Erinnert ihr euch noch an die Schweinegrippe? Oder wie lief das bei der Vogelgrippe? Nicht zu vergessen, die alljährliche Warnung vor irgendeinem Bazillus, der uns immer wieder und ständig ans Leder will. Doch ist das auch wahr? Nicht wenige vertreten da die Meinung, dass dieses ganze Theater lediglich Panikmache sei, um den multinationalen Pharmakonzernen die Taschen voll mit Geld zu schaufeln. Also ignoriert man diese ganzen Impfungen und tut einfach das, was man schon immer getan hat, wenn man sich eine Erkältung eingefangen hat. Aber was ist, falls es doch mal ernst wird?
Beth Emhoff ist viel unterwegs und ist gerade von einer Geschäftsreise aus China ins nordamerikanische Heimatstädtchen zurück gekehrt. Allerdings fühlt sie sich nicht so gut, schiebt das Unwohlsein aber der Erschöpfung und dem Jetlag zu. Ihr Ehemann kann allerdings gar nicht so schnell gucken, so schnell bricht sie plötzlich unter Krämpfen zusammen, fällt anschließend ins Koma und stirbt nur wenige Stunden später. Die Ärzte haben gar keine Zeit, sich all zu lange darüber zu wundern, denn überall auf der Welt erkranken die Menschen an einem unbekannten, aber unglaublich aggressiven Virus und sterben den Ärzten in einem nie da gewesenem Tempo unter den Händen weg. Wissenschaftler begeben sich nun auf die fieberhafte Suche nach einem Gegenmittel, während überall die sozialen Strukturen aus den Fugen geraten. In Städten sind die Menschen nun den Gefahren von Paniken, Unruhen und Plünderungen ausgeliefert und müssen sich zusätzlich des Krankheitserregers erwehren.
Steven Soderbergh ist kein Künstler. Er ist purer Handwerker und hat auch nie Zweifel darüber aufkommen lassen. Eben weil er sich auf das Handwerk konzentriert und sich nicht durch solchen Firlefanz, wie Ästhetik, oder gar dem Kreieren metaphorischer Sinnbilder ablenken lässt, hat er ironischer Weise einen ganz eignen und typischen Stil geschaffen. Bei Soderbergh ist immer alles ganz klar und detailliert dargestellt und dieser Stil funktioniert gut, egal, ob er nun eine Komödie oder einen Thriller produziert. Ganz schlicht und nüchtern – ja geradezu kalt – berichtet der Film von den Ereignissen und sorgt so für ein Gefühl der Echtheit, welches man bei diesem Thema vielleicht gar nicht so intensiv erleben möchte. Logische Konsequenz dieses Konzepts – und vielleicht der einzige kleine Wermutstropfen: Insgesamt hätte ich mir den Film spannender gewünscht. Eigentlich ist man ja froh, dass es eben kein reißerischer und übertriebener Actionfilm geworden ist, aber wenn man sich an Dustin Hofmann in „Outbreak“ erinnert, vermisst man bei „Contagion“ schon ein bisschen das aufregende Gefühl des Hin-und Herrutschens im Kinosessel. Ebenso schlicht, wie der Erzählstil des Films, sind die Darstellungen des sagenhaften Casts. Alle Darsteller scheinen perfekt für die jeweilige Rolle besetzt zu sein – selbst Gwyneth Paltrow – und füllen diese Rollen entsprechend überzeugend. Und durch den Verzicht auf allerlei Schmuckwerk funktioniert dieser Film so gut. Dieser fast schon dokumentarische Stil sorgt eigentlich für die meiste Gänsehaut. Wir haben Angst vor Finanzkrisen, Terroristen oder Außerirdischen? Es reicht ein kleiner verdammter Bazillus, den man einatmet, um den ganzen Planeten leer zu fegen. Das finde ich gruslig.
„Contagion“ tickt anders, als Genre-Brüder. Das merkt man spätestens dann, wenn eine der Hauptrollen bereits nach etwa drei Minuten das Zeitliche segnet. Obendrein bietet der Film eine unverhohlene und sehr mutig inszenierte Gesellschaftskritik und durch das starke und massenwirksame Szenario kommt diese Kritik sogar bei einer sehr großen Zahl von Menschen an und verbreitet sich vielleicht. So ähnlich, wie ein Virus.
Contagion (USA, 2011): R.: Steven Soderbergh; D.: Matt Damon, Kate Winslet, Gwyneth Paltrow, u.a.; M.: Cliff Martinez; Offizielle Homepage
In Weimar: lichthaus
Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr auf Radio Lotte Weimar.
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