Bundesstart: 28.07.2011
Sind wir bereit für den Sommer? Für das Sommerloch? Mittlerweile ist gar nicht so sicher, ob sowohl das eine, als auch das andere in diesem Jahr überhaupt noch kommt. Trotzdem gibt es auch in diesem Jahr die üblichen Sommerfilmchen. Leichte Unterhaltung, nicht zu anstrengend und man kann lachen und im Falle von Dany Boons neuem Film „Nichts zu verzollen“ handelt er ein Thema historischer Bedeutung auf authentische und liebenswerte Art ab.
Im Rahmen der EU-Reform in den 90er Jahren soll die belgisch-französische (oder eben französisch-belgische) Grenze geöffnet werden, um das Reisen zwischen den Nachbarländern zu erleichtern. Eigentlich ein Grund, sich zu freuen, aber der belgische Zollbeamte Ruben findet das gar nicht in Ordnung. Er hasst die Franzosen und ganz besonders hasst er seine französischen Kollegen. Mathias vom französischen Zoll ist stets seinen hinterhältigen Attacken und – sagen wir mal – Verbalinjurien ausgeliefert. Mathias ist ein sehr friedlicher Mensch und hat Ruben wenig entgegen zu setzen. Das hat allerdings noch einen anderen Grund. Mathias ist heimlich mit Rubens Schwester Louise liiert. Ruben darf also niemals heraus finden, dass seine Schwester mit einem Franzosen zusammen ist. Dann rückt der Tag der Grenzöffnung näher und beide Länder beschließen die Gründung einer mobilen Zollkontrolle. Schnell ist klar, welche beiden Beamten diese Einheit bilden sollen.
Hier ist der neue Streich von Dany Boon, den berühmten französischen Schauspieler und Regisseur, den wir in Deutschland aber erst seit wenigen Jahren und seinem Film „Willkommen bei den Sch'tis“ kennen. Nun hat das Team um Boon eine neue Komödie gemacht, die beinahe das gleiche Grundmotiv bietet. Es geht im weitesten Sinne um Gegensätze und Menschen, die sich ihren Vorurteilen stellen müssen um sich irgendwann zusammen raufen zu können. Steht zunächst zu befürchten, dass es sich bei „Nichts zu verzollen“ nur um einen Aufguss der selben Geschichte handelt, werden diese Befürchtungen schnell vertrieben. Der Hintergrund dieser Geschichte ist ein ganz anderer, als das bei den Sch'tis der Fall war. Hier wurde sehr gründlich recherchiert, um ein authentisches Bild einer realen Situation zeichnen zu können. Trotz eines seriösen Hintergrundes, vollbringt Dany Boon – nicht zuletzt Dank seiner eigenen Schauspielleistung – das Kunststück, den lockeren Ton, den man seit den Sch'tis so mag, unterzubringen, ohne dass es zu albern oder unangebracht wirkt. Es gibt zahlreiche absurde und urkomische Situationen, die eben genau durch den Kontrast zwischen dem ernsten Thema und der komödiantischen Machart erst so komisch werden. Auch sind die Figuren wieder sehr sorgfältig entwickelt. Auch, wenn sie klassischen Personenkonstellationen entsprechen, scheint keine Figur oberflächlich zu sein. Auch hier merkt man die Sorgfalt, die Dany Boon bei all seinen Filmen an den Tag legt. Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass Boon gar nicht der Star seines eigenen Films ist. Sein Auftritt ist im Vergleich zu Benoit Poelvoorde sehr reduziert. Der rassistische Zöllner von belgischer Seite ist toll konstruiert und wird überzeugend gespielt.
„Nichts zu verzollen“ ist ein kleiner Spaß für den Sommer, der sowohl zu unterhalten vermag, als auch überzeugend auf ein Kapitel der europäischen Geschichte hinweist, welches besonders hierzulande selten thematisiert wird. Das schöne ist außerdem, dass man sich auch dann noch köstlich amüsieren kann, wenn einem das völlig egal ist, und das schaffen die wenigsten Filme dieser Machart, besonders, wenn sie aus Frankreich kommen.
Rien à Declarer (F,B, 2010): R.: Dany Boon; D.: Benoit Poelvoorde, Dany Boon, Julie Bernard, u.a.; M.: Philippe Rombi; Offizielle Homepage
In Weimar: lichthaus (ab 28.07.2011)
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr auf Radio Lotte Weimar.
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