Und mal wieder schwelgen wir in Erinnerungen an die gute alte Zeit, in der Filme noch echte Geschichten erzählt haben; als es noch Filme gab, die einen unergründbaren Zauber mitbrachten. Große Namen bringt man mit ebenso großen Filmtiteln in Verbindung und man sucht dieser Tage sehr lange, bis einem vergleichbare Titel in den Sinn kommen. Seit ein paar Jahren treibt sich ein Regisseur in Hollywood herum, der es tatsächlich schaffen könnte, den alten Zauber von ET und Konsorten wieder aufleben zu lassen. J.J. Abrams schaffte es, die angestaubte Star Trek Franchise mit einem mächtigen Stromschock wieder zu beleben und etablierte ebenso das tot geglaubte Genre des Found-Footage-Movies in den Kinos neu. Nun meldet er sich mit einem ebenso überraschenden, wie auch überzeugendem Machwerk zurück und bleibt seiner Erfolgskurve treu.
Wir befinden uns in einer typischen amerikanischen Kleinstadt in den 70er Jahren. Hier lebt Joe mit seinem Vater zusammen. Seine Mutter ist gerade bei einem Unfall im Stahlwerk gestorben und der sensible Junge flüchtet sich in Arbeit. Sein bester Freund Charles dreht nämlich einen Film. Er will mit seinem Werk an einem lokalen Filmfestival teil nehmen und nimmt dieses Projekt sehr ernst. Mit Hilfe seiner Freunde hat er auch schon einige Szenen abdrehen können, doch fehlt noch das gewisse Etwas. Das verspricht er sich von der schönen Alice. Sie hat nicht nur verborgene schauspielerische Talente, sondern kann Auto fahren. Außerdem hat sie es Joe angetan und er hat sich sofort in sie verliebt. Die erste Szene soll am Bahnhof der Kleinstadt spielen und Charles erhofft sich tolle Aufnahmen, als auch noch ein Güterzug heran gerast kommt. Während der Szene geschieht allerdings ein Unglück und der Zug entgleist spektakulär. Alle Kinder überstehen den Unfall beinahe unbeschadet und können beobachten, dass irgendwas aus einem Waggon ausgebrochen zu sein scheint. Als dann noch das Militär anrückt, ergreifen sie die Flucht. Nun erhoffen sie sich mehr Aufschluss von der Aufnahme ihrer Super 8 Kamera, die das gesamte Unglück gefilmt hat.
Wie bei J.J. Abrams üblich, lag auch „Super 8“ eine regelrecht virale Werbekampagne zu Grunde. Der erste Teaser zeigte lediglich das Zugunglück und die schwer zu missverstehende Botschaft „It Arrives“. Zusätzlich gab die Homepage des Filmes seine Inhalte nur preis, wenn man sich seiner alten BASIC-Programmier-Kenntnisse erinnerte, denn die ganze Seite war aufgebaut, wie jenes erste Betriebssystem. Die Spekulationen wurden immer wilder und der Hype um den Film entwickelte sich quasi von alleine. Die große Überraschung: Es ist kein Actionthriller im Found-Footage-Stil, sondern eine typische Abenteuergeschichte um eine Gruppe von Außenseiterkids in der amerikanischen Kleinstadt. Ein Motiv, welches nicht zu Letzt durch die Herren Spielberg und King sehr ausgiebig geprägt wurde. Und genau daran erinnert auch der ganze Stil des Films. Die Ästhetik entspricht typischen Genrestreifen und auch die Story erinnert stark an ET, oder etwas grusliger eben, an ES. Die Figuren sind auch entsprechend typisch ausgefallen. Es gibt den sensiblen fantasievollen Jungen, es gibt den dicken, cholerischen, aber irgendwie liebenswerten Jungen, es gibt DAS Mädchen und lauter böse Erwachsene, die nie zu hören und den Kindern sowieso nicht glauben. Ach ja! Und dann gibt es noch das Monster, welches angesichts der starken Charaktere und der Rahmenhandlung beinahe in den Hintergrund rückt und so zur eigentlichen Rahmenhandlung degradiert wird. Das ist auch das Kunststück, welches Spielberg seinerzeit immer wieder gelang, dass trotz all der Effekte und der Science-Fiction in seinen Filmen, die eigentliche Geschichte eine ganz andere war. Es waren stets Geschichten über Freundschaft und Zusammenhalt und auch über den Glauben daran, das Richtige zu tun. Bei „Super 8“ erwacht sozusagen auch der Spielberg und wie früher, wurde auch hier die Spannung immer wieder durch witzige und erheiternde Einwürfe aufgelockert. Abrams zeigt hier auch ein leider sehr seltenes Talent, nämlich die Kinderschauspieler so an zu leiten, dass sie natürlich wirken und nicht so, als hätten sie einfach nur ihren Text auswendig gelernt. Lobend zu erwähnen wäre auf jeden Fall noch die Arbeit von Michael Giacchino. Der Haus- und Hofkomponist beweist wieder einmal, wie kreativ man mit simplen Melodien einen abwechslungsreichen Soundtrack kreieren kann. Auch hier fällt mir ein ganz großer Name zum Vergleich ein.
„Super 8“ ist toll und schafft es, total unverkrampft, ein altes Genre, wieder zu beleben, ohne es in eine neue Form pressen zu wollen. Vielleicht haben wir hier tatsächlich einen würdigen Nachfolger für eben jene großen Namen gefunden und man darf sich nun voller Spannung auf Abrams' nächsten Streich freuen und der heißt ja dann wohl „Star Trek 2“
Super 8 (USA, 2011): R.: J.J. Abrams; D.: Joel Courtney, Kyle Chandler, Elle Fanning, u.a.; M.: Michael Giacchono; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
Kineast On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr auf Radio Lotte Weimar.
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