Die Suche nach dem Sinn des Lebens hat sich schon immer sehr kompliziert gestaltet. Man muss nämlich zunächst heraus finden, nach was man sucht. „42“ mag die Antwort sein, aber wie lautet die Frage? Ihr kennt das Spiel. Man führt ein gut betuchtes Leben, weil man in den 80ern ein erfolgreicher Rockstar war. So erfolgreich, dass man jetzt Langeweile mit einer Depression verwechselt. Plötzlich stellt man fest, dass das Leben nicht so sein muss, wie es ist. Aber eigentlich ist man doch damit zufrieden, wie es ist. Oder? „This must be the place“ Oder?
Cheyenne war offensichtlich noch nie ein besonders lebenslustiger Mensch. Das ist dermaßen offensichtlich, dass es schwer fällt, etwas offensichtlicheres festzustellen. Er hat ein großes Haus, lebt mit seiner Frau zusammen, müsste glücklich sein, ist es aber nicht, weil er deprimierend sein muss. Früher hat er dadurch den großen Wurf gemacht. Hat deprimierende Songs geschrieben und wurde berühmt. Man könnte sagen, er hat Spaß am traurig sein. Andere stellen fest, er hat im Alter von 15 Jahren angefangen, sich zu schminken und hat 30 Jahre später nicht damit aufgehört. Er mag ein komischer Vogel sein, aber tief in seinem Innersten ist Cheyenne ein Kind geblieben, welches sich nie mit den großen Problemen des Lebens auseinander setzen musste, die in den späteren Songs besungen wurden. Das muss er allerdings jetzt nachholen. Sein Vater liegt im Sterben und hat der Nachwelt und seinem Sohn eine unglaublich fordernde Aufgabe hinterlassen. Cheyenne muss nach Amerika reisen und dort einen geflohenen Naziverbrecher aus Auschwitz jagen.
Sean Penn ist ein Schauspieler, der sich zuverlässig aus dem filmischen Abseits von Nebenrolle zu Nebenrolle gehangelt hat. Wenn man ganz genau aufpasst erkennt man zum Beispiel in Brian De Palmas „Carlitos Way“ zwei Dinge. Sean Penn spielt den Anwalt und besten Freund von Carlito und Sean Penn war schon immer ein guter und enorm wandlungsfähiger Schauspieler. Diese Wandlungsfähigkeit wurde 2008 mit einem Oscar für den besten Hauptdarsteller in Gus Van Sants „Milk“ honoriert. Nun setzt er als Cheyenne noch einen drauf. Man kann ein Phänomen beobachten, welches sehr selten in Filmen auftaucht, aber wenn man es erlebt, ist die Begeisterung groß. Sean Penn verinnerlicht die Rolle sehr stark und man gewinnt den Eindruck, er ist Cheyenne, ohne ihn spielen zu müssen. Dieser Eindruck verstärkt sich zum Beispiel, wenn sich Cheyenne mit realen Menschen, wie David Byrne unterhält. Obendrein erlebt Cheyenne eine aufregende aber schöne Geschichte, die sich zu einem waschechten Roadtrip quer durch die USA entwickelt. Er begegnet sämtlichen Menschen, denen man auf so einer Reise begegnen muss, erlebt alle notwendigen Dinge, die so ein Trip braucht. Trotzdem läuft der Film sehr weit fern ab jeglicher Konventlionen. Es ist kein typischer Roadmovie, aber es bietet einen unvergleichlichen Blick auf ein faszinierendes Land mit merkwürdigen aber nicht minder faszinierenden Bewohnern. Diese besondere scheinbar außen stehende Perspektive rührt daher, dass Regisseur Paolo Sorrentino kein Amerikaner ist. Der gebürtige Italiener wagt erstmals einen Blick über die Grenzen seiner Heimat und schafft ein einmaliges und sympathisches Bild und gleichzeitig einen ebenso einmaligen Charakter, der trotz seines schlichten Gemüts unglaubliche Tiefe zeigt.
„Cheyenne – This must be the Place“ macht sich gar nicht erst die Mühe, die Frage nach dem Sinn des Lebens zu suchen, denn schließlich ist die Hauptfigur in New Mexico und nicht in Indien. Abgesehen davon darf man eine der schillerndsten und coolsten Filmfiguren beobachten, die seit langem über die Leinwand gewandert ist. In Verbindung mit der tollen Story ist dieser Film schon jetzt ein unsterbliches Meisterwerk.
Never For Money – Allways for Love
This Must Be The Place (I,GB, USA, 2011): R.: Paolo Sorrentino; D.: Sean Penn, Frances McDormand, Judd Hirsch, u.a.; M.: David Byrne, u.a.
In Weimar: lichthaus
Der Filmblog zum Hören: Im neuen Jahr wieder jeden Donnerstag, 12:25 auf Radio Lotte Weimar.
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