizite an Epicness und spektakulären Szenen, die es in den Vorgängerfilmen gegeben haben mag, werden nachgeholt und das Auge wird von Anfang an mit tollen Bildern verwöhnt.

---------------------SPOILER--------------------

Ein wenig befremdlich wirkt die letzte Szene, in der man Harry und seine Freunde als erwachsene Menschen sieht, die ihre eigenen Kinder zum Bahnhof bringen. So bekommt das ganze ein wagnerartiges Zyklusfeeling, dass noch mehr den Verdacht nährt, dass nach HP7.2 noch lange nicht Schluss ist.

Harry Potter and the Deathly Hallows Part 2 (GB, 2011): R.: David Yates; D.: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, u.a.; M.: Alexandre Desplat; Offizielle Homepage

In Weimar: CineStar

Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr auf Radio Lotte Weimar.

Montag, 11. Juli 2011

Sommer 2011

Der Sommer steht vor der Tür und was gibt es Schöneres, als ins wohl temperierte Kino zu gehen, und sich mal mehr, mal weniger gut unterhalten zu lassen? Auch wenn das Sommerloch in seinen ersten Ausläufern schon zu spüren ist, und es die ein oder andere Kinowoche geben wird, in der nicht all zu Sehenswertes startet, kann man sich die Zeit versüßen, um sich wie ein kleines Kind auf kommende Highlights zu freuen. Willkommen also zu einer weiteren Ausgabe einer fröhlichen Ansammlung lauter lustiger Filmtitel und Phrasendreschereien, sowie Einschätzungen und Spekulationen der wildesten Art.


Fangen wir an mit leichter Kost: Seit einer Weile läuft „Der Zoowärter“. Es geht um den dümmlich-sympathischen Zoowärter Griffin, der als absoluter Experte für alle Tiere gilt. Nur mit Frauen hat er eben andauernd Pech und es will einfach nicht klappen. Eines Tages taucht die bildhübsche Kate auf und Griffin verliebt sich hals über Kopf, verliert aber durch seine Tolpatschigkeit jede Chance und Hoffnung, bei ihr zu landen. Die Tiere im Zoo entschließen sich nun, ihm zu helfen, wobei natürlich npch mehr schief geht. Dieser Film ist ein neuer Vertreter eines Genres, welches bereits seit Beginn der Filmgeschichte existiert, der Slapstick-Komödie. In den Hauptrollen sehen wir Kevin James (King Of Queens) imd Rosario Dawson (Sin City) und außerdem zahlreiche, computeranimierte und sprechende (!) Tiere. Interessant ist außerdem, dass man selten jemanden persönlich kennt, der sich solche Filme im Kino ansieht und trotzdem wird auch „Der Zoowärter“ sagenhafte Erfolge einfahren. Mich soll es nicht stören. Es ist seichte Unterhaltung für den Sommer, die niemanden wehtut.


Am kommenden Donnerstag wird übrigens alles enden. Der bereits seit zehn Jahren andauernde Kampf zwischen Harry Potter und Lord Voldemort. Tausende Fans haben auch das letzte Buch längst gelesen und wissen natürlich, wie die Geschichte ausgeht. Trotzdem wollen sie vor Spannung und Aufregung förmlich zerplatzen. Der letzte Teil soll spektakulärer denn je werden, voll gepackt mit Spezialeffekten, nervenaufreibenden Kämpfen und Actioneinlagen. Ich habe die anderen sieben Teile gesehen, da werde ich mir diesen hier eben auch noch angucken. Spannender ist für mich allerdings eher die Frage, was denn nach Abschluss der reihe mit den drei Hauptdarstellern passiert. Rupert Grint hat zum Beispiel durchblicken lassen, dass er sich aus der Schauspielerei zurück ziehen möchte und einen anderen Beruf erlernen will. Emma Watson möchte gerne Supermodel werden und hat angeblich schon für den Playboy posiert. Die dabei entstandenen Bilder dürfen erst veröffentlicht werden, wenn die Harry-Potter-Reihe abgeschlossen ist. Wir sind gespannt. Daniel Radcliff macht es vielleicht als einziger richtig und hebt die Tassen. In einem Interview mit der GQ gestand er nämlich, dass er bis vor einem Jahr ganz kurz davor stand, ein Alkoholproblem zu haben, was nach unseren Maßstäben wahrscheinlich heißt, dass er irgendwann in seinem Leben mal Alkohol getrunken hat. Wie auch immer, Hollywood hat oft genug die Geschichte von Kinderstars erzählt, die auf die schiefe Bahn geraten sind. Wer die drei Jungschauspieler also nochmal sehen will, bevor sie im Drogensumpf versinken, hat damit einen weiteren Grund gefunden, sich „HP7.2“ anzusehen.


Am selben Tag startet in Deutschland „Barneys Version“. Richard Lewis verfilmt den den bekannten Roman von Mordecai Richter. Paul Giamatti spielt den neurotischen, sarkastischen, trinkenden, politisch unkorrekten und trotzdem tot unglücklichen Barney Panofsky. Es erwartet den Zuschauer eine wunderbare kleine Komödie mit viel Charme und intelligentem Humor. Wem zum Beispiel „Sideways“ gefallen hat, sollte sich „Barneys Version“ nicht entgehen lassen.

Außerdem hält der Sommer noch ein paar Filme bereit, auf die ich mich ganz persönlich freue, da sie genau meinem – mitunter etwas seltsamen – Filmgeschmack treffen.
Ende Juli kommt „Green Lantern“ nach Deutschland. Die Comicverfilmung eines der coolsten DC-Helden wird von „Casino Royale“-Regisseur Martin Campbell inszeniert und der Trailer verspricht spektakuläre Action. Also genau mein Ding.
Im August startet außerdem „Super 8“, der neue Film von J.J. Abrahms, der wohl nun doch ganz anders wird, als man es angesichts der Trailer und viralen Werbekampagne erwartet hätte. Trotzdem freue ich mich sehr darauf, denn auf den Mann kann man sich spätestens seit „Star Trek“ hundertprozentig verlassen, es nicht zu versauen.
Große Überraschung und Freude verursachte bei mir der Trailer zu „Planet der Affen: Prevolution“. Der Film berichtet von den Anfängen der Affenrevolten, nachdem Wissenschaftler auf der Suche nach einem Heilmittel gegen Krebs oder so, mit Affen experimentierten, die immer intelligenter wurden. Wie die Geschichte ausgeht, kann man sich denken. Trotzdem sehen die von WETA produzierten Effekte fantastisch aus und James Franco spielt die Hauptrolle, Pflichtprogramm für mich zumindest. Comicfans können sich besonders in diesem Jahr wirklich satt sehen. Am 18. August startet „Captain America“ und nicht nur ich werde mit heller vorfreude ins Kino strömen.
Ein ganz besonderes Highlight gibt es Ende August. Dann nämlich startet Jon Favreaus „Cowboys & Aliens“. So albern der Titel sein mag, ist hier kein Trashfeuerwerk zu erwarten, sondern knüppelharte Action. Warum sollten die Außerirdischen nur in der Gegenwart oder Zukunft zur Erde kommen? So landen sie also im Wilden Westen und müssen sich Daniel Craig und Harisson Ford stellen. Die ersten Eindrücke des Films klingen viel versprechend und ich werde mir den Film auf jeden Fall ansehen.

Letzter Titel für heute bleibt mehr oder weniger kommentarlos stehen, denn jeder muss sich darüber seine eigene Meinung bilden. Totgeglaubt und doch niemals besiegt: Am 08.09. kommt „Conan“