Zur Zeit laufen in den Kinos der Welt gleich zwei Filme, die sich beinahe mit der selben Thematik auseinandersetzen und dabei recht unterschiedliche Resultate abliefern. Es geht um das Älterwerden und die Frage nach der Zukunft, so kurz sie auch sein mag. Lohnt es sich, für Morgen zu träumen, oder sollte man nicht mal mehr grüne Bananen kaufen? Ein Film kommt aus Frankreich und einer aus England. In beiden Filmen geht es um Senioren, die gemeinsam einen gewichtigen Schritt unternehmen, der ihr Leben auf die alten Tage nochmal ordentlich durcheinander würfelt. In „Und wenn wir alle zusammen ziehen“ gründet eine Gruppe von Pensionären eine eigene WG und in „Best Exotic Marigold Hotel“ fliehen sie gleich nach Indien. Einen von beiden habe ich mir angesehen.
Evelyn passiert es, während sie mit einer Servicekraft bei der Telefongesellschaft spricht. Graham passiert es, als er eine Abschiedsrede für einen langjährigen Kollegen vorbereitet und feststellt, dass er selbst dieser langjährige Kollege ist. Douglas merkt es, als der Makler in der künftigen Wohnung die Vorzüge eines Handlaufs an der Wand und eines Panikknopfes preist und Norman merkt es wiederum beim Speeddating, da ihm keiner glauben will, er wäre wirklich erst Anfang 40. Was merken all diese Menschen? Sie merken, dass sie alt geworden sind und dass sich die Welt um sie herum immer schneller zu drehen scheint und dass man irgendwann keine Veränderungen mehr will oder ertragen kann. Vor allem aber merken sie, dass sie weg müssen. Weg von ihrem Leben und rein in etwas Aufregendes vielleicht. Ein neues Leben? Dafür ist es wohl etwas spät, aber noch ein bisschen was erleben, oder vielleicht auch etwas nach holen oder erledigen, bevor der Hammer fällt; das wäre schön.
All diese Menschen erfahren mehr oder weniger zufällig von einer tollen neuen Seniorenresidenz in Indien. Das „Best Exotic Marigold Hotel“ ist ein Palast aus der alten Zeit und wartet mit prachtvollen Zimmer und einem magisch, exotischem Ambiente auf. Genau das richtige, um hier einen ruhigen und gleichzeitig mehr als würdigen Lebensabend zu verbringen. Tja. Aber dann wird es doch anders, als erwartet.
Dieser Film lebt von zwei Dingen: Das Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher Kulturen und deren Weltanschauung und das Aufeinandertreffen zahlreicher Schauspiellegenden. Großbritannien und Indien verbindet eine gemeinsame Geschichte, die auch viele negative Aspekte mit sich gebracht hat. Es ist ein spannender Gedanke, die alteingesessenen Briten in die bunte und irgendwie unwirklich anmutende indischen Straßen zu werfen und zu sehen, wie sie zurecht kommen. Bill Nighy, Judi Dench, Maggie Smith und Tom Wilkinson vermitteln überzeugend den Eindruck, aufgeschlossene und weltoffene Menschen zu sein. Sie sind in dieser neuen Welt natürlich bestens aufgehoben und trotz einiger Schwierigkeiten machen sie stets das Beste aus der Situation. Natürlich ist das „Best Exotic Marigold Hotel“ eine einzige Bruchbude und der Prunk und die Pracht gehören eindeutig der Vergangenheit an. Klar, dass hier einige skurrile und lustige Situationen für einige Lacher sorgen. Diese kleinen Gags wirken allerdings nicht aufgesetzt oder krampfig, was man leider von der Liebesgeschichte zwischen dem liebenswürdigen, aber sehr chaotischem Hotelmanager Sonny und seiner Freundin Sunaina nicht sagen kann. Diese beiden klären ihre Beziehungsprobleme sehr statisch und es wirkt seltsam, dass sie sich in sehr gebrochenem Englisch unterhalten und nicht in ihrer Muttersprache. Die Dialoge zwischen den beiden sind auch inhaltlich eher platt. Es ist unglücklich dargestellt und passt nicht zu den restlichen Motiven des Films.
„Best Exotic Marigold Hotel“ hinterlässt einen soliden Eindruck. Es gibt viele schöne Momente und gute Dialoge und die lassen einen schon über die kleineren Ecken und Kanten hinweg sehen. Es ist jedenfalls keine platte Komödie, die sich nur auf den Gags ausruht, die man im Trailer zu sehen bekommt. Mal sehen, wie das französische Pendant abschneidet. Dessen Besprechung folgt in den nächsten Wochen.
The Best Exotic Marigold Hotel (GB, I, 2012): R.: John Madden; D.: Judi Dench, Bill Nighy, Dev Patel, u.a.; M.: Thomas Newman; Offizielle Homepage
In Weimar: lichthaus
Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, zwischen 12:00 und 13:00 Uhr auf Radio Lotte Weimar.
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