Freitag, 23. September 2011

Filmkunstmesse Leipzig - Donnerstag



Der letzte Abend in Leipzig. Morgen geht es wieder nach Hause. Auch, wenn die Filmkunstmesse für mich nicht ganz so gelaufen ist, wie ich es mir vorgestellt hatte, war es eine schöne Woche und ich habe einige hochinteressante Filme sehen können. Zeit für ein kleines Resumé.
Das Highlight für mich war auf jeden Fall „Melancholia“ (*), was man ja bereits gestern an einem leicht verzückten Tonfall bemerkt haben dürfte. Auch der Eröffnungsfilm „Habemus Papam“ war eine angenehme Überraschung. Das ist sowieso das, was am meisten Spaß macht. Man bekommt gute Filme zu sehen, die man überhaupt nicht auf dem Zettel hatte und sie machen Spaß. Insgesamt hinterlässt die Organisation des Festivals leider einen leicht fahlen Nachgeschmack. All diese Veranstaltungen, zu denen man als akkreditiertes Mitglied der Presse nur halb oder gar keinen Zutritt hatte machen keinen besonders guten Eindruck. Natürlich muss man anmerken, dass es sich um eine Fachmesse für die Branche handelt. Aber wenn man sich entscheidet, diese Messe zu öffnen, dann doch bitte richtig. Leipzig ist ein guter Standort und die Filmauswahl ist hervorragend. Es wäre schade, wenn dieses Potential verschenkt werden würde und ich hoffe sehr, dass die Filmkunstmesse in den nächsten Ausgaben offener wird, und so auch die Möglichkeit erhält, zu wachsen.

19:45 Uhr



Bei der Vorstellung der Programmkinostudie 2011 wurde immer wieder der deutsche Film erwähnt, und wie wertvoll Programmkinos für den deutschen Film wären. Also suche ich mir für heute einen entsprechenden Film aus. In der Schauburg wird der neue Film von „Friendship!“ - Regisseur Markus Goller gezeigt.
„Eine ganz heiße Nummer“ ist der Titel und er spielt in einem kleinen bayrischen Dorf. Hier hat die Finanzkrise zugeschlagen und die Glashütte des Ortes muss geschlossen werden, so dass viele Einwohner ihren Job verlieren. Aber auch der ansässige Lebensmittelladen hat zu kämpfen, denn die Einwohner fahren lieber zum nächsten Supermarkt, weil es dort natürlich billiger ist. Die drei Damen des Ladens, Waltraud, Maria und Lena versuchen nach Kräften, den Laden zu halten, doch da flattert ein Brief von der Bank ins Haus. Der Kredit wird gekündigt und sie müssen sehr schnell sehr viel Geld auftreiben. Maria wird indes ständig von einem obszönen Anrufer belästigt und da kommt ihr eine Idee, mit der die anderen beiden zunächst gar nicht einverstanden sind und von der das Dorf natürlich auch absolut nie etwas erfahren darf, schon gar nicht, da sich der Dekan zum Besuch angekündigt hat.

Der Film funktioniert nach dem gleichen Prinzip, wie schon „Sommer in Orange“ oder „Kalender Girls“ und lebt vor allem von den starken Kontrasten, die natürlich zahlreiche skurrile und komische Situationen provozieren. Das ganze in enorm ausgeprägter bayrischer Mundart, ergibt eine lockere Komödie, die zu unterhalten versteht. Schön ist, dass man Gisela Schneeberger wieder sieht, die ich zu Letzt in Gerhard Polts „Man spricht Deutsh“ erlebt habe und der diese Rolle wie auf den Leib geschneidert ist, Lustig sind auch die ersten Gehversuche als Telefonistinnen, die vor allem durch den Dialekt enorm großen Spaß machen. Auch, wenn der Film nicht die gleiche Intensität und Rafinesse, wie seinerzeit „Friendship“ erreicht, ist er eine liebenswerte kleine Komödie geworden, die ganz frech an den Stellen weiter geht, vor denen „Sommer in Orange“ ganz brav halt gemacht hat.
„Eine ganz heiße Nummer“ läuft ab dem 27. Oktober in den Kinos und ist – wie sollte es auch anders sein – sehr zu empfehlen.
Nett war außerdem, dass Regisseur Markus Goller selbst anwesend war, sich den Film mit dem Publikum zusammen angesehen hat und anschließend sehr sympathisch Fragen beantwortet hat. So kam dann doch am letzten Abend noch einmal richtiges Festivalfeeling auf.

Das war es von der Filmkunstmesse in diesem Jahr. Auf dem Blog wird es noch ein bisschen weiter gehen und all die Filme, die jetzt in aller Kürze besprochen wurden, begegnen uns natürlich wieder.

Eine ganz heiße Nummer (D, 2011): R.: Markus Goller; D.: Gisela Schneeberger, Bettina Mittendorfer, Rosalie Tomass, u.a.; M.: Peter Horn u,a,; Offizielle Homepage

Kineast On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr auf Radio Lotte Weimar.

(*) Freitag Vormittag durfte ich noch unverhofft „Drive“ sehen. Die Sache mit dem Highlight ist also nicht mehr ganz so eindeutig. Dazu dann später mehr...

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