Über das Phänomen sogenannter „Me-Too-Filme“ habe ich hier schon mal gesprochen. Fällt eigentlich auf, dass ich in letzter Zeit nur noch über Remakes, Reboots, Me-Toos und all die anderen Dinge spreche, die im Grunde nur die Tatsache beschönigen sollen, dass niemand mehr etwas Neues probiert und nur noch Dinge nach macht?
Ein besonderer Vertreter, auf den all diese Formulierungen zutreffen könnten, läuft derzeit in den deutschen Kinos, präsentiert mit Colin Firth, Alan Rickman und Cameron Diaz einen ansehnlichen Cast, basiert auf einem Drehbuch der Coen-Brüder, ist aber auch gleichzeitig das Remake eines gleichnamigen Filmes aus dem Jahre 1966 mit Michael Caine und will schließlich und endlich auch noch eine Hommage an große Klassiker der Komödie sein. Der Name dieses Ungetüms: „Gambit“
Harry Deane arbeitet für einen großen Medienkonzern, dessen Boss der sich ohne große Mühen den Titel des unaustehlichsten Menschen aller Zeiten ist erobert hat. Deshalb will sich Harry bei ihm rächen und gleichzeitig sein Portemonnaie noch ein bisschen füttern. Er ersinnt einen unfassbar cleveren Plan. Sein Boss ist seit vielen Jahren auf der Suche nach einem ganz besonderen Gemälde Monets. Harry lässt das Bild fälschen, verfrachtet es in den Wohnwagen einer texanischen Rodoqueen, deren Großvater im zweiten Weltkrieg in Europa vor allem damit Zeit verbracht hat, Gemälde zu stehlen. Dann macht er den Boss gezielt auf das Gemälde aufmerksam, der es natürlich haben will. Da Harry der beste Kurator der Stadt ist, dürfte es niemand anzweifeln, wenn er die Echtheit des Bildes zertifiziert. Das Schauspiel wäre perfekt und Harry viele Millionen reicher.
Natürlich geht viel schief und er wird mit einigen Dingen konfrontiert, die er nicht bedacht hat; mit einem Löwen, zum Beispiel und einem homosexuellen Kunstexperten aus Köln, namens Zaidenweber.
Kommen wir gleich zum Punkt: „Gambit“ verballert innerhalb kürzester Zeit unglaublich plakative Klischees und beleidigt mit deren stumpfer Inszenierung fast die kollektive Intelligenz des Publikums. Der Film kriegt gerade so die Kurve, weil er alles einen Tick überzieht, will aber gleichzeitig schlicht und klein bleiben und von Dialogen leben. Die Dialoge sind zwar ganz nett, es fehlt ihnen aber viel zu oft an Spritzigkeit und Originalität sowieso – das soll von den Coens geschrieben worden sein? Hin und wieder blitzt Selbstironie auf, zum Beispiel, wenn der Film nach fünf Minuten mit dem Holzhammer suggeriert, wie bekloppt der Plan eigentlich ist, den Harry ausgeheckt hat. Schön ist auch, dass es mal wieder eine wunderbare, chaotische Hotelszene gibt. Was passiert wohl, wenn man beim Versuch, eine vermeintliche Ming-Vase zu stehlen, in einem kleinen Zimmer eingesperrt wird und der einzige Weg führt aus dem Fenster heraus, den Zentimeter breiten Sims entlang? Genau! Es wird lustig. Die Szene macht tatsächlich Spaß. Die – absolut klischeebehafteten – japanischen Geschäftsleute sind hingegen schon wieder zu viel und nerven ungemein. Den Einfluss der Coens bildetet man sich allenfalls an ein, oder zwei Stellen ein. Sie beiden Brüder tauchen wohl nur namentlich auf dem Plakat auf. Cameron Diaz ist, wie in letzter Zeit viel zu oft, fehl besetzt und genügt weder schauspielerischen Ansprüchen, noch denen der - super klischeebehafteten – amerikanischen Zicke, die das piekfeine Kunstgewerbe Londons aufmischt.
Colin Firth hat eine dämliche Brille auf.
Genug der Meckerei, denn „Gambit“ weiß, zumindest einen gewissen Zeitraum, zu unterhalten. Der Film tut nicht weh, macht an manchen Stellen Spaß und bleibt in seinem Rahmen. Der Film konzentriert sich meiner Meinung nach zu sehr auf das Schmücken mit fremden Federn. Dass der Name „Coen“ auf dem Plakat steht, weckt Erwartungen, die einfach nicht erfüllt werden können. Was eigenes und neues wäre, mal wieder, einfach besser gewesen.
Gambit (USA, 2012): R.: Michael Hoffman; D.: Colin Firth, Alan Rickman, Cameron Diaz, u.a.; M.: Rolfe Kent; Offizielle Homepage
In Weimar: lichthaus
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