In
meinem Leben gibt es – und gab es schon immer – unglaublich viel
Musik. Das fing schon als Kind an. Mein Papa war schon immer sehr
interessiert und zu DDR-Zeiten als Schallplattenunterhalter mit extra
DJ-Diplom unterwegs. In den 70er Jahren war es wichtig, sich mit der
Musik zu identifizieren. Solche denkwürdigen Ereignisse, wie
Woodstock zumindest aus der Ferne mitzukriegen, war schon irgendwie
wichtig. Meine Eltern haben also schon immer viel Wert auf ihren
Musikgeschmack gelegt. Das heißt, ich bin mit den Beatles, den
Rolling Stones, Neill Young, Bob Dylan, und so ziemlich allen Ikonen
des Rock und Pop aufgewachsen. Mir hat dann irgendwann eine Band
besonders zugesagt. Ich weiß nicht warum, aber im Alter von sechs
Jahren oder so, habe ich unentwegt Supertramp gehört. Das war
irgendwann der Soundtrack zu allem, was ich so erlebt habe. Der
Ostsee-Urlaub wurde von „Crime Of The Century“ begleitet, meine
Grundschulzeit von „Chrisis? What Chrisis?“. Ununterbrochen hörte
ich das Livealbum rauf und runter, während die Mitschüler auf die
Eurodance-Welle und Schlumpfentechno abgingen. Aus heutiger Sicht ist
Supertramp irgendwie weniger ernst zu nehmen und aus irgendeinem
Grund werden die Fans unverhohlen belächelt. Möglicherweise liegt
das daran, dass Supertramp seit vielen Jahren mit ein und dem selben
Song ein eher mitleiderregendes Dasein auf den Servicewellen der
deutschen Radiolanfschaft fristet. Lustigerweise wurde vor einiger
Zeit „Give A Little Bit“ wieder neu entdeckt, weil Coca Cola den
Song für die aktuelle Imagekampagne durch sämtliche Kanäle dudeln
ließ. Irgendwann war bei mir dann chluss mit Supertramp. Von einem
Tag auf den nächsten erschloss sich mir eine völlig neue Musik, die
mit großflächig arrangierten Pop-Balladen über den Frieden in der
Welt gar nichts zu tun hatte. Wenn man den kontrastreichen Schritt
von Supertramp zu Drum'n'Bass beobachtet, könnte man vielleicht
denken, mein Leben hätte einen ebenso gravierenden Einschnitt
verzeichnet. Dem war nicht so. Plötzlich wollte ich hämmernde
Bässe, wahnwitzige BPMs und kreischende Vocalsamples. Drum'n'Bass
ist an sich keine Musik, die man sich geruhsam anhört, aber ab da an
gab es für mich nichts anderes mehr. Mir gefiel es, eine Musik zu
hören, die die meisten meiner Bekannten einfach nicht verstanden.
Das mangelnde Verständnis schlägt sich übrigens auch in
Filmsoundtracks nieder. Immer wieder haben Filmemacher versucht,
diesen Sound in ihre Werke einzubauen – meist mit fatalen
Ergebnissen. Der Soundtrack von „pi“ oder das Intro von „Event
Horizon“ bieten da die seltene Ausnahme von gelungenen Einsätzen
des Amen-Beats. Aber zurück zum Thema: Dadurch, dass ich so
konsequent und unaufhörlich Musik höre, gibt es keinen Peak oder
besonderen Moment, den ich mit einem bestimmten Song verbinde. Bei
den denkwürdigen Ereignissen in meinem Leben, lief dann
erstaunlicherweise keine Musik. Ich habe meine Freundin gefragt,
welcher Song vielleicht sowas ähnliches, wie unser Song sein könnte.
Sie antwortete: „Brauchen wir einen Song?“
Als
DJ werde ich oft gefragt, was meine Lieblingsplatte ist. Wenn ich nur
eine Lieblingsplatte hätte, könnte ich wohl kaum ein
abwechslungsreiches Set spielen.
Zerdenke
ich die ganze Sache vielleicht zu sehr? Okay! Ich sage jetzt einfach,
welcher Song, mir ganz spontan durch den Kopf geht: „Lass das mal
den Papa machen...“ Oha!
Das Stöckchen haben mir übrigens die Kollegen von Schöner Denken zu geworfen. Wie deren musikalischer Nostalgietrip aussieht, könnt Ihr hier nachlesen.
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