Das
Atrium in Weimar hat eine dermaßen bewegte Geschichte hinter sich,
dass man daraus locker einen spannenden Polit-Thriller drehen könnte.
Als Teil des von Hitler teilweise errichteten Gau-Forums in Weimar,
ist das Gebäude historisch nicht unbelastet. Es ist ein riesiger
Kasten aus Beton und dermaßen stabil gebaut, dass man es nicht
einfach abreißen kann. Mit massiven Sprengungen könnte man diese
markante architektonische Scheußlichkeit wohl dem Erdboden gleich
machen, würde dabei aber auch das historische Jakobsviertel mit weg
pusten. Also hat man es zu DDR-Zeiten stehen gelassen und zu einem
sogenannten „Mehrzweckgebäude“ umfunktioniert. Viele Legenden
rankten sich um den Bau. Eine davon (gefällt mir fast am besten)
sagt. das Bernsteinzimmer befände sich in einem verborgenen
Kellerraum unter dem Gebäude und sei nie gefunden worden. Auch nicht
während der Sanierungsarbeiten vor ein paar Jahren. Da hat sich
nämlich ein Investor gemeldet, der in Thüringen nicht unbekannt
ist. Der hat nämlich bereits den Uni-Turm in Jena saniert und ein
Einkaufszentrum eingebaut. Das gleiche Konzept sollte nun auch in
Weimar zum Einsatz kommen. Ein Atrium sollte hier entstehen. Mit
zahlreichen Geschäften und einem „Welcome Center“ für Touristen
sollte hier das neue Zentrum der Weimarer Geschäftswelt entstehen.
Zahlreiche Proteste von Händlern aus der Innenstadt brachten nichts
und auch ein durchaus nachvollziehbares, aber extrem unglücklich
geratenes Infoheft einer Gruppe von Studenten, die auf die
historischen Hintergründe des Gebäudes aufmerksam machen wollten,
konnten nichts mehr ändern. Das Weimar Atrium eröffnete mit
Pompösität und Krach. Und dann? Es war eben immer noch das, was es
war. Ein Einkaufszentrum mit allerlei Schnick-Schnack, überflüssigen,
wie auch nützlichen Läden und nach all der Aufregung ging es sehr
schnell, dass sich die Weimarer, wie auch Gäste an das Ding gewöhnt
haben.
Hin
und Wieder versucht das Atrium mehr zu sein. Es werden Lesungen mit
berühmten Synchronsprechern veranstaltet, Scooter war schon hier für
eine Autogrammstunde und besonders liebt das Atrium seine
Ausstellungen. Einkaufszentrums-Ausstellungen haben nicht ohne Grund
einen bestimmten Ruf. Einzig „World Press Photo“ kann tatsächlich
den Kriterien einer interessanten Ausstellung entsprechen.
Nun
kann man sich im Atrium derzeit die Ausstellung „Hollywood trifft
Weimar“ ansehen. Es werden interessante Einblicke in die Welt des
Films versprochen, sowie einmalige Exponate und Originalrequisiten.
Als
erstes sieht man E.T. In gar jämmerlichen Zustand. Eine billig
nachgemachte Replik aus Gummi und Plastik. Okay, von mir aus. Als
Eröffnung einer Hollywoodaustellung passt das schon. Interessanter
sind ja die Originalexponate. Doch die gibt es auch in den nächsten
Schaukästen nicht. Hier liegt eine Kette aus Plastik und daneben
steht ein Foto von Kate Winslet und wenn man vergleicht, sieht man
sofort, dass es sich bei dem ausgestellten Stück ganz sicher nicht
um das Originalstück handelt. Weiter geht es mit einer
Schaufensterpuppe, die aussehen soll, wie Indiana Jones. Diese Puppe
scheint Klamotten aus dem gegenüberliegendem „New Yorker“ zu
tragen. In einer Vitrine hat man eine Ork-Maske, die sogar halbwegs
echt aussieht. Daneben eine Gollum-Figur, an der man sogar noch die
Gussnähte sehen kann. Gleiches gilt für Schwert und Helm aus „300“,
dem Phaser von Captain Kirk und der Golden Gun von Christopher Lee; alles vollkommen wertloser Plunder.
Zusätzlich sind noch ein paar Figuren aufgebaut, die vage an R2-D2 und C-3PO erinnern. „Terminator“, ein Film, der für seine spektakulären Special-Effects zum Beispiel mit einem Oscar honoriert wurde, sieht hier so dermaßen albern aus, dass es mir vor Lachen den Atem verschlägt. Die Star-Trek-Uniformen sehen nicht aus, wie Star-Trek-Uniformen und die rote Lederjacke von Brad Pitt aus „Fight Club“ könnte auch aus jedem anderen Film stammen. Aus „Star Trek“ zum Beispiel. Der Gipfel ist das „Alien“. Wäre H.R. Giger schon tot, würde er im Grab rotieren. Seit wann, bitte schön, haben die Viecher einen Totenschädel im Gesicht?
Es geht noch fröhlich weiter und jedes der 250 Exponate ist eine eigene kleine Katastrophe. Der Sinn dieser Ausstellung wird nicht ersichtlich. Ich will gar nicht wissen, wie viel das Atrium bezahlt hat, um diesen Schrott ausstellen zu dürfen. Es ist ein Witz und allein deshalb schon einen Besuch wert. Ich habe vielleicht noch nie den echten goldenen Colt gesehen, aber ich habe sofort erkannt, dass das nicht der echte war, den ich da in einer Vitrine aus Pressholz und Plastikpanelen gesehen habe.
Hollywood
trifft Weimar – und zwar genau zwischen die Beine – Mit Anlauf...
Fotos: Franziska Ruhl
P.S.: Aus Gründen, die kein Mensch versteht, hat Bloggers die gesamte Software für das Erstellen von Posts "neu" gemacht. Das Resultat: Nichts funktioniert mehr. Deshalb kleben die Bilder ein bisschen zu sehr am Text, der wahrscheinlich auch noch eine andere Größe und Farbe hat, als gewohnt. Bravo!
Fotos: Franziska Ruhl
P.S.: Aus Gründen, die kein Mensch versteht, hat Bloggers die gesamte Software für das Erstellen von Posts "neu" gemacht. Das Resultat: Nichts funktioniert mehr. Deshalb kleben die Bilder ein bisschen zu sehr am Text, der wahrscheinlich auch noch eine andere Größe und Farbe hat, als gewohnt. Bravo!
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