12:00 Uhr
Der dritte Tag in Leipzig verwöhnt wieder mit perfektem spätsommerlichen Wetter und das motiviert. Auf einen dezenten Hinweis eines Hörers hin werden die letzten Kleinigkeiten an der Technik gefixt, so dass diese kurz vor Toresschluss dann endlich so funktioniert, wie sie soll.
17:00 Uhr
Per Mail flattert eine Einladung herein. Der Vorstand der Filmförderungsanstalt – kurz FFA – stellt die Programmkinostudie 2011 vor. Hier wird in Statistiken und Zahlen dargelegt, wie viele Programmkinos es in Deutschland gibt, wie viele Arthousefilme im Jahr in entsprechenden Kinos laufen, wie viele Zuschauer in Arthousefilme und -kinos gehen, wie alt diese Zuschauer sind, wie viel sie im Kino essen und trinken, und und und... Enorm viele Zahlen, die insgesamt ein sehr interessantes Bild ergeben, nämlich, dass es Programmkinos vorwiegend in großen Städten gibt, dass der Marktanteil insgesamt in diesem Jahr ein bisschen zurück gegangen ist, dass Kunstfilme, oder eben Arthousefilme ihre größten Erfolge in reinen Programmkinos erzielen, und dass es trotz einer zunehmenden Digitalisierung des Kinos – nicht zu Letzt durch 3D – es vor allem die Filme sind, die auf derartige technische Spielerein verzichten, die von den meisten Zuschauern am besten bewertet werden. Im Zusammenhang damit, ruft der Veranstalter der Filmkunstmesse Leipzig, die AG Kino, übrigens zu einem Umrüstungsstopp in allen Mitgliedstheatern auf. Der Grund hierfür ist, dass einige Verleihfirmen in letzter Zeit gerne Kinos vernachlässigt haben, die noch nicht über digitale Ausrüstung verfügen, sich nun aber immer noch weigern, die anfallenden Umrüstungskosten für die Lichtspielhäuser zumindest teilweise zu tragen. Die Ergebnisse der Studie und alle Zahlen und Statistiken einzeln abrufbar, findet ihr hier.
20:30 Uhr
Wie gestern angekündigt, mache ich mich auf den Weg, um mir „Melancholia“ anzusehen. Auch, wenn mir von Triers letzter Film „Antichrist“ nicht gefallen hat, kam ich nicht umhin, mich vom Hype um sein neues Werk anstecken zu lassen. Der letzte Trailer versprach unglaublich tolle Bilder und sofort musste ich an „Tree Of Life“ denken. Also auf zur Schauburg, ein weiteres sehr sympathisches Kino in Leipzig. Hier erwartet mich eine große Menschenmenge, die sich um den Eingang und die Kasse des Kinos drängt. Offensichtlich wollen all diese Menschen in den gleichen Film. Es heißt Schlangestehen und dann heißt es „Wir sind voll“. Resigniert will ich schon gehen, da verkündet jemand das unerwartete Auftauchen weiterer sechs Tickets. Unglaubliche Szenen spielen sich ab, die nicht weiter vertieft werden müssen. Fakt ist: Ich bin der letzte Mensch, der in den Saal eingelassen wird und noch während ich meinen Platz in der ersten Reihe suche, starrt mich Kirsten Dunst in Supra-Zeitlupe an und dazu erklingt das Tristan-Thema von Richard Wagner. Und dann geht es los und hört erst nach zwei Stunden auf. An dieser Stelle will ich gar nicht mehr verraten, denn irgendwie braucht der Film auch noch eine Weile, um sich zu setzen. Nur so viel: Es ist ein beeindruckender Film und Lars von Trier hat sein Talent für das Tragische und für das Kreieren einprägsamer Bilder weder verloren noch neu erfunden. Kirsten Dunst liefert eine sehr beeindruckende Leistung ab, die nicht umsonst mit der Palme D'or des Cannes honoriert wurde.
All zu lange muss das Publikum nicht mehr warten, denn „Melancholia“ startet am 6. Oktober auch in Weimar und spätestens dann wird es hier einen ausführlichen Beitrag dazu geben. Um im Tonus der letzten Tage zu bleiben: Es wird dringend empfohlen, den Film zu sehen
Morgen stehen einige Filme auf dem Programm, deren Titel mir noch nicht viel sagen, und ich weiß noch nicht, für welchen ich mich entscheiden werde. Einfach überraschen lassen.
Melancholia (DK, S, GB, 2011): R.: Lars von Trier; D.: Kirsten Dunst, Charlotte Gainsbourg, Kiefer Sutherland, John Hurt, u.a.; Offizielle Homepage
Der Nächste Kineast: Freitag, irgendwann zwischen 10:00 und 13:00 Uhr, auf Radio Lotte Weimar
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