Er ist der typische Brite und prägt dieses Bild im Moment, wie kein anderer Schauspieler. Er ist sympathisch, weil er immer sympathische Rollen spielt. Er ist der perfekte Gentleman, gut aussehend und wenn man seinen Namen hört, fragt man immer erstmal: „Wer ist das?“, obwohl man mit Sicherheit schon einen Film gesehen hat, in dem er mit spielt. In Großbritannien ist er natürlich allseits bekannt, ist aber dennoch nicht in der Königsdisziplin des modernen britischen Kinos aufgetreten („Harry Potter“), denn er war meistens in wichtigen Nebenrollen zu sehen. Jetzt ist er allerdings in einer Hauptrolle zu sehen und hat dafür prompt eine Golden-Globe-Nominierung erhalten. Es geht um Colin Firth in „A Single Man“
George ist Professor an einer renommierten Universität und nicht viele Studenten genießen das Privileg, einen Platz in seiner Vorlesung ergattern zu können. Wegen seiner wichtigen Stellung in der Gesellschaft und der allgemeinen Gepflogenheiten der Zeit, in der George lebt, hält er sein Privatleben allerdings sehr bedeckt. George ist nämlich homosexuell. Vor nicht all zu langer Zeit verlor er seinen langjährigen Lebenspartner Jim bei einem Autounfall. Die Trauer, die er in der Öffentlichkeit verbergen muss, setzt ihm immer mehr zu und er fasst den Entschluss, sein Leben zu beenden. Doch treten hier unerwartete Hindernisse auf. Seine beste Freundin Charley und der junge Student Kenny ahnen, was er vor hat, und versuchen, ihn davon ab zu bringen. Doch haben sie große Schwierigkeiten, zu George vor zu dringen, denn der sieht nur noch die Vergangenheit, die er nicht zurück zu holen vermag.
Tom Ford ist einer, der bekanntesten Modedesigner der Welt. In der Branche wird er „Mr. Cool“ genannt und stattete zum Beispiel Daniel Craig im letzten Bond-Abenteuer mit schicken Anzügen aus. Vielleicht veranlasste ihn das, selbst ins Filmbuissness ein zu treten. Jetzt liefert Ford mit „A Single Man“ seinen Debutfilm ab. Klar, hier ist Skepsis angebracht. Was weiß ein Modedesigner schon von Filmen? Ein Modedesigner weiß, wie man etwas in Szene setzen muss, damit es die Wirkung erzielt, die er beabsichtigt. Die ganzen Klamotten, die bei einer Modeschau gezeigt werden, würden doch nichts besonderes sein, wenn das Licht nicht stimmen würde oder die Musik und natürlich die Menschen, die die Sachen tragen. Und diese Fähigkeit merkt man dem Film auch als erstes an. Es werden mit absoluter Perfektion Bilder inszeniert. Es gibt gleich zu Beginn sehr lange Szenen, in denen kein Wort gesprochen wird und in denen auch wenig geschieht. Diese Szenen sehen einfach nur gut aus. Natürlich werden diese Bilder durch schicke Klamotten und die unvermeidlichen Modells abgerundet, bauen aber zum Glück nicht darauf auf. So schön die Bilder und langsamen Sequenzen, in denen diese Bilder zelebriert werden auch sind, so unbeholfen wirken dagegen die Szenen, in denen die Story voran getrieben wird. Beinahe lustlos werden die Dialoge zwischen George und Charley abgespult und das ein oder andere Gespräch zwischen George und einem Kollegen ist nur peppig, weil es durch lustige Bildeinblendungen untermalt ist. Die ganze Stimmung des Filmes geht in diesen Szenen verloren, oder man fragt sich zumindest, was die Bilder mit der Story zu tun haben sollen. Ja, irgendwie scheinen diese beiden Ebenen des Filmes nicht konform zu laufen. Auch die sehr guten Leistungen von Colin Firth und Julianne Moore können an diesem Eindruck nicht viel ändern, geschweige denn, die wunderschöne Musik von Abel Korzeniowski.
„A Single Man“ ist ein schöner Film, der gekonnt mit seinen Stilmitteln spielt, um tolle Bilder zu zeichnen. Hätte man den gleichen Aufwand und die gleiche Detailliebe in das Erzählen der Geschichte gesteckt, hätte man wirklich einen perfekten Film, der auch noch in vielen Jahren in Erinnerung geblieben wäre. So muss man immer noch fragen: „Wer ist Colin Firth?“
A Single Man (USA 2009): R.: Tom Ford; D.: Colin Firth, Julianne Moore, Nicholas Hoult, u.a.; M.: Abel Korzeniowski; Offizielle Homepage
In Weimar: lichthaus
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr live auf Radio Lotte Weimar.
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Colin Firth ist der aus "A single man"!
AntwortenLöschenMir ging das mit der Story bzw. der Erzählebene ganz anders! Ich hatte nicht das Gefühl, die Geschichte sei nich ausgereift und nicht passend zu den perfekten Bildern!
Für mich ist der Film rund! Die One-Man-Show Colin Firth überzeugt komplett und auch die anderen "wichtigen" Nebenrollen, wie Julian Moore und Nicholas Hoult passen in ihre Rollen und verkörpern diese Überzeugend!
Ich werd ihn wohl nochmal und nochmal sehen!