Ich war vor kurzem mal wieder in Italien. Eine Woche im Frühling in der Toskana. Herrlich! Hier ist der Frühling schon ein paar Tage weiter, die Sonne scheint und es ist schon viel grünes Zeug an den Bäumen. Außerdem ist die Landschaft traumhaft, es gibt fantastisches Essen, leckeren Wein und die Einheimischen sind unglaublich freundlich und freuen sich über jedes zurecht gestammelte Wort in ihrer Muttersprache, das dem Besucher aus Deutschland über die Lippen geht. Dabei sind in manchen Gegenden Italiens die deutschen Touristen gar nicht so beliebt. Der Grund dafür ist ganz einfach: Die Deutschen benehmen sich im Ausland wie die Schweine. Als ich so darüber nach gedacht habe, fiel mir ein kleiner Film ein, den ich vor Jahren mal im Fernsehen gesehen hatte, der absolut schonungslos mit dem Klischee des deutschen Pauschalurlaubers ins Gericht geht und dabei die Wahrheit trifft, wie der sprichwörtliche Hammer den Kopf des gleichfalls sprichwörtlichen Nagels.
Familie Löffler aus Ampermochingen in der Nähe von Dachau („Ja Sie werden doch wohl wissen, wo Dachau ist!“) verbringt ihren Jahresurlaub im italienischen Badeort Terracina. Nach zwei Wochen soll es nun wieder gen Heimat gehen. Weil die Straßen tagsüber hoffnungslos verstopft sein sollen, will man die Nacht durch fahren und den letzten Tag am Strand verbringen. Das Auto steht voll gepackt in Sichtweite und muss stets vom Liegestuhl aus bewacht werden. Familie Löffler ist natürlich nicht unbekannt am Strand. Hier wimmelt es vor lauter anderen Deutschen, die den Strand bevölkern. Während sich also einer der beiden am Strand vergnügt, passt der andere auf das Auto auf, was regelmäßig in absurden Tagträumen endet. Er träumt von heißen Italienerinnen, deren erboste Väter sofort auf ihn schießen und Frau Löffler wird immer wieder von gut aussehenden, charmanten Männern entführt, die allerdings alle einen mächtigen Knacks im Kopf haben.
Der deutsche Urlauber, wie er leibt und lebt, erkennt durchaus die Einzigartigkeit und Schönheit dieses Fleckchens Erde an, akzeptiert aber nicht die Sitten und Gepflogenheiten des Landes, geschweige denn die Tatsache, dass er Gast in einem fremden Land ist. „Wie leichtsinnig, ein voll gepacktes Auto hier ab zu stellen. Hier gibt’s viele Italiener“. Da wird das eigene Essen mit gebracht („Es ist eine Schande, dass dieses begnadete Volk nicht mit Sauerteig um zu gehen weiß“), das Radio mit Bayern 3 am Strand aufgedreht und zum Mittag die Hachse bestellt. Man lernt auch schnell, dass man sich besser nicht mit den Deutschen anlegt, was die Platzverteilung am Strand angeht. Müll, der nun mal anfällt, wird achtlos in alle Richtungen geworfen, Kommunikationsversuche der Einheimischen werden schroff und auf unhöflichste Weise abgeschmettert. Ein ungeheuerliches Bild erschließt sich beim Schauen des Filmes immer deutlicher und man weiß genau, so läuft es wirklich. Gott sei Dank ist es bloß Satire, die selbstverständlich hemmungslos übertreibt. Wirklich? Gehard Polt ist ein Kabarettist und Schauspieler, über den man eigentlich immer lachen kann, und zwar so lange, bis das Gesagte angekommen ist und man plötzlich merkt: Moment! So witzig ist das gerade gar nicht. Das ist kein Witz. Das ist Ernst. Hört sofort alle auf zu lachen! Dieser Mann erzählt die Wahrheit!
„Man spricht Deutsh“ ist ein rabenschwarzer Film, den man kaum noch als Komödie bezeichnen kann, sondern viel mehr als Gesellschaftsstudie. Die kollektive Dummheit sorgt dafür, dass man an vielen Stellen lacht – die Szene in einer großen Prunkvilla in Italien, deren Alarmanlage sofort los geht, sobald jemand im Haus Italienisch spricht zum Beispiel – doch letztendlich lacht man sich selbst aus. Hier ist ein Film entstanden, den man nicht fassen will, denn er ist so wahr, dass es nur Staire sein kann.
Man spricht Deutsh (BRD 1987): R.: Hans Christian Müller; D.: Gerhard Polt, Gisela Schneeberger, Dieter Hildebrand, u.a.
Ausschnitt, imdb, Filmstarts.
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