Seth
MacFarlane ist ein witziger Mann. Nach dem Besuch des Kent-Internats
studierte er Filmwissenschaften und machte seinen Abschluss im
Bereich Animation. Schnell wollte er das Erlernte in die Tat umsetzen
und arbeitete unter anderem für Hanna-Barabara-Productions und
Cartoon Network.
1999
ging seine eigene Serie „Family Guy“ auf Sendung und versammelte
gleichermaßen Verehrer und Kritiker um sich. MacFarlane bedient sich
eines sehr bissigen und satirischen Humors, der stets mit dem guten
Willen und dem Geschmack der Zuschauer spielt. Nichts und niemand ist
vor ihm sicher. Zusätzlich werden regelmäßig Filmzitate aufs Korn
genommen. Diese Mischung verleitet viele dazu, die Serie mit den
„Simpsons“ zu vergleichen. Doch „Family Guy“ ist etwas
eigenes und hat auch seinen ganz eigenen Humor. Jetzt hat MacFarlane
seinen ersten Kinofilm gemacht, der entgegen früherer Ankündigungen
kein „Family Guy“-Film geworden ist, sondern etwas Neues.
Johnny
hat als kleiner Junge keine Freunde. Seine Eltern sind verbohrt und
konservativ und während all seine Freunde die tollsten Spielsachen
unter dem Weihnachtsbaum finden, bekommt Johnny einen...Teddy. Johnny
freut sich tatsächlich sehr über das Geschenk und die Eltern können
gar nicht fassen, wie dumm, oder genügsam ihr Sohn ist. Doch Johnny
ist weder das eine, noch das andere, er ist höchstens ein bisschen
naiv. Er wünscht sich jedenfalls ganz fest, dass sein neuer Teddy
lebt und mit ihm reden könnte.
Da
es in der Welt nichts mächtigeres gibt, als einen Kinderwunsch –
abgesehen vielleicht von einem Apache-Kampfhubschrauber – geht
Johnnys Wunsch in Erfüllung und sein Teddy erwacht zum Leben.
Die
beiden werden beste Freunde und daran hat sich auch nach 27 Jahren
nichts geändert.
Johnny
hat allerdings mittlerweile eine Freundin, die die Beziehung etwas
ernsthafter angehen will. Doch, solange Ted bei Johnny lebt, wird
dieser nie erwachsen. Also muss Ted ausziehen und sich einen Job
suchen. Kein einfaches Unterfangen für einen pöbelhaften
Plüschteddy mit einem echten Drogenproblem.
Seth
MacFarlane macht es in seinem Regiedebut ganz ähnlich, wie in der
Fernsehserie. Er entwickelt Figuren, die in ihrer Umgebung total
unpassend wirken, was aber im Film oder in der Serie niemanden
aufzufallen scheint. In der Serie ist es völlig normal, dass ein
Baby oder ein Hund spricht und Auto fährt. Genau so verhält es
sich mit Ted. Er mag ein Teddybär sein, aber er hat ganz normale
menschliche Verhaltensweisen und allein dieser Kontrast ist ein
großer Hingucker.
Abgesehen
davon ist dieser Bär total witzig. Ein niedliches Plüschtier
entpuppt sich als bitterböser und sarkastischer Prolet, der säuft,
kifft und sich Prostituierte einlädt. Diese starken
Charaktereigenschaften wirken sich positiv auf die Hauptfigur aus,
lassen aber die menschlichen Nebenfiguren relativ farblos da stehen.
Gegen Ted haben sie einfach keine Chance und Möglichkeit, mehr als
bloß schablonenhafte, stereotype Figuren zu sein. Dafür machen aber
Mark Wahlberg und Mila Kunis einen passablen Job und man kann ihnen
an sich nicht vorwerfen, dass sie im Angesicht des Teddys zurück
treten.
Die
Sprüche und Witze entsprechen dem bissigen Humor, den man bei Seth
MacFarlane kennt, ebenso, wie Zitate aus allen möglichen und
unmöglichen Filmklassikern.
Es
gibt auch einige echt gelungene Cameo-Auftritte, alter und neuer
Stars. Technisch ist der computeranimierte Teddy ebenfalls gelungen.
Seine Bewegungen und vor allem die Mimik sind sehr detailliert und
zeigen eine enorme Hingabe beim Entwickeln der Figur. Dafür hapert
es an manch anderer Stelle. Eine Auto-Verfolgungsjagd wurde mit
einfachen Digitalkameras gefilmt und wirkt dadurch schon sehr
plastisch und durch den etwas hektischen Schnitt geht viel von der
Atmosphäre – die wahrscheinlich bedrohlich, oder zumindest
spannend sein sollte – einfach flöten.
Wer
aber braucht schon besonders dichte Atmosphäre, wenn er einen
sprechenden, sauwitzigen und so dermaßen niedlich aussehenden
Teddybären hat? „Ted“ ist eine Komödie, die in alle Richtungen
austeilt und wem der bissige Humor MacFarlanes zu sehr auf das zarte
Gemüt schlägt, sollte den Film auslassen. Ha! Nur, weil er im Kino
läuft, zieht MacFarlane doch nicht die Krallen ein. Der Mann, der
den medialen Shit-Storm erfunden hat, oder zumindest eine neue
Daseinsebene dieses neuartigen Phänomens ergründet hat, stürmt
einfach immer weiter und weiter. Geht auf die Barrikaden, wenn ihr
glaubt, es würde etwas nützen. Mit größter Sicherheit landet ihr
dann in einer der nächsten Folgen von „Family Guy“.
Ted
(USA, 2012): R.: Seth MacFarlane; D.: Mark Wahlberg, Mila Kunis, Seth
MacFarlane, u.a.; M.:Walter Murphy; Offizielle Homepage
In
Weimar: CineStar
Der
Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, zwischen 12:00 und 13:00 Uhr
auf Radio Lotte Weimar.
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