Ich hab früher gerne Comics gelesen. Mit einer vor Stolz, nicht wenig angeschwollenen Brust darf ich behaupten, meine Sammlung kann sich sehen lassen. Es befinden sich einige echte Schätze im Regal, nach denen sich manch ein Comicfan noch heute die Finger lecken dürfte. Ich sag nur „Batman“ #497 oder die legendäre #426. Der Kenner hat es gemerkt,: Mein Steckpferd war Batman. Und das führt unweigerlich zum großen Glaubenskrieg mit den Fans von Spider-Man. Was ist besser? Marvel oder DC? Eine gewaltige Frage kosmischen Ausmaßes. Damals wie heute, bin ich außer Stande, sie zu beantworten. Was sich damals in Comicform abgespielt hat, wurde in den letzten Jahren einfach auf die Kinoleinwände transportiert. Vor allem 2013 dürfte der ewige Kampf zwischen Marvel und DC enorm spannend werden. Es kommt Zack Snyders „Man Of Steel“ und kurz vorher – sozusagen auf den letzten Drücker - hat Marvel seine „Phase 2“ gestartet, die mit dem erneuten Aufeinandertreffen der „Avengers“ gipfeln wird. Den Auftakt der neuen Storyline übernimmt – wie schon damals – „Iron Man“ mit seinem dritten Kinofilm. Ob dieser Film mit der schweren Bürde eines dritten Teils zurecht kommt, oder ob er nur noch zum Futter für die Geldmaschine verkommt?
Seit dem letzten Teil ist ganz schön viel passiert. Nachdem Iron-Man den Kampf gegen Ivan Vanko mit Mühe und Not und vor allem mit Hilfe seines Kumpels Warmachine gemeistert hat, begann der ganze Avengers-Ärger. Loki kam nach New York und brachte eine Bande, wütender Außerirdischer mit. Zusammen mit Thor, Captain America, Hulk und einigen schlagkräftigen SHIELD-Agenten konnte Iron-Man die Invasion zurückschlagen. Die Ereignisse sind nicht spurlos an dem Mann hinter der Maske vorüber gegangen. Seit seinem Beinahe-Exitus ist er ruhelos und kann nicht schlafen. Die Zeit verbringt er lieber damit, um weitere Anzüge zu bauen und sich um seine liebste Pepper zu sorgen. Eines Tages tritt ein Terrorist namens Mandarin auf den Plan. Seine Spezialität sind Bombenattentate, mit Vorliebe auf zivile Ziele, also öffentliche Plätze und auch vor Schulen scheint der skrupellose Gangster keinen Halt zu machen. Allerdings gibt es keine konkrete Forderungen. Er will nur, dass es alle immer mitkriegen. Außerdem weiß kein Mensch, wie er es immer wieder schafft, die Bomben zu platzieren. Tony hat irgendwann genug und verkündet im Fernsehen, dass der Mandarin doch einfach vorbei kommen soll und sie würden das wie echte Männer klären. Der Terrorist lässt sich das nicht zweimal sagen und kommt vorbei. Allerdings hat er ein Geschwader Kampfhubschrauber dabei und macht Tonys Anwesen und Versteck dem Erdboden gleich. Tony muss offenbar mit einem ausgeklügelten Plan anrücken, um den Verbrecher zu fassen.
Ich habe absichtlich einige wichtige Story-Details weg gelassen. Diejenigen, die den Film noch sehen wollen, werden es mir danken und alle, die den Film schon kennen, werden es hoffentlich verstehen. Der dritte „Iron Man“ hat nämlich einen großen Vorteil gegenüber dem Vorgänger. Er wartet mit einer vergleichsweise gut konstruierten Story auf, die einige gut platzierte Wendungen parat hält. So wird mit den Konventionen des Superhelden – und vor allem dessen Gegners - gespielt und der Zuschauer wird immer mal auf die falsche Fährte geführt. Schön ist auch, dass sich die Story relativ weit weg von der ganzen Avengers-Kiste bewegt und trotz der immer komplexer werdenden Continuity im Marvel-Film-Universum, relativ autark da stehen kann. Soll heißen, man muss weder einen der früheren Iron-Man-Filme gesehen haben, noch sämtliche Avengers-Spin-Offs, geschweige denn, den Avengers-Film selbst, um die Handlung hier zu verstehen. Das ist wohl auch die größte Stärke von „Iron-Man 3“. Der Film funktioniert auch, ohne sich Schützenhilfe bei anderen Filmen holen zu müssen. Abgesehen davon hat man versucht, Tony Stark mehr Persönlichkeit und Tiefe zu verleihen. Dabei ist aber die Eindimensionalität dieser Figur nicht verschwunden. Zweifel, Angst und Panikattacken koexistieren also neben den lockeren Sprüchen, dem ausgeprägten Narzissmus und den sexistischen Ausrutschern, die Tony Stark eigentlich zu einer überzeugenden Figur werden ließen. Das Menscheln wirkt aufgesetzt und irgendwie krampfig. Gott sei Dank stört es nicht weiter, denn der Hauptteil des Films lässt es ordentlich krachen. Was die Spezialeffekte angeht, ist hier ein guter Mix aus brachialer CGI-Orgie und einigen handgemachten Kampfeinlagen gelungen. Wirklich die Spucke weg bleibt einem zwar nicht mehr – dafür hat man diese Art Action zu oft in anderen Filmen gesehen – aber das ganze Getöse wirkt ausgeglichen und dem Setting angemessen.
Schließlich gibt es noch ein paar nette kleine Witzchen mit Jarvis, dem Supercomputer, der neuerdings unter Wortfindungsstörungen zu leiden scheint. Wirklich lustig ist ein Dialog zwischen Tony Stark und Jon Favreau – dem Regisseur der ersten beiden Teile und Darsteller des Leibwächters Happy. Im Gespräch geht es immer wieder um dessen neuen Job, und wie schmerzlich er vermisst würde. Das zeugt von einem hohen Maß an Selbstironie und nimmt unmittelbar die Sparpolitik von Marvel aufs Korn, nach der nämlich lieber ein unbekannter Regisseur eingesetzt wird, bevor der schon etablierte Chef auf die Idee kommen könnte, mehr Gage zu fordern.
Ich mochte „Iron-Man“ schon immer und auch im eher schwächeren zweiten Teil hatte ich großen Spaß. Ich bin einigermaßen froh, dass der dritte Teil nun wieder etwas nach oben geht und die ganze Sache überaus befriedigend und auch sinnvoll zu einem Ende führt. Oder doch nicht? Verflucht, nochmal! Da fällt mir doch in diesem Moment ein, dass ich die Post-Credit-Szene nicht geguckt habe, sondern dämlicherweise sofort aufgestanden und zum Klo gerannt bin. Jetzt muss ich mir das ganze Ding noch einmal ansehen...
Iron Man 3 (USA, 2013): R.: Shane Black; D.: Robert Downey Junior, Gwyneth Paltrow, Ben Kingsley, u.a.; M.: Brian Tyler; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
Kineast im Radio: Jeden Sonntag, 14:00 bis 15:00 Uhr auf Radio Lotte Weimar.
Freitag, 10. Mai 2013
Iron Man 3
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