Letzten Freitag wurde der neue James-Bond-Titelsong veröffentlicht. Adele reiht sich mit ihrem Titel "Skyfall" in eine Serie zahlreicher großer und unerreichter Interpreten ein, die den smarten Geheimagenten im Auftrag ihrer Majestät in zahlreichen Liedern besungen haben. Mag man von dem Song halten, was man will: Er steigert die Vorfreude auf den neuen Film, der im November endlich in deutschen Kinos starten wird. Ich habe mir vorgenommen, die bisherigen Filme in ihrer Vollständigkeit zu sehen, bevor ich ins Kino gehe und mir "Skyfall" ansehe. Ich habe mir da einiges vorgenommen und bisher die ersten vier Teile geschafft und möchte an dieser Stelle meinen hochgeschätzten Senf dazu abgeben.
Erstmals ging James Bond 1962 auf die Jagd nach Dr. No. In Jamaica wurden des öfteren merkwürdige Magnetfelder registreirt. Obendrein wurde der Sektionsleiter des MI6 offenbar entführt und seine Sekretärin brutal ermordet. Das beste Pferd im Stall - oder sollte ich sagen Hengst? - wird losgeschickt. Agent 007 soll heraus finden, was dort unten los ist. Mit Hilfe seines Freundes, des CIA-Agenten Felix Leiter, ermittelt Bond eine Gehimbasis. Auf einer Insel hat sich der teuflische Dr. No eingerichtet und will von hier aus eine amerikanische Rakete zum Absturz bringen, um damit den Wettlauf zum Mond maßgeblich zu beeinflussen. Mit Charme und SChlagkraft gelingt es Bond, den Plan in letzter Sekunde zu durchkreuzen.
Nach Genuss dieses Films fragt man sich, wie diese Reihe dermaßen erfolgreich werden konnte. Die Musik ist furchtbar. Harry Belafonte mag ja ein gefeierter Star gewesen sein, wenn man seinen Calypso aber zwei Stunden lang nahezu ununterbrochen hören muss, lernt man ihn hassen. Die Kampfszenen sind lächerlich. Ebenso, wie der sogenannte Drache. Warum, zum Teufel, explodiert eigentlich jedes Fahrzeug, wenn es auch nur einen halben Zentimeter von der Straße abgekommen ist? Warum spricht Ursula Andres so komisch? Warum spricht sie überhaupt? Und die Frisur? Diese elende Frisur! Wer hat Sean Connery nur erlaubt, diese Frisur zu tragen?
Aus damaliger Sicht war der Film natürlich in sofern spannend, weil er an Originalschauplätzen gedreht wurde und die Handlung des Films entsprach voll und ganz der perfekten Angstvorstellung der westlichen Welt. Ein teuflisches Superbrain, das einfach die heldenhaften Astronauten töten will? Das ist ja furchtbar! Und wer muss die Eisen aus dem Feuer holen? Ausgerechnet ein britischer Geheimagent. Ganz klar, dass das vielen Zuschauern gefallen hat. Die paar Nerds, die die Romane von Ian Flemming wirklich gelesen haben, hätten wohl nicht gereicht.
Ein Jahr später kam "Liebesgrüße aus Moskau". Hier wird erstmals die Verbrecherorganisation Phantom eingeführt. Das ist sozusagen eine Art Spiegel zum MI6. Alle Mitglieder haben Code-Nummern und sie arbeiten unentwegt an teuflischen Masterplänen, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Zunächst geht es allerdings um Rache. James Bond hat nämlich Dr. No gekillt, der ebenfalls ein hochrangiges Mitglied von Phantom war. Bond wird durch einen cleveren Trick nach Istanbul gelockt und soll hier standesrechtlich exikutiert werden. Der denkt hingegen an nichts anderes, als... Als an eine neuartige Dechiffriermaschine natürlich. Ganz der Profi eben.
