Donnerstag, 23. April 2009

Neveldine & Taylor - Crank 2 - High Voltage

Ich werde es wohl nie lernen. Keine Fortsetzung ist so gut, wie das Original. Wenn mir aber das Original so gut gefallen hat und ich einfach nach mehr lechze, werfe ich eben alle Bedenken und besseres Wissen über Bord und lasse mich auf das Sequel ein. Und dann geht’s los. Man zieht ununterbrochen Vergleiche mit dem Vorgänger, findet ständig Dinge, die es schon gegeben hat, findet den Fortgang der Story irgendwie unpassend, die neuen Idee zu verkrampft. Am Ende ist man enttäuscht, aber es schleicht sich der unverbesserliche Gedanke ins Hirn, sich auch einen dritten Teil anzuschauen, sollte er denn irgendwann mal kommen. Der geneigte Leser mag sich nun fragen, wovon ich überhaupt rede. Wir leben im Zeitalter des Fortsetzungswahns. Alle Filme, der letzten Jahre, die mehr oder weniger erfolgreich liefen, bekommen eine neue Zahl hinter den Titel geschrieben. Nebenbei erwähnt, erwarten den Zuschauer dieses Jahr noch Fortsetzungen zu folgenden Filmen: Star Trek, Transformers, Terminator, Harry Potter, Sakrileg und X-Men. Jetzt ist aber erstmal der neue Film von den Regisseuren Neveldine und Taylor dran. Es geht um „Crank 2 – High Voltage“

Wer den ersten Teil kennt, weiß im Grunde schon, worum es geht. Chev Chelios ist Profikiller für ein Mafiakartell und wird eines Tages von einem Konkurenten vergiftet. Das einzige, was das Gift aufhält, ist Adrenalin. Chev stürmt also die ganze Zeit wie ein Berserker durch den ersten Teil, auf der Suche, nach seinem Mörder in Spe. Ziel erreicht, Gegner tot, Chev zufrieden. Dumm nur, dass er gerade aus einem Hubschrauber gestürzt ist und unterwegs zum harten Boden der Realität ist. Das Unvermeidliche passiert; er prallt auf und ist tot.
An dieser Stelle setzt der zweite Teil ein. Kaum gelandet, wird Chev von düster drein blickenden Menschen von der Straße gekratzt und in einen Transporter geworfen. Plötzlich wacht er auf und wird Zeuge, wie ein Haufen Ärzte sein Herz heraus holen und es durch ein künstliches ersetzen. Außer sich vor Wut, tötet er die Ärzte und unternimmt die Flucht. Sein Ziel ist klar: Er sucht den Mann, der sein Herz in einer handlichen kleinen Kühlbox davon getragen hat. Bei seiner Flucht, wird allerdings die Batterie von Chevs Kunstherz beschädigt. Um nicht einfach um zu fallen, braucht er regelmäßig Stromstöße. Die Schwächeanfälle kommen immer in den unmöglichsten Situationen und viel Zeit zum Nachdenken bleibt nicht. Also unternimmt er alles, um die Kunstpumpe nicht einschlafen zu lassen. Zwischendurch treffen wir alle Charaktere aus dem ersten Teil wieder und lernen zahlreiche neue, skurrile Gestalten kennen.

Vor drei Jahren war „Crank“ eine echte Überraschung. Der Film war dreckig, sehr actionlastig, durchsetzt von coolen Sprüchen und vor allem wahnsinnig schnell. Gepaart mit einem hohen Brutalitätsgrad und einer einfachen, stumpfsinnigen Story, war das für mich der perfekte Männerfilm. Tja und im zweiten Teil haben wir genau die selben Elemente, nur eben noch schneller und überzogener. So unglaublich es klingen mag, aber genau das lässt Langeweile aufkommen. Die Anarcho-Regisseure leben sich richtig aus und man sieht genau, für welche Szenen mehr Geld zur Verfügung stand. Jason Staham tobt ununterbrochen, Amy Smart stolpert halbnackt von einer dummen Situation in die andere und die skurrilen Gangster sterben wie die Fliegen. Insgesamt war der erste Teil aber wesentlich cooler und spontaner. Im zweiten Teil ist alles ein bisschen verkrampft. Mit Biegen und Brechen werden unmögliche Zusammenhänge zum Vorgänger geschaffen und ein Ende zusammengeschustert, dass so unkreativ, wie offen ist, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Teil Drei über die Leinwände flimmert.
Es bliebe noch zu erwähnen, dass „Crank 2 – High Voltage“ ein Film für Erwachsene ist und deshalb auch keine Jugendfreigabe in Deutschland erhalten hat. Wer sich darüber jetzt zu Tode ärgern möchte, weil er das zarte achtzehnte Lebensjahr noch nicht erreicht hat, darf sich auf die entschärfte DVD-Asugabe freuen, die allerdings noch ein paar Monate auf sich werden lässt.

„Crank 2 – High Voltage“ ist ein völlig überzogener und vor allem überflüssiger Film. Genau, wie die Warnung, sich diesen Film anzusehen. Denn wem es in Bezug auf Fortsetzungen genauso geht, wie mir, kann gar nicht anders, als ins Kino zu rennen. Aber es soll niemand sagen, ich hätte ihn nicht gewarnt. Mein Gott, wir armen Opfer.

Crank 2 - High Voltage (USA 2009): R.: Neveldine & Taylor; D.: Jason Statham, Amy Smart, Art Hsu, u.a; M.: Mike Patton; Offizielle Homepage

Filmrezensionen jeden Donnerstag 12.25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen