Peter
Jackson hatte schon immer, vor Allem, einen Wunsch. Er wollte den
„Herrn der Ringe“ verfilmen, jenes Monster der zeitgenössischen
Literatur von Tolkien. Als Jugendlicher stellte er mit einer
einfachen Kamera und selbst gebastelten Puppen, wichtige Szenen aus
den Romanen nach. Der Drehort war sein Vorgarten. Der diente auch als
Schauplatz für seinen ersten Spielfilm „Bad Taste“ im Jahr 1987.
Die ersten Gehversuche als Regisseur zeugten eher weniger von Klasse.
Auch die beiden Nachfolger „Meet The Feebles“ und „Braindead“
schlugen einen sehr trashigen Ton an, der wenig ernst zu nehmen war.
Dabei weiß doch jeder, der sich ein bisschen intensiver mit dem
Entstehungsprozess eines Filmes beschäftigt hat, dass es gerade die
weniger hoch finanzierten Projekte sind, die den Einfallsreichtum und
die Kreativität heraus fordern. Mag man von Jacksons Frühwerk
halten, was man will. Ihm selbst diente es als Möglichkeit, jede
Menge Erfahrungen zu sammeln und es diente ihm auch als Geldquelle.
Jetzt zählt Jackson zu den bedeutendsten Filmemachern der letzten 20
Jahre und hat mittlerweile so viel Geld und auch Prestige angehäuft,
dass er uns ab diesem Jahr wieder jährlich ins Kino und damit nach
Mittelerde locken kann.
Es
ist Sommer im Auenland. Der ehrenwerte Hobbit Bilbo Beutlin, sitzt
gemütlich vor seiner Haustür und raucht eine Pfeife. Da taucht
plötzlich ein großer Mann mit grauem Mantel und langem Bart auf und
erkundigt sich nach Leuten, die ein Abenteuer bestehen wollen.
Pah!
Abenteuer? Woher kommst du, alter Mann? Du bist hier im Auenland.
Hier leben nur ehrbare Hobbits. Und ein ehrbarer Hobbit zieht nicht
so einfach in ein Abenteuer. Völlig absurd! Er möge sich gefälligst
verziehen!
Der
alte Mann im grauen Mantel lacht sich tot über diesen frechen
kleinen Hobbit und malt ein Zeichen an seine Tür.
Und
damit geht’s los. Der Alte ist ein Zauberer, genauer gesagt, er ist
Gandalf, der Graue.
Der
hat sich mit ein paar Zwergen zusammen getan, die für eine ganz
bestimmte Unternehmung noch einen Meisterdieb benötigen.
Die
Zwerge wollen in ihre alte Heimat zurück. Von dort sind sie vor
vielen Jahren vertrieben worden, und seitdem sehnen sie sich nach den
Schätzen ihrer Heimat. Höchste Zeit, diese Schätze zurück zu
erobern. Das Problem ist, dass sie vom Drachen Smaug beschützt
werden. Bevor man sich um den Drachen jedoch kümmern kann, muss
jedoch ein weiter Weg gemeistert werden. Und der ist voller Gefahren,
von denen betrunkene und übellaunige Trolle noch das kleinste
Problem darstellen.
Groß
war die Freude, als „Der Hobbit“ angekündigt wurde. Noch größer
wurde sie, als bekannt wurde, dass es ein Wiedersehen mit zahlreichen
Figuren aus den alten Filmen geben würde. Unbändige Freude erfüllte
mich, als vor einem Jahr die ersten bewegten Bilder in Form eines
Trailers erschienen.
Alles
sah genau so aus, wie ich es mir gewünscht hatte. Warum, zum Teufel,
hatte ich nur dieses unerklärliche Gefühl der Skepsis? Dann kamen
die nächsten Meldungen. Erst hieß es, der Film wird in einem
neuartigen Bildformat präsentiert. Der Film sollte in einer Bildrate
von 48 Bildern pro Sekunde laufen, wodurch sich ein besseres und
brillanteres Bild ergeben soll. Erste Reaktionen darauf ließen
allerdings eher befürchten, es sähe aus, wie in einer Daily Soap.
Dann kam der Hammer. Peter Jackson gab bekannt, aus dem „Hobbit“
eine Trilogie zu machen und nicht – wie angekündigt – nur einen
Zweiteiler.
Ab
jetzt war allen klar, dass Jackson nur noch ans Geld dachte und
sicher kein Interesse mehr daran hatte, einen wirklich guten Film zu
machen.
„Was
denn nun? Ist es jetzt gut, oder nicht? Sag doch endlich und hör auf
zu schwafeln!“
Ja,
verdammt nochmal. „Der Hobbit“ ist großartig. Mag Peter Jackson
Geld verdienen wollen, er gibt uns dafür wenigstens auch was. Kann
sein, dass drei Filme für diese Geschichte etwas überdimensioniert
erscheinen, ich freue mich über jeden, noch so kleinen Schnipsel aus
Mittelerde. Es kommt nichts Neues oder Innovatives in diesem Film und
alles sieht haargenau so aus, wie wir es in „Die Rückkehr des
Königs“ zu Letzt gesehen haben. Der Stil und die gesamte
Dramaturgie des Filmes entspricht dem Muster der alten Trilogie. Die
Kostüme und die Ausstattung und überhaupt alles hat man schon
gesehen. Natürlich sieht alles noch schöner aus und ist noch
bombastischer dargestellt. Und die Viecher sehen noch besser aus und
alles ist größer und weiter. Aber ist es nicht genau das, was wir
wollten? Ich jedenfalls wollte das. Ich wollte wieder einen Film, der
mich in eine unglaublich detailliert entworfene Phantasiewelt mit
nimmt. Ich wollte einen Film, der eine Geschichte schön erzählt,
die ich bereits in- und auswendig kenne. Ich wollte genau das, was da
beinahe drei Stunden zu sehen ist.
„Der
Hobbit – Eine unerwartete Reise“ ist ein absolutes Fest für die
Fans. Das liegt wohl daran, dass Peter Jackson selbst der größte
Herr-Der-Ringe-Fan der Welt ist. Gleichzeitig ist der Film aber auch
Auftakt und Neubeginn und ist auch für jene perfekt, die weder die
Bücher noch die bisherigen Filme kennen. Natürlich ist das erst der
Anfang und der Film hört dem entsprechend an einer Stelle auf, an
der die Geschichte eben erst zu einem Drittel erzählt ist. Und, dass
ich jetzt schon wieder ein ganzes Jahr warten muss, bis es endlich
weiter geht, ist einfach unfassbar. Wie soll ich das bloß aushalten?
Auch dieses Gefühl kenne ich noch sehr gut, und es ist wieder da.
Wie früher!
The
Hobbit – An Unexpected Journey (USA, NZL, 2012): R.: Peter Jackson;
D.: Martin Freeman, Ian McKellen, Richard Armitage, u.a.; M.: Howard
Shore; Offizielle Homepage
Der
Filmblog zum Hören: Jeden Sonntag, 14:00 bis 15:00 Uhr auf RadioLotte Weimar.
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