Dieser Film ist in zwei Hälften geteilt. Zuerst gibt es einige langatmige Szenen in einem völlig überkitschten Istanbul mit tanzenden Zigeunern und langatmigen Dialogen. Dann verlagert sich die Handlung in einen Nachtzug. Hier wirds wieder richtig spannend und man bekommt immer mehr den Eindruck, zwei Filme zu sehen.
"Goldfinger" ist dann der erste Film, der sozusagen das klassische Bondfeeling zelebriert. Es gibt erstmals einen richtigen Titelsong - grandios: Shirley Bassey - und Gerd Fröbe ist ein gleichermaßen charismatischer, wie uriger Schurke. Endlich gibt es auch mal ein bisschen Agentenspielzeug und Special-Effects zu sehen. Die Handlung hingegen schlägt wieder schlichtere Töne an und präsentiert im Prinzip eine Auffrischung der Handlung des ersten Teils.
Unfreiwillig komisch wirkt der Name des weiblichen Widerparts. Pussy Galore ist einfach ein völlig bekloppter Name.
Weiter geht es mit dem etwas missglückten "Feuerball", der 1983 von Irvin Keshner neu verfilmt wurde.
Phantom ist wieder da und will die NATO erpressen. Zu diesem Zweck werden zwei Atombomben entführt. Bond muss wieder in die Bresche springen und den Tag retten.
Hier wird endlich auch unter Wasser geknutscht und die mehr als sadistische Todesart durch Haiffischverseuchtes Poolwasser lässt ordentliche Fieslingsstimmung aufkommen. Modische Entgleisungen, ein unerreichter Tom Jones im Vorspann und wieder diese verdammte Frisur lassen "Feuerball" dennoch im Gedächtnis haften.
Weiter geht es dann mit "Man lebt nur zweimal". Den habe ich noch ganz gut in Erinnerung und weiß noch, dass sich Sean Connery hier in einen Japaner verwandeln muss und in dieser Aufmachung eher nach Spok aussieht. Apropos: Warum hat Connery eigentlich nie bei Star Trek mit gespielt?
So albern und merkwürdig diese Filme aus heutiger Sicht anmuten; James Bond ist ein fester Bestandteil der Filmkultur dieser Welt und präsentiert auch irgendwie stets ein Zeitbild. Zwischen den Zeilen kann man nämlich, mal deutliche, mal dezente Gesellschaftskritik lesen und das sucht man in aktuellen Agentenfilmen oft vergeblich. Letztendlich zeigen die Filme aber eine Utopie, nämlich, dass es immer jemanden geben wird, der die Welt retten wird, selbst wenn alles andere längst zerstört ist. Ich persönlich fürchte, dass es so jemanden in Wirklichkeit nicht gibt. Niemanden, der sich so selbstlos aufopfert. Niemanden mehr, auf den man sich dermaßen verlassen kann, wie auf Agenten 007.
Deshalb sei an dieser Stelle gesagt - fast, wie bei einem Gebet - "Have no fear...cause Bond is back..."
Dr No (GB, 1962): R.: Terence Young; D.: Sean Connery, Ursula Andres, Joseph Wiseman, u.a.; M.: Monty Norman
From Russia With Love (GB, 1963) : R.: Terence Young; D.: Sean Connery, Daniela Bianchi, Anthony Dawson, u.a.; M.: John Barry
Goldfinger (GB, 1964): R.: Guy Hamilton; D.: Sean Connery, Honor Blackman, Gert Fröbe, u.a.; M.: John Barry
Thunderball (GB, 1065): R.: Terence Young; D.: Sean Connery, Claudine Auger, Adolfo Cell, u.a.; M.: John Barry
Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, 12:00 bis 13:00 Uhr auf Radio Lotte Weimar.
Freitag, 12. Oktober 2012
Mal wieder gesehen - Bond 1 - 4
Labels:
007,
domina,
domino,
dr no,
james bond,
john barry,
pussy,
ursula
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen